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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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die durch und durch verängstigten Jäger waren zu ihrem Feuer zurückgeschlichen, wo sie den Rest der Nacht schlaflos verbrachten, bevor sie am Morgen in ihr Dorf zurückkehrten. Und von dort, so bedeutete Tsatsa’wi mit einer huldvollen Geste, sei er nun gekommen, um die Hilfe des Bärentöters zu gewinnen.

    »Aber warum meinen sie denn, dass es ein Geist ist?« Brianna beugte sich vor, und ihr anfängliches Entsetzen über die Geschichte wich jetzt lebhaftem Interesse.
    Peter sah sie an und zog eine Augenbraue hoch.
    »Oh, aye, das hat er nicht gesagt - oder vermutlich hat er es doch, aber nicht verständlich genug. Das Tier war viel größer als normale Bären, sagt er - und schneeweiß. Er sagt, als das Tier sich umgedreht hat, um ihn anzusehen, brannten seine Augen rot wie Feuer. Sie haben sofort gewusst, dass es ein Geist sein musste, und so waren sie auch eigentlich nicht überrascht, dass ihre Pfeile ihm nichts anhaben konnten.«
    Tsatsa’wi mischte sich erneut ein, indem er zuerst auf Jamie zeigte, dann auf sein Bärenkrallenhalsband tippte und dann - zu meiner Überraschung - auf mich zeigte.
    »Ich?«, sagte ich. »Was habe ich denn damit zu tun?«
    Der Cherokee hörte wohl meinen überraschten Tonfall, denn er beugte sich über den Tisch und strich mir über den Arm - nicht zärtlich, sondern einfach nur, um auf meine Haut zu deuten. Jamie machte ein leises, belustigtes Geräusch.
    »Du bist sehr weiß, Sassenach. Vielleicht wird der Bär glauben, dass du seine Seelenverwandte bist.« Er grinste mich an, doch Tsatsa’wi verstand offensichtlich die Bedeutung seiner Worte, denn er nickte ernst. Er ließ meine Hand los und machte ein leises Krächzgeräusch - den Ruf eines Raben.
    »Oh«, sagte ich, und mir wurde ausgesprochen beklommen zumute. Ich kannte die Cherokeeworte nicht, aber die Leute in Tsatsa’wis Dorf hatten ganz offensichtlich nicht nur von Bärentöter gehört, sondern auch von Weißer Rabe. Weiße Tiere galten als bedeutsam - und oftmals unheimlich. Ich wusste nicht, ob man davon ausging, dass ich Macht über den Bären ausüben konnte - oder einfach nur einen guten Köder abgeben würde -, doch die Einladung galt offensichtlich auch für mich.
    Und so kam es, dass wir uns eine Woche später, als das Heu unter Dach und Fach war und vier Rotwildhälften friedlich im Räucherhaus baumelten, zur Vertragsgrenze aufmachten, um einen Exorzismus durchzuführen.
     
    Neben Jamie und mir umfasste unsere Gruppe Brianna und Jemmy, die Beardsleyzwillinge und Peter Bewlie, der uns zu dem Dorf führen sollte, da seine Frau mit Tsatsa’wi vorgeritten war. Brianna hatte nicht mitkommen wollen, allerdings hatte ich das Gefühl, dass sie eher Angst davor hatte, Jemmy in die Wildnis mitzunehmen, als dass es ihr widerstrebte, sich der Jagd anzuschließen. Doch Jamie hatte darauf bestanden, dass sie mitkam, weil, wie er sagte, ihre Zielsicherheit unverzichtbar war. Da sie Jemmy noch nicht abstillen wollte, war sie gezwungen gewesen, ihn mitzunehmen - doch er schien den Ausflug durch und durch zu genießen und hockte mit leuchtenden Augen vor seiner Mutter im Sattel, während er entweder alles, was
er sah, mit fröhlich dahingebrabbelten Kommentaren bedachte oder verträumt und zufrieden am Daumen nuckelte.
    Was die Beardsleys betraf, so kam es Jamie auf Josiah an.
    »Der Junge hat schon mindestens zwei Bären erlegt«, sagte er zu mir. »Ich habe beim gathering die Felle gesehen. Und ich wüsste nicht, was es schaden sollte, wenn sein Bruder mitkommen möchte.«
    »Ich auch nicht«, pflichtete ich ihm bei. »Aber warum bestehst du so darauf, dass Brianna uns begleitet? Wirst du nicht auch gemeinsam mit Josiah mit dem Bären fertig?«
    »Möglich«, sagte er und wischte mit einem öligen Tuch über den Lauf seiner Muskete. »Aber wenn vier Augen besser sind als zwei, ist ein drittes Paar doch noch besser, oder? Vor allem, wenn es so zielen kann wie deine Tochter.«
    »Ja?«, sagte ich skeptisch. »Und was noch?«
    Er grinste mich an.
    »Du glaubst doch nicht etwa, dass ich irgendwelche Hintergedanken habe, oder, Sassenach?«
    »Nein, ich glaube es nicht - ich weiß es.«
    Er lachte und beugte den Kopf über seine Büchse. Doch nachdem er noch ein paar Sekunden weiter gewischt hatte, sagte er, ohne aufzublicken: »Aye, nun ja. Ich dachte, es ist keine schlechte Idee, wenn Brianna Freunde bei den Cherokee hat. Falls sie einmal einen Ort braucht, wo sie hingehen kann.«
    Sein beiläufiger Tonfall täuschte

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