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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Brianna«, murmelte er in ihr Haar. »Ich würde dir so gern sagen, dass ich dich beschützen werde, dass ich dich und Jemmy vor allem bewahren werde, was euch je bedrohen könnte. Es ist ein schrecklicher Gedanke, dass ich es sein könnte, der die Bedrohung darstellt, dass ich dich mit meiner Liebe umbringen könnte - aber es ist wahr.«
    Sein Herz klopfte fest und gleichmäßig unter ihrem Ohr. Sie spürte, wie die Wärme in ihre Hände zurückkehrte, die sich fest an die Knochen seines Rückens klammerten, und sie taute weiter auf, bis die eiskalte Angst in ihr sich zu lösen begann.
    »Ist schon gut«, sagte sie schließlich, um ihm den Trost zu spenden, den er ihr nicht geben konnte. »Es wird schon nichts passieren. Ich habe die richtigen Hüften dazu, das sagt jeder. Gestatten, Bratarsch.« Sie fuhr reumütig mit der Hand über die Rundung ihrer Hüfte, und er lächelte und folgte ihrer Hand mit der seinen.
    »Weißt du, was Ronnie Sinclair gestern Abend zu mir gesagt hat? Er hat dir zugesehen, wie du ein Holzscheit für das Feuer aufgehoben hast, und seufzend gesagt: >Wisst Ihr, woran man ein brauchbares Mädchen erkennt, MacKenzie? Man schaut ihr zuerst auf den Hintern und dann erst ins Gesicht! < Uff!« Er wich lachend zurück, als sie ihn ohrfeigte.
    Dann beugte er sich über sie und küsste sie ganz sanft. Der Regen fiel immer noch prasselnd auf das Laub. Ihre Finger waren klebrig vom Blut aus seiner Wunde.
    »Du hättest gern ein Baby, nicht wahr?«, fragte sie leise. »Eins, von dem du weißt, dass es deins ist?«
    Er hielt den Kopf noch einige Sekunden gesenkt, doch schließlich blickte er zu ihr auf und ließ sie die Antwort in seinem Gesicht lesen; eine große Sehnsucht, vermischt mit ängstlicher Sorge.

    »Ich meine aber nicht -«, fing er an, doch sie hielt ihm die Hand vor den Mund, um ihn zum Schweigen zu bringen.
    »Ich weiß«, sagte sie. »Ich verstehe.« Und das stimmte - beinahe. Sie war ein Einzelkind, genau wie er; sie kannte die Sehnsucht nach Verbundenheit und Nähe - doch ihr war sie erfüllt worden. Sie hatte nicht nur einen liebenden Vater gehabt, sondern zwei. Eine Mutter, die sie über die Grenzen von Raum und Zeit hinweg geliebt hatte. Die Murrays in Lallybroch, dieses unerwartete Geschenk einer Familie. Und vor allem hatte sie ihren Sohn, ihr Fleisch und Blut, ein kleines, vertrauensvolles Gewicht, durch das sie fest im Universum verankert war.
    Doch Roger war Waise; er war so lange allein auf der Welt gewesen. Seine Eltern waren verunglückt, bevor er sie kennen lernen konnte, sein alter Onkel tot - er hatte niemanden, der Anspruch auf ihn erhob, niemanden, der ihn um seines Fleisches und Blutes willen liebte - niemanden außer ihr. Kein Wunder, wenn es ihn nach der Gewissheit hungerte, die sie im Arm hielt, wenn sie ihr Kind stillte.
    Er räusperte sich plötzlich.
    »Ich - äh - wollte dir das eigentlich heute Abend geben. Aber vielleicht... na ja.« Er griff in die Innentasche seines Rocks und reichte ihr ein weiches, in Stoff gewickeltes Bündel.
    »Eine Art Hochzeitsgeschenk, aye?« Er lächelte, doch sie konnte die Unsicherheit in seinen Augen sehen.
    Sie öffnete das Tuch, und ein Paar schwarze Knopfaugen funkelte ihr entgegen. Die Puppe trug ein formloses Kittelchen aus grünem Kaliko, und rote Wollhaare standen von ihrem Kopf ab. Das Herz schlug ihr heftig in der Brust, und es schnürte ihr die Kehle zu.
    »Ich dachte, der Kleine mag sie vielleicht - zum Nuckeln oder so.«
    Sie bewegte sich, und der Druck des durchnässten Stoffs ließ ihre Brüste prickeln. Sie hatte Angst, kein Zweifel; doch es gab Dinge, die stärker waren als Angst.
    »Es gibt ein nächstes Mal«, sagte sie und legte ihm die Hand auf den Arm. »Ich kann dir nicht sagen, wann - aber es gibt ein nächstes Mal.«
    Er legte seine Hand auf die ihre und drückte fest zu, ohne sie anzusehen.
    »Danke, Bratarsch«, sagte er schließlich ganz leise.
     
    Der Regen war kräftiger geworden; inzwischen goss es regelrecht. Roger strich sich das nasse Haar aus den Augen und schüttelte sich wie ein Hund. Dabei versprühte er Tropfen aus der dicht gewebten Wolle von Rock und Plaid. Ein Schmutzstreifen zog sich über die Brust des grauen Rocks; er rieb mit der Hand darüber, doch es nützte nichts.
    »Himmel, ich kann doch so nicht heiraten«, sagte er, um die Stimmung zwischen ihnen aufzuheitern. »Ich sehe ja wie ein Bettler aus.«
    »Es ist noch nicht zu spät, weißt du«, sagte sie. Sie lächelte, doch

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