Das Flammende Kreuz
mit Sicherheit etwas dabei.«
Ich hätte zu gern gewusst, welche von Jocastas Bekannten opiumsüchtig waren und woher sie das wusste, verfolgte diesen Punkt jedoch nicht weiter und ging zum nächsten über.
»Nun, woher das Laudanum - angenommen, es war Laudanum - auch immer kam, anscheinend ist es in Bettys Magen gelandet.« Ich wandte mich Jamie zu. »Also, du hast doch gesagt, dass dir, als du sie gefunden hast, der Gedanke gekommen ist, sie könnte etwas Präpariertes oder Giftiges getrunken haben, das für jemand anderen gedacht war.«
Er nickte und verstand genau.
»Aye, denn warum sollte jemand einem Sklaven schaden oder ihn umbringen wollen?«
»Ich weiß nicht, warum, aber irgendjemand hat Betty umgebracht«, unterbrach ihn Brianna hörbar gereizt. »Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, wie sie Glassplitter hätte essen sollen, die für jemand anderen gedacht waren - du vielleicht?«
»Immer mit der Ruhe! Ich versuche, logisch zu denken.« Ich sah Brianna stirnrunzelnd an, und sie machte ein ähnlich hämisches Geräusch wie Jocasta, nur nicht so laut.
»Nein«, fuhr ich fort. »Ich glaube nicht, dass sie das zerstampfte Glas versehentlich zu sich genommen hat - aber ich weiß auch nicht, wann sie es gegessen hat. Es war aber höchstwahrscheinlich, nachdem ihr sie auf den Speicher gebracht hattet - und nach Fentimans erster Visite.«
Fentimans Brechmittel und Klistiere hätten starke Blutungen hervorgerufen, wenn Betty das Glas bereits eingenommen gehabt hätte - und genau das war ja dann geschehen, als er sie gegen Anbruch der Dämmerung erneut aufgesucht
hatte, um ihre neuerlichen Klagen über innere Schmerzen zu behandeln.
»Ich glaube, du hast Recht«, sagte ich zu Brianna, »aber nur der Ordnung halber - als du deine Runde gemacht hast, Roger, hast du doch keine Gäste gefunden, die den Eindruck machten, als hätte man ihnen ein Betäubungsmittel verabreicht, oder?«
Er schüttelte den Kopf und hatte die dunklen Augenbrauen zusammengezogen, als bereitete ihm das Sonnenlicht Probleme. Es hätte mich nicht überrascht, wenn er Kopfschmerzen hatte; auch in meinem Schädel hatte sich das Wattegefühl in ein Pochen verwandelt.
»Nein«, sagte er und presste sich einen Fingerknöchel fest zwischen die Brauen. »Mindestens zwanzig, die allmählich leicht zu schwanken begannen, aber sie schienen alle nur rechtschaffen alkoholisiert zu sein.«
»Was ist mit Leutnant Wolff?«, fragte Duncan zur allgemeinen Überraschung. Er errötete ein wenig, als er aller Augen auf sich gerichtet sah, ließ aber nicht locker.
» A Smeòraich hat gesagt, der Mann ist betrunken im Salon herumgetorkelt. Ist es möglich, dass er das Laudanum - oder was immer es war - zu sich genommen hat, die Hälfte getrunken und der Sklavin dort den Rest gegeben hat?«
»Ich weiß es nicht«, sagte er skeptisch. »Wenn ich je einen Menschen gesehen habe, der sich innerhalb einer Stunde lediglich mit Hilfe von Alkohol um den Verstand trinken konnte...«
»Als ich mich unter den Gästen umgesehen habe, hat der Leutnant mit einer Flasche in der Hand an der Wand des Mausoleums gelehnt«, sagte Roger. »Nicht mehr ganz klar im Kopf, aber bei Bewusstsein.«
»Aye, er ist erst später im Gebüsch gelandet«, warf Jamie mit skeptischer Miene ein. »Ich habe ihn nachmittags dort entdeckt. Er hat allerdings nicht so ausgesehen wie die Sklavin - nur betrunken.«
»Aber die Zeit stimmt ungefähr«, sagte ich nachdenklich. »Also ist es immerhin möglich. Hat jemand den Leutnant im Lauf des Tages noch einmal gesehen?«
»Ja«, sagte Ulysses, und alle fuhren zu ihm herum und sahen ihn an. »Er ist während des Abendessens ins Haus gekommen, hat mich gebeten, sofort ein Boot für ihn aufzutreiben, und ist auf dem Wasserweg abgereist. Immer noch ziemlich betrunken«, fügte er präzise hinzu, »aber bei klarem Verstand.«
Jocasta pustete leise durch die Lippen und murmelte: »Bei klarem Verstand, dass ich nicht lache.« Sie massierte sich die Schläfen mit den Zeigefingern; offensichtlich hatte auch sie Kopfschmerzen.
»Damit fällt der Leutnant dann wohl als Verdächtiger aus, oder? Oder ist sein plötzlicher Aufbruch verdächtig?« Brianna, die einzige Anwesende, die keine Kopfschmerzen zu haben schien, ließ mehrere Zuckerklümpchen in
ihren Tee fallen und rührte ihn heftig um. Jamie schloss bei dem Geräusch die Augen und zuckte zusammen.
»Übersiehst du da nicht etwas?« Jocasta war sämtlichen Argumenten gebannt gefolgt und
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