Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
wie einen Hornissenschwarm - der Sheriff hatte Hugh Fowles einen Besuch abgestattet, um die Steuer einzutreiben, und dieser hatte kein Geld. Travers hat gegrinst wie ein Affe und gesagt, es sei ihm einerlei - und zehn Tage später war er prompt mit seinem Papier wieder da und hat sie auf die Straße gesetzt.«
    Hobson hatte das Geld für seine eigenen Steuern zusammengekratzt, und die Fowles’ waren erst einmal beim Rest der Familie untergekommen - aber Joe Hobson schäumte vor Zorn darüber, wie man mit seinem Schwiegersohn umgesprungen war.
    »Joe war außer sich und hat vor Wut nur so gebrüllt. Janet Hobson hat mich eingeladen, mich hinzusetzen und zu Abend zu essen, und dann war da Joe, der brüllte, Travers würde mit seiner Haut für das Land bezahlen, und Hugh saß zusammen gesunken da wie ein getretener Hund, und seine Frau hat geheult, und die Kinder haben nach ihrem Essen geschrien wie ein Wurf Ferkel, und... nun, erst wollte ich es ihnen ja sagen, aber dann...« Er schüttelte den Kopf, als überkäme ihn die Verwirrung erneut.
    Er hatte halb vergessen in der Kaminecke gesessen, und eine seltsame Erschöpfung hatte ihn überwältigt und ihn so müde gemacht, dass sein Kopf vornüber fiel und sich die Lethargie über ihn stahl. Es war warm, und ein Gefühl der Unwirklichkeit überkam ihn. Wenn die Beengtheit in der Einzimmerhütte der Hobsons nicht real war, dann waren es auch der stille Hügel und das frische Grab unter der Fichte nicht.
    Er schlief unter dem Tisch, und als er vor der Dämmerung aufwachte, stellte er fest, dass das Gefühl der Unwirklichkeit nicht nachgelassen hatte. Alles um ihn herum schien nicht mehr als ein Wachtraum zu sein. MacLennan selbst schien nicht länger zu existieren; sein Körper erhob sich, wusch sich und aß, nickte und redete ohne sein Zutun. Die Außenwelt gab es nicht mehr. Und so war es gekommen, dass Joe Hobson sich erhoben und angekündigt hatte, dass er und Hugh nach Hillsborough gehen würden, um vor Gericht Wiedergutmachung zu suchen, und Abel MacLennan sich mit ihnen unterwegs wiedergefunden hatte. Er hatte genickt und geantwortet, wenn man ihn ansprach, jedoch mit der Willenskraft eines Toten.
    »Als wir so die Straße entlang marschierten, kam mir der Gedanke, dass wir alle tot waren«, sagte er verträumt. »Ich und Joe und Hugh und der Rest. Ich hätte genauso gut dort wie anderswo sein können; ich bewegte mich nur weiter, bis die Zeit kam, meine Knochen an Abbys Seite niederzulegen. Es war gar nicht schlimm.«
    Als sie in Hillsborough ankamen, hatte er sich nicht großartig für Joes Absichten interessiert, sondern war ihm einfach gefolgt, gehorsam und ohne nachzudenken. War ihm gefolgt und die schlammigen Straßen entlanggewandert, auf denen die Glasscherben der zerschmetterten Fenster glitzerten, hatte die Fackeln und die tobende Menge gesehen, die Rufe und Schreie gehört - und war völlig ungerührt geblieben.
    »Es waren ja alles nur Tote, die mit ihren Knochen aneinander klapperten«, sagte er achselzuckend. Er schwieg kurz, dann richtete er den Blick auf Jamie und sah ihm lange und ernst ins Gesicht.
    »Ist es so? Bist du auch tot?« Seine schlaffe, schwielige Hand schwebte von dem roten Tuch empor und hielt an Jamies Wangenknochen sacht inne.
Jamie wich vor der Berührung nicht zurück, sondern ergriff MacLennans Hand und senkte sie wieder, um sie dann festzuhalten.
    »Nein, a charaid «, sagte er leise. »Noch nicht.«
    MacLennan nickte langsam.
    »Aye. Das kommt schon noch«, sagte er. Er befreite seine Hand und blieb noch einen Augenblick sitzen und strich dabei sein Halstuch glatt. Sein Kopf hob und senkte sich sacht nickend, so als sei die Feder in seinem Nacken überdehnt.
    »Das kommt schon noch«, wiederholte er. »Es ist gar nicht so schlimm.« Dann stand er auf und legte sich das rote Stoffquadrat auf den Kopf. Er wandte sich mir zu und nickte höflich, sein Blick vage und verstört.
    »Ich dank’ Euch für das Frühstück, Ma’am«, sagte er und ging davon.

3
    Vergällte Körpersäfte
    Abel MacLennans Aufbruch setzte dem Frühstück ein abruptes Ende. Der Privatgefreite Ogilvie bedankte und entschuldigte sich, Jamie und Fergus begaben sich auf die Suche nach Astrolabien und Sensen, und Lizzie, die in Abwesenheit des Gefreiten Ogilvie zusehends dahinwelkte, ließ verlauten, sie fühle sich nicht gut, und zog sich mit einer großen Tasse Tee aus Gänsefingerkraut und Gartenraute bewaffnet blass in eines der Zelte

Weitere Kostenlose Bücher