Das Flammende Kreuz
hinaus.
»Dieser - dieser -« Mir fehlten die Worte.
»Aufgeblasene Wurm?«, schlug er hilfsbereit vor. »Ignorante Fatzke?«
»Ja! Hast du ihn gehört?! Was für eine Unverschämtheit von diesem eingebildeten Metzger, diesem verdammten, kleinen... Wicht! >Keine Zeit für meine Grillen!< Wie kann er es wagen?«
Jamie gab einen Kehllaut von sich, der mitfühlende Entrüstung anzeigte.
»Soll ich nach oben gehen und ihn abmurksen?«, fragte er, die Hand an seinem Dolch. »Ich könnte ihm für dich die Eingeweide aus dem Leib schlagen - oder ihm auch nur die Visage polieren, wenn dir das lieber ist.«
Das klang zwar verlockend, doch ich sah mich gezwungen abzulehnen.
»Tja... nein«, sagte ich, während ich unter Schwierigkeiten meine Wut unter Kontrolle brachte. »Nein, ich glaube, das lässt du besser.«
Mir fiel auf, wie sehr diese Unterhaltung unserem Gespräch über Philip Wylie ähnelte. Auch Jamie fiel es auf; ich sah, wie sich sein Mundwinkel trocken kräuselte.
»Verdammt«, sagte ich reumütig.
»Aye«, pflichtete er mir bei und nahm widerstrebend die Hand von seinem Dolch. »Es sieht nicht so aus, als wäre es mir heute vergönnt, irgendjemandes Blut zu vergießen, nicht wahr?«
»Das möchtest du wohl gern, wie?«
»Sehr gern«, sagte er trocken. »Du doch auch, Sassenach, so, wie du aussiehst.«
Dem konnte ich nicht widersprechen; nichts, was mir lieber gewesen wäre, als Fentiman mit einem stumpfen Löffel die Eingeweide heraus zu nehmen. Stattdessen rieb ich mir mit der Hand durch das Gesicht, holte tief Luft und rief meine Gefühle zumindest weitgehend zur Ordnung.
»Ist davon auszugehen, dass er die Frau umbringt?«, fragte Jamie und wies mit einem Ruck seines Kinns zum Haus zurück.
»Nicht unmittelbar.« Der Aderlass war höchst verwerflich und möglicherweise gefährlich, jedoch wahrscheinlich nicht unmittelbar tödlich. »Oh - du hattest wahrscheinlich Recht, was das Laudanum angeht.«
Jamie nickte und spitzte nachdenklich die Lippen.
»Nun denn. Das Wichtigste ist, dass wir mit Betty sprechen können, sobald sie wieder einigermaßen bei Verstand ist. Du glaubst doch nicht, dass Fentiman am Krankenbett einer Sklavin wachen würde, oder?«
Jetzt musste ich nachdenken, doch schließlich schüttelte ich den Kopf.
»Nein. Er hat sein Bestes für sie getan«, gab ich zögernd zu. »Doch soweit ich das sehen konnte, ist sie nicht sehr gefährdet. Man sollte sie beobachten, aber nur für den Fall, dass sie sich im Schlaf übergibt und erstickt, und ich bezweifle, dass er das tun würde, wenn er es überhaupt bedenkt.«
»Nun denn.« Er stand einen Moment da und dachte nach, und der Wind hob rote Haarsträhnen von seinem Kopf. »Ich habe Brianna und Roger gebeten, sich umzusehen, ob eventuell einer der Gäste schnarchend in der Ecke liegt. Ich werde mich bei den Sklaven umsehen. Kannst du dich vielleicht auf den Speicher schleichen, wenn Fentiman fort ist, und dich mit Betty unterhalten, sobald sie wach wird?«
»Ich denke, schon.« Ich wäre sowieso hinaufgegangen, und sei es nur, um mich zu versichern, dass es Betty gut ging. »Aber sieh zu, dass du nicht zu lange brauchst; sie sind fast bereit für die Trauung.«
Einen Augenblick standen wir da und sahen einander an.
»Mach dir keine Sorgen, Sassenach«, sagte er leise und steckte mir eine Haarsträhne hinter das Ohr. »Der Doktor ist ein kleiner Dummkopf; beachte ihn gar nicht.«
Ich berührte seinen Arm, dankbar für seinen Trost und weil ich ihm gern dieselbe Linderung für seine verletzten Gefühle angeboten hätte.
»Das mit Philip Wylie tut mir wirklich Leid«, sagte ich. Ich begriff sofort, dass diese Worte keine beruhigende Wirkung hatten, ganz gleich, wie sie gemeint waren. Sein sanft geschwungener Mund verhärtete sich, und er trat mit steifen Schultern zurück.
»Um ihn brauchst du dir ebenfalls keine Sorgen zu machen, Sassenach«, sagte er. Seine Stimme war nach wie vor leise, aber es lag nichts auch nur ansatzhaft Beruhigendes darin. »Mit Mr. Wylie werde ich auch noch abrechnen.«
»Aber -« Ich brach hilflos ab. Offensichtlich gab es nichts, was ich hätte sagen oder tun können, um die Sache wieder gut zu machen. Wenn sich Jamie in seiner Ehre verletzt fühlte - und das war ganz offensichtlich der Fall, ganz gleich, was ich sagte -, dann würde Wylie dafür bezahlen, und damit war der Fall erledigt.
»Du bist der sturköpfigste Mann, dem ich je begegnet bin«, sagte ich unwirsch.
»Danke«, sagte er mit
Weitere Kostenlose Bücher