Das Flammende Kreuz
Whisky aus.
Claire hatte Stanhope und seine Begleiter stehen gelassen und stand jetzt am Buffet. Sie betrachtete die aufgetischten Delikatessen mit einem leichten Runzeln ihrer klaren Stirn, als erfüllte sie ein solcher Überfluss mit Verwirrung.
Er sah, wie Gerald Forbes’ Blick voller Spekulation auf ihr ruhte, und er setzte sich automatisch in Bewegung und schob sich gezielt zwischen seine Frau und den Anwalt. Er spürte, wie der Blick des Mannes auf seinen Rücken prallte, und lächelte grimmig vor sich hin. Sie gehört mir , du alte Krähe, dachte er bei sich.
»Kannst du dich nicht entscheiden, wo du anfangen sollst, Sassenach?« Er nahm ihr das leere Weinglas aus der Hand und nutzte die Bewegung, um gleichzeitig dicht an sie heranzutreten und sich an ihren Rücken zu pressen, so dass er ihre Wärme durch sein Leinenhemd spürte.
Sie lachte und lehnte sich an ihn, auf seinen Arm gestützt. Sie roch schwach nach Reispuder und warmer Haut, und Hagebuttenduft hing in ihrem Haar.
»Ich habe eigentlich gar keinen großen Hunger. Ich habe nur die Gelees und Marmeladen gezählt. Es sind siebenunddreißig verschiedene Sorten - falls ich mich nicht verzählt habe.«
Er warf einen flüchtigen Blick auf den Tisch, auf dem in der Tat eine erstaunliche Ansammlung von Silberschälchen, Porzellanschüsseln und Holzbrettchen stand und der unter einer Menge von Speisen ächzte, von der ein Dorf in den Highlands einen Monat lang satt geworden wäre. Doch er hatte ebenfalls keinen Hunger. Zumindest nicht auf Pudding und Häppchen.
»Nun, dafür wird Ulysses gesorgt haben; er kann doch die Gastfreundschaft meiner Tante nicht in ein schlechtes Licht rücken.«
»Diese Gefahr besteht bestimmt nicht«, versicherte sie ihm. »Hast du das Barbecue da draußen gesehen? Da braten nicht weniger als drei ganze Ochsen am Spieß, und mindestens ein Dutzend Schweine. Ich habe gar nicht erst versucht, die Hühner und Enten, Wachteln, Tauben und Truthähne zu zählen. Glaubst du, es ist wirklich nur Gastfreundschaft, oder möchte deine Tante demonstrieren, was für gute Arbeit Duncan geleistet hat - indem sie damit angibt, wie viel Profit River Run unter seiner Leitung abwirft, meine ich?«
»Das kann schon sein«, sagte er, obwohl er es persönlich für unwahrscheinlich hielt, dass Jocastas Beweggründe so rücksichtsvoller und großzügiger Natur waren. Er ging eher davon aus, dass der Pomp der gegenwärtigen Feier ihrem Wunsch entsprang, Farquard Campbell eins auszuwischen und das Fest in den Schatten zu stellen, das er im Dezember zur Feier seiner jüngsten Eheschließung in Greenoaks gegeben hatte.
Und wo gerade von Ehen die Rede war...
»Hier, Sassenach.« Er stellte ihr leeres Glas auf ein Tablett, das gerade von einem Sklaven vorbeigetragen wurde, und ergriff dafür ein volles, das er ihr in die Hand drückte.
»Oh, ich habe schon -«, begann sie, doch er unterbrach sie, indem er sich ebenfalls ein Glas vom Tablett nahm und ihr damit zuprostete. Ihre Wangen erröteten noch mehr, und ihre Bernsteinaugen leuchteten.
»Auf die Schönheit«, sagte er leise und lächelte.
Mir war angenehm fließend zumute, so als seien mein Inneres und meine Gliedmaßen mit Quecksilber gefüllt. Das kam nicht nur vom Wein, obwohl er wirklich sehr gut war. Eher vom Nachlassen der Anspannung nach all den Sorgen und Konflikten des Tages.
Es war eine stille, zärtliche Hochzeitszeremonie gewesen, und die abendlichen Feierlichkeiten würden sicherlich extrem laut werden - ich hatte mitbekommen, wie einige der jüngeren Männer für den späteren Abend ein paar vulgäre Ausgelassenheiten planten -, doch ich brauchte mir darum keine Gedanken zu machen. Ich persönlich hatte vorgehabt, das wunderbare Abendessen zu genießen, das am Buffet aufgetischt worden war, vielleicht noch ein
oder zwei Gläser des exzellenten Weins... und dann wollte ich Jamie suchen und mit ihm das romantische Potential der steinernen Bank unter den Weiden erkunden.
Jamie war etwas verfrüht in meinem Abendprogramm erschienen, da ich noch nichts gegessen hatte, doch ich hatte nichts dagegen, meine Prioritäten umzustellen. Es würde schließlich Reste in Hülle und Fülle geben.
Er schimmerte im Fackelschein, und sein Haar, seine Augenbrauen und seine Haut glänzten wie Kupfer. Der Abendwind hatte sich erhoben. Er ließ die Tischtücher knattern und zog die Flammen der Fackeln zu feurigen Zungen lang, und er rupfte Jamie ein paar Haarsträhnen aus seinem Zopf und wehte
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