Das Flammende Kreuz
küssen.
»Dir auch ein frohes, neues Jahr, a nighean donn .« Er war warm und roch schwach nach Bier und getrocknetem Schweiß.
»Möchtest du immer noch nach draußen gehen?«, fragte ich mit einem Blick zum Fenster. Der Mond war schon lange untergegangen, und die Sterne brannten klein und kalt am Himmel. Der Hof draußen war nackt und schwarz.
»Nein«, sagte er unverblümt und rieb sich mit der Hand über das Gesicht. »Ich möchte ins Bett gehen.« Er gähnte und blinzelte, während er versuchte, die zerzausten Haare zu glätten, die von seinem Kopf abstanden. »Aber ich möchte, dass du mitkommst«, fügte er großzügig hinzu.
»Nichts, was ich lieber täte«, versicherte ich ihm. »Was ist denn das?« Ich trat von hinten um ihn herum und warf über seine Schulter hinweg einen Blick auf die Zeichnung, die eine Art Grundriss zu sein schien, dessen Ränder mit mathematischen Berechnungen bekritzelt waren.
Er setzte sich auf und sah jetzt etwas wacher aus.
»Ah. Nun, es ist ein Geschenk von unserem Roger für Brianna, zu Hogmanay.«
»Er baut ihr ein Haus? Aber sie-«
»Nicht ihr.« Er grinste zu mir auf, beide Hände flach auf die Kanten der Zeichnung gelegt. »Den Chisholms.«
Listig, wie es sonst nur Jamie konnte, hatte sich Roger bei den Siedlern auf dem Berg umgehört und eine Vereinbarung zwischen Ronnie Sinclair und Geordie Chisholm arrangiert.
Ronnie besaß ein sehr geräumiges Blockhaus neben seiner Küferwerkstatt. Die Vereinbarung besagte nun, dass Ronnie, der unverheiratet war, in die Werkstatt ziehen würde, wo er problemlos schlafen konnte. Daraufhin würden die Chisholms in Ronnies Blockhaus ziehen, und sobald das Wetter es erlaubte, würden sie zwei Zimmer anbauen, wie in dem Plan auf Jamies Tisch vorgegeben. Außerdem würde Mrs. Chisholm für Ronnie kochen und seine Wäsche waschen. Wenn die Chisholms im Frühjahr ihre eigene Heimstatt übernahmen und dort ein Haus bauten, würde Ronnie wieder in sein frisch erweitertes Blockhaus ziehen - und er hoffte, dass die Pracht seines verbesserten Quartiers ausreichen würde, um irgendeine junge Frau dazu zu bewegen, einen Heiratsantrag von ihm anzunehmen.
»Und unterdessen bekommen Roger und Brianna ihre Hütte zurück, Lizzie und ihr Vater brauchen nicht mehr im Sprechzimmer zu schlafen, und alles ist in Butter!« Ich drückte ihm entzückt die Schultern. »Das ist ja eine wunderbare Abmachung. Hast du den Plan gezeichnet?«
»Aye. Geordie ist kein Zimmermann, und ich wollte nicht, dass ihm das Haus über dem Kopf zusammenfällt.« Er blinzelte den Plan an, zog einen Federkiel aus dem Glas, öffnete den Tintenbehälter und nahm eine kleine Verbesserung an einer der Zahlen vor.
»So«, sagte er und ließ den Federkiel sinken. »So geht es. Unser Roger will es Brianna zeigen, wenn sie heute Nacht heim kommen; ich habe gesagt, ich lasse den Plan für ihn liegen.«
»Sie wird begeistert sein.« Ich lehnte mich an seine Sessellehne und massierte ihm mit beiden Händen die Schultern. Er lehnte sich zurück, bis das Gewicht seines Kopfes warm gegen meinen Bauch drückte, und schloss vor Vergnügen seufzend die Augen.
»Kopfschmerzen?«, fragte ich leise, als ich die senkrechte Falte zwischen seinen Augen sah.
»Aye, ein bisschen. Oh, aye, das ist schön.« Meine Hände waren jetzt an seinem Kopf angekommen und rieben ihm sanft die Schläfen. Für jeden anderen hätte ich das Lavendelöl holen können, aber nicht für ihn.
Das Haus war still geworden, obwohl ich in der Küche noch immer Stimmengebrumm hören konnte. Jenseits davon schwebte der hohe, liebliche Klang von Evans Geige durch die kalte, stille Luft.
» My Brown-Haired Maid «, sagte ich und schwelgte seufzend in Erinnerungen. »Ich liebe dieses Lied.« Ich löste das Band, das seinen Zopf zusammen hielt, und entflocht sein Haar. Es fühlte sich warm und weich an, als ich es genießerisch mit den Fingern ausbreitete.
»Es ist wirklich merkwürdig, dass du kein Ohr für Musik hast«, sagte ich, um ihn durch eine Unterhaltung abzulenken, während ich seine Augenbrauen glatt strich, indem ich dicht am Rand des Auges Druck ausübte. »Ich weiß nicht, warum, aber mathematisches Talent tritt oft gleichzeitig mit musikalischem auf. Brianna hat beides.«
»Ich früher auch«, sagte er geistesabwesend.
»Was?«
»Ich hatte früher auch beides.« Er seufzte und beugte sich vor, um seinen Hals zu recken, die Ellbogen auf den Tisch gestützt. »Oh, Himmel. Bitte. Oh, aye.
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