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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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fühlen sollte.
    »Nein. Überleg doch einmal«, drängte er sie. Die Tanne in seinem Rücken war kalt, die Rinde des umgestürzten Baumstammes feucht unter seiner Hand. »Er hat deine Mutter geliebt, aye, und wollte nicht das Risiko eingehen, sie erneut zu verlieren. Das mag ja egoistisch sein, aber er war schließlich als Erster mit ihr verheiratet; man kann ihm nicht vorwerfen, dass er sie nicht an einen anderen abtreten wollte. Aber das ist es nicht allein.«
    »Was denn noch?« Ihre Stimme war ruhig, die blauen Augen geradeaus gerichtet und ungerührt.
    »Na ja - was, wenn er es ihr gesagt hätte ? Schließlich hatte sie dich, ein kleines Kind - und vergiss nicht, keiner von ihnen hätte gedacht, dass du die Steine ebenfalls durchqueren könntest.«
    Ihre Augen waren nach wie vor geradeaus gerichtet, aber erneut von Bestürzung getrübt.
    »Sie hätte wählen müssen«, sagte sie leise und heftete den Blick auf ihn. »Bei uns zu bleiben - oder zu ihm zu gehen. Zu Jamie.«
    »Dich zurückzulassen«, sagte Roger nickend, »oder zu bleiben und ihr Leben
zu leben, obwohl sie wusste, dass Jamie noch lebte, vielleicht erreichbar war - und doch außer Reichweite. Ihre Gelübde zu brechen - diesmal vorsätzlich - und ihr Kind im Stich zu lassen... oder mit der Sehnsucht zu leben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das besonders gut für euer Familienleben gewesen wäre.«
    »Ich verstehe.« Sie seufzte, und ihr Atemwölkchen verschwand wie ein Geist in der kalten Luft.
    »Vielleicht hatte Frank Angst davor, ihr diese Wahl zu lassen«, sagte Roger, »aber er hat ihr - und dir - den Schmerz erspart, sie treffen zu müssen. Zumindest damals.«
    Sie zog die Lippen ein, schob sie vor, lockerte sie wieder.
    »Ich frage mich, wie sie sich entschieden hätte, wenn er es ihr erzählt hätte «, sagte sie leicht verloren. Er legte seine Hand auf die ihre und drückte sie sanft.
    »Sie wäre geblieben«, sagte er mit Bestimmtheit. »Sie hatte sich doch schon einmal so entschieden, nicht wahr? Jamie hat sie zurück geschickt, um dich in Sicherheit zu wissen, und sie ist gegangen. Sie hätte gewusst, dass das sein Wunsch war, und sie wäre geblieben - so lange du sie brauchtest. Und selbst als sie dann zurück gegangen ist, hätte sie es nicht getan, wenn du nicht darauf bestanden hättest. Das weißt du doch selbst, oder?«
    Ihr Gesicht entspannte sich ein wenig, als sie sich eingestand, dass es stimmte.
    »Du hast sicher Recht. Aber trotzdem... zu wissen, dass er am Leben war, und nicht zu versuchen, ihn zu erreichen...«
    Er biss sich von innen auf die Wange, um die Frage nicht laut auszusprechen. Und wenn es deine Entscheidung wäre, Brianna? Das Kind oder ich? Denn wie konnte ein Mann eine Frau, die er liebte, zu einer solchen Entscheidung zwingen, und sei es auch nur theoretisch? Sei es um ihrer selbst oder um seinetwillen... er würde sie nicht fragen.
    »Aber er hat trotzdem den Grabstein dort hin gestellt. Warum hat er das getan?« Die Furche zwischen ihren Augenbrauen war immer noch tief, aber nicht länger steil; sie verzog sich, je mehr Briannas Unruhe wuchs.
    Er hatte Frank Randall nicht gekannt, empfand aber ein gewisses Mitgefühl mit dem Mann - und mehr als nur die Sympathie eines Außenstehenden. Bis jetzt war ihm gar nicht richtig klar gewesen, warum er ihr jetzt von diesem Brief erzählen musste - vor der Hochzeit -, doch seine eigenen Beweggründe wurden mit jeder Sekunde deutlicher - und verstörender.
    »Wie gesagt, ich glaube, er hat aus einem Gefühl der Verpflichtung gehandelt. Nicht nur Jamie oder deiner Mutter gegenüber - sondern auch dir. Wenn es -«, setzte er an, dann brach er ab und drückte ihr fest die Hand. »Hör mal. Sieh dir doch Jemmy an. Er gehört zu mir, genau wie du - und daran wird sich auch nichts ändern.« Er holte tief Luft. »Aber wenn ich der andere Mann wäre...«

    »Wenn du Stephen Bonnet wärst«, sagte sie, und ihre kältebleichen Lippen wurden schmal.
    »Wenn ich Bonnet wäre«, stimmte er ihr zu, und leises Unbehagen regte sich bei dieser Vorstellung. »Wenn ich wüsste, dass das Kind von mir ist und doch von einem Fremden aufgezogen wird - würde ich mir nicht wünschen, dass das Kind eines Tages die Wahrheit erfährt?«
    Ihre Finger verkrampften sich in den seinen, und ihre Augen wurden dunkel.
    »Das darfst du ihm nicht sagen! Roger, um Gottes willen, versprich mir, dass du ihm das nie erzählst!«
    Er starrte sie erstaunt an. Ihre Nägel gruben sich schmerzhaft in seine

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