Das Flammende Kreuz
ihre
Neckerei klang ein wenig zaghaft. »Du könntest immer noch einen Rückzieher machen.«
»Es war schon zu spät für mich, als ich dich das erste Mal gesehen habe«, sagte er grimmig. »Außerdem«, fügte er mit hochgezogener Augenbraue hinzu, »würde dein Vater Hackfleisch aus mir machen, wenn ich sagen würde, ich hätte es mir anders überlegt.«
»Ha«, sagte sie, doch das verborgene Lächeln brach hervor und drückte ihr ein Grübchen in die Wange.
»Du gemeines Biest. Du hast Spaß an dieser Vorstellung!«
»Ja. Ich meine, nein.« Jetzt lachte sie wieder, und genau das wollte er. »Ich will nicht, dass er Hackfleisch aus dir macht. Es ist nur schön zu wissen, dass er es tun würde. Ein Vater sollte seine Kinder beschützen.« Sie lächelte ihn an und berührte ihn sacht mit der Puppe. »So wie du, Mr. MacKenzie.«
Bei diesen Worten wurde ihm eng ums Herz, als sei seine Weste geschrumpft. Dann folgte ein Hauch von Kälte, denn ihm fiel jetzt wieder ein, was er ihr erzählen musste. Jeder Vater hatte schließlich andere Vorstellungen davon, wie er seine Kinder am besten schützte, und er war sich nicht sicher, wie sie seine Worte aufnehmen würde.
Er nahm ihren Arm und zog sie aus dem Regen in den Schutz einer Gruppe von Hemlocktannen. Hier lag unter dem Dach der breit gefächerten Äste eine Schicht trockener, duftender Nadeln zu ihren Füßen.
»Komm und setz dich ein Weilchen zu mir, Mrs. Mac. Es ist nicht wichtig, aber es gibt da eine Kleinigkeit, die ich dir vor der Hochzeit noch erzählen wollte.« Er zog sie zu sich auf den verrottenden, mit rostfarbenen Flechten überzogenen Baumstamm, auf dem er sich niedergelassen hatte. Er räusperte sich und nahm den Faden seiner Geschichte auf.
»Als ich noch in Inverness war, bevor ich dir durch die Steine gefolgt bin, habe ich einige Zeit damit verbracht, die Papiere des Reverends durchzukramen, und bin dabei auf einen Brief gestoßen, den dein Vater geschrieben hat. Frank Randall, meine ich. Er spielt keine große Rolle - jetzt nicht mehr -, aber ich dachte... na ja, ich habe mir gedacht, es sollte vor der Hochzeit keine Geheimnisse zwischen uns geben. Ich habe deinem Vater gestern Abend davon erzählt. Also möchte ich es dir jetzt auch gern sagen.«
Ihre Hand lag warm in der seinen, doch ihre Finger versteiften sich bei seinen Worten, und zwischen ihren Augenbrauen bildete sich eine steile Falte, während sie ihm zuhörte.
»Noch einmal«, sagte sie, als er fertig war. »Sag das noch einmal.«
Gehorsam wiederholte er den Wortlaut des Briefes, den er auswendig gelernt hatte. Wie er ihn am Abend zuvor schon einmal wiedergegeben hatte, vor Jamie Fraser.
»Dieser Grabstein in Schottland mit dem Namen von Pa ist eine Attrappe ?« Ihre Stimme hob sich leicht vor Staunen. »Papa - Frank - hat ihn durch den Reverend anfertigen und dort auf dem Kirchhof von St. Kilda aufstellen
lassen - aber Pa ist nicht... wird nicht, meine ich - wird nicht darunter liegen?«
»Ja, hat er, und nein, wird er nicht«, sagte Roger, wobei er sorgsam im Sinn behielt, wen er jeweils mit »er« meinte. »Er - Frank Randall - hat den Stein als eine Art Anerkennung gedacht; etwas, das er deinem Vater schuldete - deinem anderen Vater, meine ich; Jamie.«
Briannas Gesicht war fleckig vor Kälte; jetzt, wo die Hitze des Liebesaktes nachließ, liefen ihre Nasen- und Ohrenspitzen rot an.
»Aber er konnte doch gar nicht wissen, ob wir ihn je finden würden, Mama und ich!«
»Ich weiß ja auch gar nicht, ob er wollte , dass ihr ihn findet«, sagte Roger. »Vielleicht wusste er es ja selbst nicht. Aber er hatte das Gefühl, diese Geste machen zu müssen. Außerdem«, sagte er, denn ihm kam ein Gedanke, »hatte Claire nicht gesagt, dass er kurz vor seinem Tod vorhatte, mit dir nach England zu fahren? Vielleicht hatte er ja vor, dich dort hinzuführen, dafür zu sorgen, dass du den Stein findest - und dann dir und Claire alles Weitere zu überlassen.«
Sie saß reglos da und verdaute diese Idee.
»Dann hat er es gewusst«, sagte sie langsam. »Dass er - dass Jamie Fraser Culloden überlebt hat. Er hat es gewusst ... aber nichts gesagt?«
»Ich glaube nicht, dass man ihm das vorwerfen kann«, sagte Roger sanft. »Es war nicht nur egoistisch, weißt du.«
»Ach nein?« Sie war zwar immer noch schockiert, aber noch nicht wütend. Er konnte sehen, wie sie das Gehörte in Gedanken durchkaute, versuchte, es von allen Seiten zu betrachten, bevor sie entschied, was sie denken und
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