Das Flammende Kreuz
Bärentöter?«
Ein Aufblitzen seiner gesunden Zähne belohnte mich für meine Intelligenz, als er jetzt erneut strahlend lächelte.
»Er kommt sicher jeden Moment«, sagte ich und wies zuerst auf das Fenster und damit auf den Weg, den Mrs. Bug bei ihrem Exodus genommen hatte - denn sie war mit Sicherheit verschwunden, um Ehrwürden davon zu unterrichten, dass das Haus voller Rothäute war, die auf Mord, Totschlag und die Entweihung ihres blitzsauberen Fußbodens aus waren -, und dann auf die Küche. »Kommt doch mit und trinkt etwas.«
Er folgte mir bereitwillig, und als Jamie schließlich kam, saßen wir am Tisch, tranken kameradschaftlich Tee und nickten und lächelten uns weiter
gegenseitig zu. In Jamies Begleitung befand sich nicht nur Mrs. Bug, die sich dicht an seine Rockschöße hielt und argwöhnische Blicke auf unseren Gast warf, sondern auch Peter Bewlie.
Unser Gast wurde uns prompt als Tsatsa’wi vorgestellt, der Bruder von Peters indianischer Frau. Er lebte in einem kleinen Dorf etwa dreißig Meilen jenseits der Vertragsgrenze, war jedoch zu Besuch bei seiner Schwester und wollte eine Zeit lang bei den Bewlies bleiben.
»Gestern Abend haben wir nach dem Essen ein Pfeifchen geraucht«, erklärte Peter, »und Tsatsa’wi hat meiner Frau von einem Problem in seinem Dorf erzählt - die es wiederum mir erzählt hat, denn er spricht ja kein Englisch, und ich verstehe nicht so viel von ihrer Sprache, nur die Bezeichnungen für ein paar Gegenstände und die eine oder andere Höflichkeit -, aber wie gesagt, er hat von einem gemeinen Bären erzählt, der ihnen schon seit Monaten zu schaffen macht.«
»Eigentlich sieht Tsatsa’wi doch so aus, als wäre er bestens in der Lage, selbst mit so etwas fertig zu werden«, sagte Jamie. Er deutete auf das Krallenhalsband des Indianers und berührte dann seine eigene Brust. Er lächelte Tsatsa’wi zu. Offenbar begriff dieser die Bedeutung des Komplimentes und setzte zur Erwiderung ein breites Lächeln auf. Als Zeichen gegenseitigen Respekts verneigten sich beide Männer über ihren Teetassen.
»Aye«, pflichtete Peter ihm bei und leckte sich einen Tropfen aus dem Mundwinkel. »Er ist ein guter Jäger, unser Tsatsa’wi, und normalerweise kämen er und seine Vettern bestimmt wunderbar zurecht. Doch wie es scheint, ist dieser Bär nicht ganz normal. Also habe ich zu ihm gesagt, vielleicht sollten wir Mac Dubh davon erzählen, und womöglich hat Ehrwürden ja Zeit, dem Tier für sie den Garaus zu machen.«
Peter wies mit dem Kinn auf seinen Schwager und nickte Jamie dann mit einer Art Besitzerstolz zu. Siehst du, sagte seine Geste. Ich habe es dir doch gesagt. Er kann es.
Ich unterdrückte ein Lächeln. Jamie fing meinen Blick auf, hustete bescheiden und stellte seinen Becher hin.
»Aye, nun ja. Im Augenblick kann ich hier nicht weg, aber vielleicht nach der Heuernte. Weißt du, was für eine Sorte dieser problematische Bär ist, Peter?«
»Oh, aye«, sagte Peter fröhlich. »Es ist ein Geist.«
Ich verschluckte mich prompt an meinem Tee. Jamie machte keinen allzu schockierten Eindruck, doch er rieb sich zweifelnd das Kinn.
»Mmpfm. Nun, was hat er denn getan?«
Zum ersten Mal hatte der Bär vor fast einem Jahr auf sich aufmerksam gemacht, obwohl ihn anfangs niemand zu Gesicht bekommen hatte. Es hatte die üblichen Räubereien gegeben: Gestelle mit trocknendem Fisch oder Maisbündel, die vor den Häusern hingen, wurden verschleppt, und aus den Schuppen wurde Fleisch gestohlen, doch anfangs hatten die Dorfbewohner
dies nur für das Werk eines außergewöhnlich cleveren Bären gehalten - normalerweise war es Bären völlig egal, ob man sie bei der Tat beobachtete.
»Er ist immer nur nachts gekommen«, erklärte Peter. »Und er hat kaum Lärm gemacht. Die Leute mussten einfach morgens nach dem Aufstehen feststellen, dass man in ihre Vorratslager eingebrochen war, ohne dass auch nur ein Geräusch sie geweckt hätte.«
Brianna, die Mrs. Bugs abrupte Flucht beobachtet hatte und zu uns gekommen war, um den Grund zu erfahren, begann leise vor sich hin zu summen - und mein Gedächtnis versah die Melodie prompt mit einem Text. » Ich bin ein dicker, dicker Tanzbär und komme aus dem Wald...« Ich presste mir eine Serviette an den Mund und gab vor, die Überreste des Tees wegzutupfen.
»Sie wussten von Anfang an, dass es ein Bär war, aye?«, erklärte Peter. »Spuren.«
Dieses Wort war Tsatsa’wi vertraut; er legte beide Hände ausgebreitet auf den Tisch, Daumen an
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