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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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nicht sicher ist - in nicht allzu großer Entfernung vom Hafen befindet und nachdem er mir dies mitgeteilt hatte, ging ich an diesem Gebäude vorbei und erkundigte mich, wer sein Besitzer ist. Das Gebäude gehört zwei Partnern: einem gewissen Ronald Priestly und einem gewissen Philip Wylie. Im Augenblick liegen mir keinerlei Informationen über diese Männer vor, doch ich werde meine Nachforschungen fortsetzen, so wie es meine Zeit erlaubt.
    Nachdem ich oben Stehendes erfahren hatte, habe ich versucht, in den hiesigen Wirtshäusern Gespräche über Bonnet anzufangen, doch mit wenig Erfolg. Ich würde sagen, der Name ist bekannt, doch kaum jemand wünscht von ihm zu sprechen.
     
    Euer gehorsamster Diener
Archibald Hayes, Leutnant
67stes Highlandregiment
    Wir waren nach wie vor von den normalen Geräuschen des Hauses umgeben, doch Brianna und ich schienen uns plötzlich gemeinsam in einer kleinen, klaren Blase aus Stille zu befinden, in der die Zeit abrupt stehen geblieben war.
    Es widerstrebte mir, den Brief aus der Hand zu legen, denn das hätte ja bedeutet, dass die Zeit weiterlief und etwas unternommen werden musste. Gleichzeitig hätte ich ihn am liebsten nicht nur aus der Hand gelegt, sondern ihn ins Feuer geworfen und so getan, als hätte keine von uns beiden ihn je gesehen.
    Dann fing Jemmy im oberen Stock an zu weinen, Brianna reagierte mit einem Ruck und wandte sich der Tür zu, und die Dinge begannen, wieder ihren normalen Lauf zu nehmen.
    Ich legte den Brief separat beiseite und widmete mich der restlichen Post. Ich legte die an Jamie adressierten Dinge ordentlich beiseite, stapelte die Zeitungen und Monatsschriften und öffnete die Schnur des Paketes; wie ich vermutet hatte, war es ein Buch - Die Expedition des Humphrey Clinker von Tobias Smollett. Ich wickelte die Schnur auf und steckte sie in meine Tasche, während ein leises »Was-jetzt,-was-jetzt« unablässig wie ein Metronom in meinem Hinterkopf tickte.
    Brianna kam mit Jemmy zurück, der von seinem Schläfchen rot und zerknittert war und sich offenbar in jenem Zustand befand, in dem man aus dem Schlaf erwacht und sich voll benommener Irritation über die lästigen
Anforderungen des Bewusstseins wiederfindet. Er hatte mein volles Mitgefühl.
    Sie setzte sich hin, zog den Ausschnitt ihres Hemdes herunter und legte das Baby an ihre Brust. Seine Schreie verstummten wie von Zauberhand, und ein paar Sekunden lang wünschte ich sehnsüchtig, ich könnte etwas ähnlich Wirkungsvolles für sie tun. So jedoch sah sie bleich, aber gefasst aus.
    Ich musste irgendetwas sagen.
    »Es tut mir Leid, Schätzchen«, sagte ich. »Ich habe versucht, ihn aufzuhalten - Jamie, meine ich. Ich weiß, dass es nicht seine Absicht war, dass du davon erfährst und dir deswegen Sorgen machst.«
    »Schon okay. Ich wusste es schon.« Sie streckte eine Hand aus und zog eines der Geschäftsbücher aus dem Stapel, den Jamie auf seinem Schreibtisch liegen hatte. Sie hielt es am Rücken empor und schüttelte einen zusammengefalteten Brief heraus, auf den sie nun deutete.
    »Sieh dir das an. Ich habe ihn gefunden, als ihr mit der Miliz unterwegs wart.«
    Ich las Lord Johns Bericht über das Duell zwischen Bonnet und Hauptmann Marsden und fühlte, wie sich über meinem Brustbein eine kalte Stelle bildete. Ich hatte mir keine Illusionen in Bezug auf Bonnets Charakter gemacht, aber ich hatte nicht gewusst, dass er so viel Geschick besaß. Mir waren gefährliche Kriminelle sehr viel lieber, wenn sie inkompetent waren.
    »Ich dachte, Lord John hätte nur auf eine beiläufige Frage von Pa geantwortet - aber das war wohl ein Irrtum. Was meinst du?«, fragte Brianna. Ihr Ton war kühl, beinahe abwesend, so als erkundigte sie sich nach meiner Meinung über ein Haarband oder eine Schuhschnalle. Ich musterte sie scharf.
    »Was meinst du denn?« Es war schließlich Brianna, auf die es hier ankam - zumindest meiner Meinung nach.
    »In welcher Hinsicht?« Ihr Blick glitt von meinen Augen zu dem Brief, dann heftete er sich auf Jemmys runden Hinterkopf.
    »Oh, zunächst einmal über die Teepreise in China«, sagte ich gereizt. »Und dann kannst du dich vielleicht zum Thema Stephen Bonnet äußern, wenn es dir recht ist.« Es war seltsam erschreckend, den Namen laut auszusprechen; in unausgesprochenem Einverständnis hatten wir alle es monatelang vermieden.
    Sie hatte die Zähne in ihre Unterlippe gegraben. Sie hielt die Augenlider einen Moment gesenkt, dann schüttelte sie ganz leicht den

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