Das Flammende Kreuz
stellte die Truhe noch einmal ab und ließ mich auf die Knie nieder, um in das Zelt zu kriechen. Ich kramte in den zerwühlten Bettdecken herum und kam schließlich mit meinem kleinen, ledernen Medizinbeutel wieder zum Vorschein.
Ich richtete ein kurzes Gebet an St. Bride und hängte es ihr um den Hals, um ihn dann im Leibchen meines Kleides verschwinden zu lassen. Ich hatte mir so sehr angewöhnt, das Amulett zu tragen, wenn ich aufbrach, um zu
praktizieren, dass ich mir bei diesem kleinen Ritual fast nicht mehr lächerlich vorkam - fast. Brianna beobachtete mich mit einem sehr merkwürdigen Gesichtsausdruck, doch sie sagte nichts.
Ich schwieg ebenfalls, ergriff meine Sachen und folgte ihr über die Lichtung, wobei ich sorgfältig einen Bogen um die schlammigsten Stellen machte. Momentan regnete es zwar nicht, doch die Wolken hingen dicht über den Baumwipfeln und verhießen jede Minute Nachschub. Nebelschwaden stiegen von umgestürzten Baumstämmen und triefenden Büschen auf.
Warum machte sich Brianna Sorgen um Verhütung?, fragte ich mich. Nicht, dass ich das nicht vernünftig fand, aber warum gerade jetzt? Vielleicht hatte es mit ihrer bevorstehenden Hochzeit mit Roger zu tun. Selbst wenn sie während der vergangenen Monate wie Mann und Frau zusammen gelebt hatten - und das hatten sie -, war die Formalität der vor Gott und den Menschen gesprochenen Gelübde angetan, auch den leichtfertigsten, jungen Menschen zu ernüchtern. Und weder Brianna noch Roger waren leichtfertig.
»Es gibt noch eine andere Möglichkeit«, sagte ich zu ihr, während ich ihr auf dem schlüpfrigen Pfad folgte. »Ich habe sie noch nie bei jemandem ausprobiert, deshalb kann ich nichts über ihre Verlässlichkeit sagen. Nayawenne - die alte Tuscarorafrau, von der ich den Medizinbeutel habe -, sie hat gesagt, es gäbe >Frauenkräuter<. Verschiedene Mixturen für verschiedene Zwecke, aber eine Pflanze insbesondere für diesen; sie hat gesagt, die Samen verhindern, dass der Geist des Mannes den der Frau überwältigt.«
Brianna blieb stehen und wandte sich halb um, während ich zu ihr aufschloss.
»Ist das das Verständnis der Indianer von Schwangerschaft?« Ihr Mundwinkel kräuselte sich ironisch. »Der Mann gewinnt?«
Ich lachte.
»Na ja, in gewisser Hinsicht. Wenn der Geist der Frau zu stark für den des Mannes ist oder sich ihm nicht unterwirft, kann sie nicht empfangen. Wenn sich eine Frau also ein Kind wünscht und keins bekommen kann, behandelt der shaman meistens ihren Mann oder sie beide, nicht nur sie.«
Sie räusperte sich leise, teils belustigt - aber nur teils. »Was für eine Pflanze ist es - das Frauenkraut?«, fragte sie. »Kennst du sie?«
»Ich bin mir nicht ganz sicher«, räumte ich ein. »Zumindest jedenfalls, was den Namen angeht. Sie hat sie mir gezeigt, sowohl die Pflanze in freier Wildbahn als auch die getrockneten Samen, und ich denke, dass ich sie wieder erkennen würde - aber ich kenne keinen englischen Namen für diese Pflanze. Sie gehört aber zur Familie der Umbelliferae«, fügte ich hilfreicherweise hinzu.
Sie warf mir einen strengen Blick zu, der mich erneut an Jamie erinnerte, und drehte sich dann zur Seite, um eine kleine Gruppe weiblicher Campbells vorbeizulassen, die mit leeren Kesseln und Töpfen klapperten. Eine nach der
anderen nickten sie höflich oder verbeugten sich, als sie uns auf ihrem Weg hinunter zum Bach passierten.
»Guten Tag, Mistress Fraser«, sagte eine von ihnen, eine adrette, junge Frau, in der ich eine von Farquard Campbells jüngeren Töchtern erkannte. »Ist Euer Mann in der Nähe? Mein Vater sagt, er würde gern ein Wort mit ihm wechseln.«
»Nein, er ist leider unterwegs.« Ich machte eine vage Handbewegung; Jamie konnte überall sein. »Aber ich sage es ihm, wenn ich ihn sehe.«
Sie nickte und ging weiter. Die Frauen, die ihr folgten, blieben einzeln stehen und wünschten Brianna Glück an ihrem Hochzeitstag. Ihre Wollröcke und Umhänge lösten kleine Regenschauer von den Lorbeerbüschen, die an dieser Stelle den Weg säumten.
Brianna nahm ihre Glückwünsche freundlich entgegen, doch ich sah die kleine Falte, die sich zwischen ihren dichten, roten Augenbrauen bildete. Irgendetwas beschäftigte sie, daran gab es keinen Zweifel.
»Was?«, sagte ich unverblümt, sobald die Campbells außer Hörweite waren.
»Was heißt das, was?«, sagte sie erschrocken.
»Worüber machst du dir Sorgen?«, fragte ich. »Und sag nicht >nichts<, weil ich es genau sehe. Hat es mit
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