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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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sie ihm ins Gesicht. Er hob sein Glas und lächelte mir über den Rand hinweg zu.
    »Auf die Schönheit«, sagte er leise und trank, ohne den Blick von mir abzuwenden.
    Das Quecksilber verrutschte und lief zitternd durch meine Hüften und an den Rückseiten meiner Beine entlang.
    »Auf die... äh... Zurückgezogenheit«, erwiderte ich und hob ebenfalls mein Glas. Ich fühlte mich angenehm hemmungslos, und so zog ich mir mit der freien Hand gemächlich die Zierspitze aus dem Haar. Meine Locken fielen mir halb gelöst über den Rücken, und ich hörte, wie hinter mir jemand schockiert den Atem anhielt.
    Vor mir verlor Jamies Gesicht plötzlich jeden Ausdruck, und sein Blick fixierte mich wie der eines Falken ein Kaninchen. Ohne den Blick von seinen Augen abzuwenden, trank ich mein Glas in langsamen Zügen leer. Das Innere meines Kopfes war mit dem Duft schwarzer Trauben parfümiert, und die Hitze des Weines wärmte mein Gesicht und meinen Hals, meine Brüste, meine Haut. Jamie machte eine abrupte Bewegung, um mir das Glas aus der Hand zu nehmen, seine Finger kalt und hart auf den meinen.
    Und dann ertönte hinter ihm in der von Kerzen erleuchteten Glastür eine Stimme.
    »Mr. Fraser.«
    Wir fuhren beide zusammen, und das Glas fiel zwischen uns zu Boden und zersprang auf den Steinplatten der Terrasse explodierend in Scherben. Jamie fuhr herum, und seine linke Hand hob sich reflexiv an den Knauf seines Dolches. Dann entspannte sie sich wieder, denn er sah den Umriss der Gestalt, und er trat zurück, den Mund zu einer ironischen Grimasse verzogen.
    Philip Wylie trat in den Fackelschein. Sein Gesicht war so stark gerötet, dass man es durch den Puder sehen konnte, und auf seinen Wangenknochen brannten nervöse Flecken.
    »Mein Freund Stanhope hat für später eine Runde Whist vorgeschlagen«, sagte er zu Jamie, wobei er mich gezielt ignorierte. »Möchtet Ihr Euch nicht zu uns gesellen, Mr. Fraser?«
    Jamie warf ihm einen langen, kühlen Blick zu, und ich sah, wie die einst
verletzten Finger seiner rechten Hand ganz leicht zuckten. Sein Puls hämmerte an der Seite seines Halses, doch seine Stimme war ruhig.
    »Whist?«
    »Ja.« Wylie lächelte ihn dünn an und vermied es immer noch gewissenhaft, mich anzusehen. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass Ihr ein guter Kartenspieler seid, Sir.« Er schürzte die Lippen. »Obwohl wir natürlich um sehr hohe Einsätze spielen. Vielleicht seht Ihr Euch ja nicht in der Lage -«
    »Es wird mir ein Vergnügen sein«, sagte Jamie in einem Tonfall, aus dem deutlich hervorging, dass ihm nur eines wirklich ein Vergnügen gewesen wäre, und zwar Philip Wylie das Gebiss zu demolieren.
    Besagtes Gebiss glänzte kurz auf.
    »Ah. Vorzüglich. Ich... freue mich schon darauf.«
    »Stets zu Diensten, Sir.« Jamie verbeugte sich abrupt, dann fuhr er auf dem Absatz herum, ergriff mich am Ellbogen und schritt über die Terrasse davon, meine ergebene Wenigkeit im Schlepptau.
    Ich marschierte neben ihm her und hielt schweigend mit ihm Schritt, bis wir außer Hörweite waren. Das Quecksilber war aus meinen unteren Regionen aufwärts geschossen und rollte mir jetzt nervös über den Rücken, so dass ich mich gefährlich instabil fühlte.
    »Hast du denn völlig den Verstand verloren?«, erkundigte ich mich höflich. Da ich nur ein kurzes Prusten zur Antwort erhielt, rammte ich meine Absätze in den Boden und zog an seinem Arm, um ihn zum Stehen zu bringen.
    »Das war keine rhetorische Frage«, sagte ich um einiges lauter. »Whist? Um hohe Einsätze?«
    Jamie war tatsächlich ein exzellenter Kartenspieler. Außerdem kannte er die meisten Möglichkeiten, beim Kartenspiel zu betrügen. Allerdings war es schwierig, wenn nicht gar unmöglich, beim Whist zu betrügen, und Philip Wylie stand ebenfalls in dem Ruf, ein exzellenter Spieler zu sein - genau wie Stanhope. Darüber hinaus war da noch die Tatsache, dass Jamie zufälligerweise keine Einsätze besaß, von hohen Einsätzen ganz zu schweigen.
    »Erwartest du etwa von mir, dass ich zulasse, dass dieser Laffe auf meiner Ehre herumtrampelt und mich dann auch noch persönlich beleidigt?« Er fuhr herum, um mir ins Gesicht zu sehen, und funkelte mich an.
    »Er hat es doch bestimmt nicht als -«, begann ich, doch dann brach ich ab. Falls Wylie es nicht geradeheraus als Beleidigung gedacht hatte, so war doch offensichtlich, dass es als Herausforderung gemeint war - und für einen Schotten lief das wahrscheinlich auf dasselbe hinaus.
    »Aber du brauchst es doch nicht

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