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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Deichsel am Ende mit einem
Schnörkel verziert war wie ein Schiffsbug. Jamie hob mich an der Taille hoch und schwang mich hinein, dann kletterte er hinterher. Ein Büffelumhang war über die Kissen gebreitet; er zog ihn herunter und breitete ihn auf dem Boden der Kutsche aus. Dort war gerade so viel Platz, dass sich zwei Leute zusammenrollen konnten, wenn es ihnen nichts ausmachte, dicht beieinander zu liegen.
    »Komm, Sassenach«, sagte er und ließ sich auf die Knie sinken. »Was auch immer als Nächstes kommt... es kann warten.«
    Ich war ganz seiner Meinung. Dennoch konnte ich mir am Rand der Bewusstlosigkeit eine letzte Frage nicht verkneifen. »Deine Tante... traust du ihr? Was sie erzählt hat - über das Gold und alles andere?«
    »Oh, aye, natürlich traue ich ihr«, murmelte er mir ins Ohr. Sein Arm lag schwer auf meiner Taille. »Mindestens so weit, wie ich spucken kann.«

55
    Schlussfolgerungen
    Als uns Durst und Hunger schließlich aus unserer Zuflucht vertrieben, verließen wir die Remise unter den taktvoll abgewendeten Blicken der Sklaven, die immer noch damit beschäftigt waren, die Überreste des Hochzeitsfestes zu beseitigen. Am Rand des Rasens sah ich Phaedre vom Mausoleum her kommen, die Arme voller Teller und Becher, die im Gebüsch liegen geblieben waren. Ihr vom Leid gezeichnetes Gesicht war geschwollen und fleckig, und ihre Augen waren rot, aber sie weinte nicht.
    Sie entdeckte uns und blieb stehen.
    »Oh«, sagte sie. »Miss Jo sucht Euch, Master Jamie.«
    Ihr Tonfall war dumpf, so als hätten die Worte kaum eine Bedeutung für sie, und sie schien nichts Merkwürdiges an unserem plötzlichen Erscheinen und unserer mitgenommenen Kleidung zu finden.
    »Oh, aye?« Jamie rieb sich das Gesicht und nickte. »Aye, ich gehe gleich zu ihr.«
    Sie nickte und wandte sich schon zum Gehen, als Jamie die Hand ausstreckte und sie an der Schulter berührte.
    »Es tut mir wirklich Leid, Kleine«, sagte er leise.
    Tränen quollen plötzlich in ihren Augen auf, doch sie sagte nichts. Sie machte einen kurzen Knicks, wandte sich ab und eilte so schnell davon, dass ein Messer von ihrem Geschirrstapel fiel und hinter ihr im braunen Gras landete.
    Ich bückte mich und hob es auf, und der Griff des Messers erinnerte mich
plötzlich lebhaft an die Klinge, die ich benutzt hatte, um den Körper ihrer Mutter zu öffnen. Einen verwirrenden Augenblick lang befand ich mich nicht mehr auf dem Rasen vor dem Haus, sondern im dunklen Inneren des Schuppens, wo die Luft schwer war vom Geruch des Todes, und ich hielt den körnigen Mordbeweis in der Hand.
    Dann rückte die Realität wieder an ihren Platz, und vor mir lag der grüne Rasen, übersät mit Schwärmen von Tauben und Spatzen, die zu Füßen einer in der Sonne leuchtenden Marmorgottheit friedlich nach Krümeln pickten.
    Jamie sagte irgendetwas.
    »...gehen, dich waschen und ein wenig ausruhen, Sassenach?«
    »Was? Oh, nein, ich komme mit dir.« Ich konnte es plötzlich nicht mehr abwarten, dass wir diese ganze Sache hinter uns brachten und heimkehrten. Fürs Erste hatte ich genug Gesellschaft gehabt.
     
    Wir trafen Jocasta, Duncan und Brianna in Jocastas Wohnzimmer an, wo sie sich gemeinsam über ein herzhaftes, wenn auch ziemlich spätes Frühstück hermachten. Brianna warf einen scharfen Blick auf Jamies ruinierte Kleidung, schwieg aber und nippte weiter an ihrem Tee. Sie und Jocasta trugen Morgenröcke, und Roger und Duncan waren zwar angezogen, sahen nach den Abenteuern der Nacht aber bleich und schmuddelig aus. Keiner von ihnen hatte sich rasiert, und Duncan hatte an der Stelle, wo er bei seinem Sturz gegen den Kamin geprallt war, einen großen, blauen Fleck im Gesicht. Ansonsten schien er jedoch keinen Schaden genommen zu haben.
    Ich ging davon aus, dass Roger allen von unserem Stelldichein mit Philip Wylie und vom Verschwinden des Friesenhengstes erzählt hatte. Zumindest stellte niemand irgendwelche Fragen. Duncan schob wortlos einen Teller mit Schinken in Jamies Richtung, und eine Zeit lang waren nur das melodische Klimpern des Bestecks und die Schluckgeräusche der Teetrinker zu hören.
    Als wir schließlich satt und einigermaßen wieder hergestellt waren, lehnten wir uns zurück und begannen zögernd, die Ereignisse des vergangenen Tages - und der Nacht - zu erörtern. Es war so viel geschehen, dass ich es für das Beste hielt, die Ereignisse in logischer Folge zu rekonstruieren. Das sagte ich auch, und obwohl Jamies Mund auf eine irritierende Weise zuckte,

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