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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Dhia, dachte Jamie, schon mit seinem ersten Satz schmiert er mir Honig ums Maul und erpresst mich. Ob es nur daran lag, dass North Carolina so hinterwäldlerisch und eines kompetenteren Intrigenschmiedes nicht würdig war? Er lächelte höflich unter bescheidenem Gemurmel und wartete ab, was der Idiot wollte.
    Nicht sehr viel, zumindest anfangs. Die Stärke der Milizkompanie von Fraser’s Ridge und die Namen der Männer. Das war ja interessant, dachte er. Lyon gehörte also nicht zu den Männern des Gouverneurs, sonst wären ihm derartige Informationen zugänglich gewesen. Wer steckte dahinter, wenn überhaupt? Mit Sicherheit nicht die Regulatoren; der Einzige von ihnen, der einen Shilling entbehren konnte, war Ninian Bell Hamilton, und wenn der alte Ninian etwas hätte wissen wollen, wäre er selbst gekommen und hätte danach gefragt. Dann vielleicht einer der reichen Pflanzer von der Küste? Die meisten Aristokraten interessierten sich nur insofern für die Kolonie, als sie ihren Geldbeutel betraf.
    Was den logischen Schluss nach sich zog, dass Lyons Hintermänner durch die möglichen Unruhen in der Kolonie etwas zu gewinnen oder zu verlieren hatten. Wer konnte das sein?
    »Chisholm. McGillivray. Lindsay...«, sagte der Mann nachdenklich. »Also sind Eure Männer zum Großteil Highlandschotten. Sind es Söhne früherer Siedler oder vielleicht Soldaten im Ruhestand wie Ihr selbst, Sir?«
    »Oh, ich bezweifle, dass ein Soldat jemals wirklich in den Ruhestand tritt, Sir«, sagte Jamie und bückte sich, um einen der Stallhunde an seinen Händen schnüffeln zu lassen. »Wenn ein Mann einmal unter Waffen gewesen ist,
vermute ich, dass ihn das für immer prägt. Ich habe sogar schon einmal jemanden sagen hören, dass alte Soldaten niemals sterben; sie vergehen einfach.«
    Darüber lachte Lyon maßlos, das sei ja ein großartiger Spruch, ob er von ihm selbst stamme? Ohne die Antwort abzuwarten, fuhr er fort und steuerte jetzt spürbar auf sein Ziel zu.
    »Es freut mich, solche Worte zu hören, Mr. Fraser. Seine Majestät hat sich immer schon auf die Standfestigkeit der Highlander und auf ihre kämpferischen Qualitäten verlassen. Habt Ihr oder haben Eure Nachbarn vielleicht im Regiment Eures Vetters gedient? Die Achtundsiebzigsten Frasers haben sich während der letzten Konflikte bei der Ausübung ihrer Pflicht sehr hervorgetan; und die Kunst der Kriegsführung liegt den Frasers doch im Blut, nicht wahr?«
    Unverblümter ging es kaum noch. Der jüngere Simon Fraser war zwar nicht sein Vetter, sondern sein Halbonkel, der Sohn seines Großvaters. Als Sühne für den Verrat des alten Mannes und in dem Bestreben, das Vermögen und die Ländereien der Familie zurückzuerlangen, hatte der Junge Simon zwei Regimenter für den Siebenjährigen Krieg gestellt - den Brianna beharrlich als Franzosen- und Indianerkrieg bezeichnete, als hätte Britannien gar nichts damit zu tun gehabt.
    Nun fragte Lyon also, ob sich auch Jamie darum bemüht hatte, sich einen Namen als loyaler Soldat der Krone zu machen, indem er sich eine Kommission bei einem der Highlandregimenter verschaffte. Er konnte es kaum glauben, wie ungeschickt der Mann sich anstellte.
    »Ah, nein. Ich bedaure, dass ich einen solchen Dienst nicht leisten konnte«, sagte Jamie. »Ich war noch durch einen früheren Feldzug indisponiert, versteht Ihr?« Die Indisposition hatte darin bestanden, dass er nach dem Aufstand mehrere Jahre lang Gefangener der Krone gewesen war, auch wenn er dies nicht erwähnte. Wenn Lyon es nicht schon wusste, hatte es auch keinen Sinn, es ihm zu erzählen.
    Sie hatten das Paddock erreicht und lehnten sich bequem an den Holzzaun. Die Pferde waren noch nicht für die Nacht in den Stall gebracht worden; die großen, schwarzen Geschöpfe bewegten sich wie Schatten, und ihr Fell glänzte im gedämpften Licht der Fackeln.
    »Was für seltsame Pferde, nicht wahr?« Er unterbrach Lyons Vortrag über die bösen Folgen des Parteigeistes und beobachtete die Pferde fasziniert.
    Es waren nicht nur die enorm langen, seidigen Mähnen, die sich wie Wasser wellten, wenn die Tiere die Köpfe schütteln, und auch nicht das kohlrabenschwarze Fell und die geschwungenen Schwanenhälse, die viel dicker und muskulöser waren als bei Jocastas Vollblütern. Auch ihre Rümpfe waren dick mit breitem Bug, Widerrist und Brustkorb, so dass jedes einzelne Pferd nahezu klobig erschien - und doch bewegten sie sich nicht minder elegant als andere Pferde, geschickt und leichtfüßig,

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