Das Flammende Kreuz
ums Fressen geht. Sie haben nichts gegen Aas.«
Jamie nickte, doch seine Aufmerksamkeit war auf Josiah gerichtet.
»Aye, das habe ich auch schon gehört. Aber Tsatsa’wi hat gesagt, er hat gesehen, wie der Bär seinen Freund verschleppt hat - also jagt er Menschen, nicht wahr?«
»Nun, diesen einen Menschen mit Sicherheit«, pflichtete ihm Josiah bei. Doch seine Stimme hatte einen seltsamen Unterton, und Jamies Blick verschärfte sich. Er zog eine Augenbraue hoch, und Josiah presste erst die Lippen
zusammen, dann entspannte er sie und fällte einen Entschluss. Er sah Kezzie an, und dieser lächelte zurück. Ich sah, dass Kezzie ein Grübchen auf der linken Wange hatte; Josiahs dagegen war auf der rechten.
Josiah seufzte und wandte sich erneut an Jamie.
»Von diesem Teil wollte ich eigentlich nichts erzählen«, sagte er unverblümt. »Doch Ihr seid immer offen zu uns, Sir, und ich sehe, dass es nicht recht ist, wenn ich Euch nach diesem Bären jagen lasse, ohne dass Ihr wisst, was Euch dort sonst noch erwarten könnte.«
Ich spürte, wie sich meine Nackenhaare sträubten, und widerstand dem plötzlichen Impuls, mich umzudrehen und hinter mir in die Dunkelheit zu blicken. Mir war jedes Bedürfnis zu lachen vergangen.
»Sonst noch?« Langsam ließ Jamie das Stück Brot sinken, in das er gerade hineinbeißen wollte. »Und... was genau soll das sein?«
»Nun, ich habe es nur einmal mit Gewissheit gesehen«, warnte ihn Josiah. »Und es war eine Neumondnacht. Aber ich war die ganze Nacht unterwegs gewesen, und meine Augen waren gut an den Sternenschein gewöhnt - Ihr wisst ja, wie das ist.«
Jamie nickte und machte ein nachdenkliches Gesicht.
»Aye, sehr gut. Und wo warst du zu der Zeit?«
In der Nähe des Dorfes, zu dem wir unterwegs waren. Josiah war schon öfter dort gewesen, und die Aufteilung des Dorfes war ihm vertraut. Sein Ziel war ein Haus am Ende des Dorfes; unter dem Dachvorsprung hingen Maiskolben zum Trocknen aufgereiht, und er glaubte, sich problemlos mit einem Bündel davonmachen zu können, vorausgesetzt, er weckte die Dorfhunde nicht.
»Man braucht nur einen zu wecken, und schon hat man die ganze, jaulende Bande am Hals«, sagte er kopfschüttelnd. »Und es waren nur noch ein paar Stunden bis zur Dämmerung. Also habe ich mich vorsichtig angeschlichen, um zu sehen, ob einer von den Strolchen vor dem Haus schlief, das ich im Visier hatte.«
Während er im Wald auf der Lauer lag, hatte er eine Gestalt aus dem Haus kommen sehen. Da sich kein Hund daran störte, lag der Schluss nahe, dass die Person zu dem Haus gehörte. Der Mann war stehen geblieben, um Wasser zu lassen, und hatte dann zu Josiahs Schrecken Pfeil und Bogen geschultert und war direkt auf die Stelle im Wald zugekommen, an der er versteckt lag.
»Ich hatte nicht das Gefühl, dass er hinter mir her war, aber ich bin so schnell wie eine Katze auf einen Baum geklettert, und genauso leise«, sagte er, ohne dass es nach Angeberei klang.
Der Mann war sehr wahrscheinlich ein Jäger gewesen, der früh aufgestanden war, um einen weiter entfernten Fluss aufzusuchen, der in der Dämmerung dem Rotwild und den Waschbären als Tränke dienen würde. Da er so dicht bei seinem eigenen Dorf keinen Grund dazu sah, hatte der Mann keinerlei
Vorsicht walten lassen und war leise, aber ohne jede Verstohlenheit durch den Wald gegangen.
Josiah hatte nur knapp über dem Kopf des Mannes auf seinem Baum gehockt und den Atem angehalten. Der Mann war weiter gegangen und im dichten Unterholz verschwunden. Josiah war schon fast im Begriff gewesen, von seinem Aussichtspunkt hinabzusteigen, als er auf einmal einen überraschten Ausruf hörte, dem die Geräusche eines kurzen Handgemenges folgten, das mit einem widerlich dröhnenden Hieb endete.
»Wie ein reifer Kürbis, wenn man mit einem Stein darauf schlägt, um ihn aufzubrechen«, versicherte er Jamie. »Ist mir durch Mark und Bein gegangen, das Geräusch dort im Dunklen.«
Doch sein Erschrecken konnte seine Neugier nicht dämpfen, und er war in Richtung des Geräusches durch den Wald geglitten. Er hörte etwas rascheln, und als er vorsichtig durch einen Vorhang aus Zedernzweigen lugte, konnte er eine menschliche Gestalt ausmachen, die am Boden lag, und eine andere, die sich darüber beugte und offenbar versuchte, dem Liegenden ein Kleidungsstück über den Kopf zu ziehen.
»Er war tot«, erklärte Josiah nüchtern. »Ich konnte das Blut riechen, und die Scheiße auch. Der kleine Kerl hat ihm wohl mit einem
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