Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
Kopf.
    »Ich möchte nicht von ihm hören oder über ihn nachdenken«, sagte sie gleichmütig. »Und wenn ich ihn je wiedersehe, könnte es sein, dass ich... dass ich...« Sie schüttelte sich heftig, dann sah sie zu mir auf, ihre Augen brennend und hart.
    »Was ist nur los mit ihm?«, rief sie. »Wie konnte er das nur tun?« Sie schlug sich mit der geballten Faust auf den Oberschenkel, und Jemmy erschrak, verlor den Halt und fing an zu jammern.

    »Du meinst deinen Vater - nicht Bonnet?«
    Sie nickte und drückte Jemmy wieder an ihre Brust, doch ihre Aufregung hatte ihn angesteckt, und er wand sich und heulte. Ich streckte die Hände aus, nahm ihn entgegen und hob ihn an meine Schulter, wo ich ihm zum Trost mechanisch den Rücken tätschelte. Briannas leere Hände umfassten ihre Knie und zerknitterten den Stoff ihres Rockes.
    »Warum konnte er Bonnet nicht Bonnet sein lassen?« Sie musste die Stimme erheben, damit ich sie trotz des Babygeheuls hören konnte, und die Knochen ihres Gesichtes schienen sich verschoben zu haben, so dass es aussah, als sei ihre Haut zum Zerreißen fest darüber gespannt.
    »Weil er ein Mann ist-und ein verdammter Highlander«, sagte ich. »Leben und leben lassen kommt in ihrem Vokabular nicht vor.« Von ihrer Brustwarze tropfte langsam Milch auf den Stoff ihres Hemdes; ich streckte eine Hand aus und zog das Tuch hoch, um sie zu bedecken. Sie legte eine Hand auf ihre Brust und drückte fest zu, um den Milchfluss zu stoppen.
    »Aber was hat er denn vor? Wenn er ihn findet?«
    »Sobald er ihn findet, fürchte ich«, sagte ich widerstrebend. »Ich glaube nämlich nicht, dass er seine Suche vorher aufgeben wird. Und was er dann tun wird... nun... ich nehme an, dann wird er ihn umbringen.« Wenn man es so formulierte, klang es seltsam lässig, und doch fielen mir irgendwie keine anderen Worte dafür ein.
    »Du meinst, er wird versuchen , ihn umzubringen.« Sie sah zu Lord Johns Brief hinüber, dann wandte sie schluckend den Blick ab. »Was, wenn er...«
    »Dein Vater hat im Umbringen von Menschen einige Erfahrung«, sagte ich trostlos. »Er kann es sogar erschreckend gut-wenn er es auch schon länger nicht mehr getan hat.«
    Das schien sie nicht besonders zu beruhigen. Mich hatte es ja auch nicht beruhigt.
    »Es ist so groß«, murmelte sie kopfschüttelnd. »Amerika, meine ich. Warum konnte er nicht einfach - verschwinden? Weit weg gehen?« Eine sehr gute Frage. Jemmy prustete vor sich hin und rieb sein Gesicht heftig an meiner Schulter, hatte aber aufgehört zu schreien.
    »Ich hatte auch gehofft, dass Stephen Bonnet so klug sein würde, seiner Schmuggelei von jetzt an in China oder auf den Westindischen Inseln nachzugehen, aber es sieht so aus, als hätte er hier Verbindungen, die er nicht aufgeben will.« Ich zuckte mit den Achseln und tätschelte Jemmy.
    Brianna ließ ihren Rock los und griff nach dem Baby, das sich immer noch wand wie ein Aal.
    »Nun, er weiß ja schließlich auch nicht, dass er Sherlock Fraser und seinen Helfershelfer Lord John Watson auf den Fersen hat.« Es war ein tapferer Versuch, doch ihr Mund zitterte dabei, und sie biss sich erneut auf die Unterlippe. Es widerstrebte mir, ihr noch mehr Grund zur Sorge zu geben, aber es hatte jetzt keinen Zweck mehr, um den heißen Brei herumzureden.

    »Nein, aber das wird nicht mehr lange so bleiben«, sagte ich zögernd. »Lord John ist sehr diskret - der Gefreite Ogilvie ist es nicht. Wenn Jamie weiterhin Fragen stellt - und ich fürchte, das wird er -, dann wird sein Interesse bald überall bekannt sein.« Ich war mir nicht sicher, ob Jamie gehofft hatte, Bonnet schnell ausfindig machen und ihn überraschen zu können - oder ob er plante, Bonnet durch seine Erkundigungen auszuräuchern und ins Freie zu treiben. Oder ob er tatsächlich vorhatte, Bonnets Aufmerksamkeit mit Absicht auf sich zu ziehen und ihn zu uns zu locken. Angesichts der letzten Möglichkeit bekam ich weiche Knie, und ich ließ mich auf den Hocker plumpsen.
    Brianna holte langsam und tief Luft und atmete durch die Nase wieder aus. Dann legte sie das Baby erneut an ihre Brust.
    »Weiß Roger davon? Ich meine, ist er in diese - diese - verdammte vendetta eingeweiht?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube nicht. Ich meine, ganz bestimmt nicht. Er hätte es dir doch erzählt - oder nicht?«
    Ihr Ausdruck entspannte sich ein wenig, obwohl noch ein Rest von Zweifel ihre Augen überschattete.
    »Ich fände es schrecklich, wenn er mir so etwas verheimlichen

Weitere Kostenlose Bücher