Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
Tür hinter dem letzten Besucher schloss, legte er sich auf das Kissen zurück, schloss die Augen und atmete in einem langen, tiefen Seufzer aus. Ich machte mich daran, mein Tablett aufzuräumen, weichte die Spritze in Alkohol ein, verkorkte meine Fläschchen und faltete das Verbandsmaterial
zusammen. Dann setzte ich mich neben ihn, und er streckte die Hand nach mir aus, ohne die Augen zu öffnen.
    Seine Haut war warm und trocken, seine Hand von Murdos fester Umklammerung gerötet. Ich fuhr sanft mit dem Daumen über seine Fingerknöchel und lauschte dem gedämpften, aber regen Rumpeln und Klappern unten im Haus.
    »Es wird funktionieren«, sagte ich kurz darauf leise. »Ich weiß, dass es funktionieren wird.«
    »Ich weiß«, sagte er. Er holte tief Luft, und dann endlich begann er zu weinen.

94
    Frisches Blut
    Roger erwachte schlagartig aus seinem schwarzen, traumlosen Schlaf. Er fühlte sich wie ein gestrandeter Fisch, der sich nach Luft schnappend in ein fremdes, unerwartetes Element gerissen findet. Er erblickte seine Umgebung, ohne sie zu begreifen; seltsames Licht und konturlose Oberflächen. Dann realisierte sein Verstand, dass Brianna seinen Arm berührte, und er befand sich wieder in seiner Haut, in einem Bett.
    »Hwh?« Er setzte sich abrupt auf und machte ein heiseres, fragendes Geräusch.
    »Tut mir Leid, dass ich dich wecke.« Brianna lächelte zwar, doch eine Sorgenfalte verzog ihre Augenbrauen, während sie ihm suchend ins Gesicht sah. Sie strich ihm das verworrene Haar aus der Stirn, und er streckte automatisch die Hand nach ihr aus, nahm sie in die Arme und ließ sich mit ihr auf das Kissen zurückfallen.
    »Hwm.« Sie festzuhalten verankerte ihn in der Wirklichkeit - feste Muskeln und warme Haut, und ihr Haar lag sanft wie ein Traum über seinem Gesicht.
    »Okay?«, fragte sie leise. Ihre langen Finger berührten seine Brust, seine Brustwarze richtete sich auf, die lockigen Haare ringsum sträubten sich.
    »Okay«, sagte er mit einem tiefen Seufzer. Er küsste sie kurz auf die Stirn und entspannte sich dann blinzelnd. Seine Kehle war staubtrocken, und sein Mund fühlte sich klebrig an, doch er konnte allmählich wieder zusammenhängend denken. »Wievieluhr?« Er lag in seinem eigenen Bett, und das Licht im Zimmer war so gedämpft, dass es Abend hätte sein können, doch das lag daran, dass die Tür geschlossen war und die Fenster verhängt waren. Irgendetwas stimmte nicht mit dem Licht, mit der Luft.

    Sie stieß sich von ihm ab und strich sich mit einer Hand das herabfallende Haar zurück.
    »Es ist kurz nach Mittag. Ich hätte dich nicht geweckt, aber da ist ein Mann, und ich weiß nicht, was ich mit ihm anfangen soll.« Sie blickte in Richtung des Herrenhauses und senkte die Stimme, obwohl doch mit Sicherheit niemand in der Nähe war, der sie hätte hören können.
    »Pa schläft tief und fest, und Mama auch«, sagte sie wie zur Bestätigung dieser Vermutung. »Ich möchte sie nicht wecken - selbst wenn ich es könnte.« Sie lächelte kurz. »Ich glaube, dazu würde man Schießpulver brauchen. Die Welt existiert für sie im Moment nicht.«
    Sie wandte sich ab und griff nach dem Krug auf dem Tisch. Das Geräusch fließenden Wassers klang in Rogers Ohren wie Regen auf verdorrtem Boden, und er leerte den Becher, der ihm hingehalten wurde, mit drei Schlucken und hielt ihn ihr noch einmal entgegen.
    »Mehr. Bitte. Mann?« Das war schon besser; er bildete wieder vollständige Wörter, und sein Denkvermögen kehrte langsam zurück.
    »Er sagt, er heißt Thomas Christie. Er ist hier, um mit Pa zu sprechen; er sagt, er war in Ardsmuir.«
    »Ja?« Den zweiten Becher trank Roger langsamer und sammelte dabei seine Gedanken. Dann stellte er den Becher hin, schwang die Beine aus dem Bett und streckte die Hand nach seinem Hemd aus, das am Kleiderhaken hing. »Okay. Sag ihm, ich bin sofort da.«
    Sie küsste ihn flüchtig und ging. Vorher hielt sie noch kurz inne, um die Fensterbespannung zu lösen und einen gleißenden Lichtstrahl und frostige Luft einzulassen.
    Er kleidete sich umständlich an, und sein Verstand war immer noch angenehm benommen. Doch als er sich bückte, um seine Socken unter dem Bett hervorzuziehen, fiel sein Blick auf einen Gegenstand in der zerwühlten Bettwäsche, direkt unter der Kopfkissenkante. Er streckte die Hand aus und hob ihn auf. Es war das »alte Weiblein« - der kleine Fruchtbarkeitszauber. Der uralte, rosafarbene Stein glänzte glatt in der Sonne und lag ihm überraschend

Weitere Kostenlose Bücher