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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Entscheidung hatte bei ihm gelegen. Andererseits, so besann ich mich, war er noch ein Junge gewesen, als er seine Eltern verließ, und für Jenny war er es wahrscheinlich immer noch.
    Dennoch wusste ich, dass ihr Schweigen Jamie tief verletzte. Er schrieb weiterhin an sie, wie er es immer getan hatte, und brachte fast jeden Abend stur ein paar Absätze für sie zu Papier. Er sammelte die Seiten, bis jemand nach Cross Creek oder Wilmington reiste. Er sagte es nie laut, doch ich sah jedes Mal, wie seine Augen auf der Suche nach ihrer Handschrift über den Briefstapel huschten und sein Mundwinkel sich beinahe unmerklich verspannte, wenn er sie nicht fand.
    »Herrgott, Jenny Murray«, murmelte ich vor mich hin. »Verzeih ihm doch und lass die Sache auf sich beruhen!«
    »Hm?« Brianna hatte die Zeitschrift hingelegt und betrachtete stirnrunzelnd einen quadratischen Brief.
    »Nichts. Was hast du denn da?« Ich legte die Briefe aus der Hand, die ich gerade sortiert hatte, und trat zu ihr, um ihn mir anzusehen.
    »Er ist von Leutnant Hayes. Was meinst du wohl, was er schreiben könnte?«
    Ein kleiner Adrenalinstoß fuhr mir in die Magengrube. Es muss auch in meiner unbewachten Miene zu sehen gewesen sein, denn Brianna legte den Brief hin und sah mich mit gefurchter Stirn an.
    »Was?«, wollte sie wissen.
    »Nichts«, sagte ich, doch es war zu spät. Sie stand da und musterte mich, eine Faust auf die Hüfte gestemmt. Dann zog sie eine Augenbraue hoch.
    »Du bist wirklich eine lausige Lügnerin, Mama«, sagte sie geduldig. Ohne zu zögern, erbrach sie das Siegel.
    »Dieser Brief ist an deinen Vater adressiert«, erinnerte ich sie, wenn es meinem Protest auch an Nachdruck mangelte.
    »Ah-hm. Der andere auch«, sagte sie, den Kopf über das aufgefaltete Papier gebeugt.
    »Was?« Aber ich war an ihre Seite getreten und las über ihren Arm hinweg mit, noch während ich das fragte.

    18. Januar 1771
     
    Leutnant Archibald Hayes
Portsmouth, Virginia
     
    Mr. James Fraser
Fraser’s Ridge, North Carolina
     
    Sir -
     
    Ich schreibe, um Euch davon in Kenntnis zu setzen, dass wir uns im Augenblick in Portsmouth befinden und wohl auch bis zum Frühjahr hier bleiben werden. Solltet Ihr mit irgendwelchen Seekapitänen bekannt sein, die bereit wären, vierzig Männern die Überfahrt nach Perth zu gewähren, wenn die Armee ihnen Kompensation bei Erreichen des Hafens verspricht so wäre ich froh, dies bei nächster Gelegenheit zu erfahren.
    Unterdessen haben wir uns für diverse Arbeiten verdingt um uns während der Wintermonate zu ernähren. Mehrere Männer haben Arbeit in den Schiffswerkstätten gefunden, die es hier sehr zahlreich gibt. Ich selbst bin als Koch in einem Wirtshaus im Ort beschäftigt, bemühe mich aber, meine Männer regelmäßig in ihren diversen Unterkünften zu besuchen, um mich mit ihrem Befinden vertraut zu machen.
    Vorgestern Abend besuchte ich ein solches Quartier. Im Verlauf der Unterhaltung erwähnte einer der Männer - ein gewisser Privatgefreiter Ogilvie, den Ihr ja, glaube ich, kennt - ein Gespräch, das er im Hafen mit angehört hatte. Da sich dieses um einen gewissen Stephen Bonnet drehte, der, wie ich mich entsinne, für Euch von Interesse ist, teile ich Euch hiermit den Inhalt mit.
    Bonnet scheint den Berichten nach ein Schmuggler zu sein, in dieser Gegend kaum eine seltene Beschäftigung. Allerdings scheint er mit Ware von höherer Qualität - und in größerer Quantität - als gewöhnlich zu handeln, und demzufolge scheint auch die Natur seiner Verbindungen ungewöhnlich zu sein. Will sagen, dass gewisse Lagerhäuser an der Küste von Carolina in Abständen mit Waren von einer Art bestückt sind, die man dort normalerweise nicht findet und dass dieses Phänomen stets mit dem Auftauchen Stephen Bonnets in den Wirtshäusern und Spelunken der Gegend einher geht.
    Der Privatgefreite Ogilvie erinnert sich kaum an spezifische Namen, da ihm nicht bekannt war, dass Bonnet von Interesse war, und erwähnte die Angelegenheit mir gegenüber nur als Kuriosität. Ein Name, der fiel, war ›Butler‹, sagt er, aber er ist sich nicht sicher, ob dieser Name etwas mit Bonnet zu tun hatte. Ein anderer Name war ›Karen‹, aber Ogilvie
weiß nicht ob sich dies auf eine Frau oder vielleicht auf ein Schiff bezog.
    Es stellte sich heraus, dass sich eines dieser Lagerhäuser - er geht davon aus, dass es sich um ein bestimmtes, in der Unterhaltung erwähntes Gebäude handelt, auch wenn er freiwillig zugibt, dass er sich

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