Das Flammende Kreuz
Daumen, um die Spannweite der Spuren zu demonstrieren, dann berührte er die längste der Krallen an seinem Halsband und nickte bedeutsam.
Die Dorfbewohner, die an Bären gewöhnt waren, hatten die üblichen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, ihre Vorräte in geschütztere Räume verlagert und abends ihre Hunde im Freien gelassen - mit dem Ergebnis, dass eine Reihe von Hunden verschwunden war, und zwar abermals geräuschlos.
Dann hatte entweder die Wachsamkeit der Hunde nachgelassen, oder der Bär war hungriger geworden. Das erste Opfer war ein Mann, der im Wald ums Leben kam. Dann war vor sechs Monaten ein Kind geraubt worden. Brianna stellte das Summen abrupt ein.
Das Opfer war ein Baby, das mitsamt seiner Trage vom Ufer des Flusses abhanden gekommen war, wo seine Mutter kurz vor Sonnenuntergang Wäsche gewaschen hatte. Es war nichts zu hören gewesen, und die einzige Spur war ein großer Klauenabdruck im Schlamm.
In den folgenden Monaten waren noch vier weitere Dorfbewohner umgekommen. Zwei Kinder, die spät nachmittags ohne Begleitung wilde Erdbeeren gepflückt hatten. Eine Leiche war mit gebrochenem Genick, ansonsten aber unberührt gefunden worden. Die andere war verschwunden; eine Spur zeigte an, wo sie in den Wald geschleift worden war. Eine Frau war auf ihrem eigenen Maisfeld getötet und an Ort und Stelle teilweise verspeist worden, erneut gegen Sonnenuntergang. Das letzte Opfer, ein Mann, war tatsächlich auf der Jagd nach dem Bären gewesen.
»Von ihm haben sie nichts gefunden als seinen Bogen und ein paar blutige Kleiderfetzen«, sagte Peter. Ich hörte hinter mir einen leisen Plumps, als sich Mrs. Bug abrupt auf die Kaminbank setzte.
»Also haben sie ihn schon selbst gejagt?«, fragte ich. »Oder es versucht, sollte ich wohl besser sagen?«
Peter riss seinen Blick von Jamie los und sah mich ernst nickend an.
»Oh, aye, Mrs. Claire. So haben sie ja endlich herausbekommen, womit sie es zu tun haben.«
Eine kleine Gruppe von Jägern hatte sich grimmig an die Fersen des Bären geheftet, mit Bogen, Speeren und den beiden dorfeigenen Musketen bewaffnet. Sie hatten das Dorf in zunehmend größer werdenden Kreisen umrundet, weil die Tatsache, dass der Bär seine Aufmerksamkeit ganz auf das Dorfkonzentrierte, sie zu der Überzeugung gebracht hatte, dass er normalerweise nicht weit fortwanderte. Ihre Suche hatte vier Tage gedauert, und dann und wann hatten sie zwar alten Bärenkot gefunden, doch von dem Bären hatten sie keine Spur zu Gesicht bekommen.
»Tsatsa’wi war mit dabei«, sagte Peter und zeigte mit dem Finger auf seinen Schwager. »Er und einer seiner Freunde haben in der Nacht Wache gehalten, während die anderen schliefen. Es war kurz nach Mondaufgang, sagt er, als er aufstand, um Wasser zu lassen. Als er sich wieder zum Feuer umdrehte, hat er gerade noch gesehen, wie sein Freund mausetot davongeschleift wurde, das Genick zwischen den Kiefern des Biestes zerquetscht!«
Tsatsa’wi hatte die Erzählung gebannt verfolgt. An dieser Stelle nickte er und machte eine Geste, die die Cherokee-Version des Kreuzzeichens zu sein schien - eine rasche, formale Geste zur Abwehr des Bösen. Dann ergriff er selbst das Wort, und seine Hände flogen, als er die folgenden Ereignisse pantomimisch wiedergab.
Er hatte natürlich geschrien, um seine verbleibenden Kameraden zu wecken, und war auf den Bären losgestürzt, in der Hoffnung, ihn so zu erschrecken, dass er seinen Freund losließ - obwohl er sehen konnte, dass der Mann schon tot war. Er ließ den Kopf scharf zur Seite fallen, um einen gebrochenen Hals darzustellen, und er ließ seine Zunge mit einer Miene heraushängen, die unter anderen Umständen urkomisch gewesen wäre.
Die Jäger hatten zwei Hunde dabei gehabt, die sich ebenfalls mit großem Gebell auf den Bären gestürzt hatten. Der Bär hatte seine Beute tatsächlich fallen gelassen, doch anstatt zu flüchten, war er auf Tsatsa’wi zugerannt. Er hatte sich zur Seite geworfen, und der Bär hatte gerade lange genug innegehalten, um sich einen der Hunde zu krallen und dann in der Dunkelheit des Waldes zu verschwinden, gefolgt von dem anderen Hund sowie einem Hagel von Pfeilen und Musketenkugeln - doch nichts davon hatte ihn berührt.
Sie hatten im Wald mit Fackeln Jagd auf den Bären gemacht, ihn jedoch nicht ausfindig machen können. Der zweite Hund war mit beschämtem Gesicht zurückgekehrt - Brianna kommentierte Tsatsa’wis pantomimische Nachahmung des Hundes mit einem kleinen Zischen -, und
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