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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Eule.
    »Jamie Fraser hat dort ebenfalls im Gefängnis gesessen«, sagte er. »Das war Euch doch sicher bekannt?«
    »Aber ja«, sagte Roger nachsichtig. »Meines Wissens kommen eine ganze Reihe der Männer, die sich in Fraser’s Ridge niedergelassen haben, aus Ardsmuir.«
    »Wer denn?«, fragte Christie fordernd, und der eulenartige Eindruck verstärkte sich noch.
    »Äh... die Lindsays - Kenny, Murdo und Evan«, sagte Roger und rieb sich als Konzentrationshilfe mit der Hand über die Stirn, »Geordie Chisholm und Robert MacLeod. Ich glaube - ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass Alex MacNeill auch in Ardsmuir war.«
    Christie hatte diese Aufzählung mit der Aufmerksamkeit einer Eule verfolgt, die ein Rascheln im Heu nicht aus den Augen lässt. Jetzt entspannte er sich und ließ seine Federn wieder sinken - so schien es Roger.
    »Ich kenne sie«, sagte er und strahlte Genugtuung aus. »MacNeill wird sich für mich verbürgen, falls das notwendig ist.« Sein Tonfall suggerierte unmissverständlich, dass es eigentlich nicht notwendig sein sollte.
    Roger war noch nie dabei gewesen, wenn Jamie einen potentiellen Pächter befragte, doch er hatte schon öfter mit angehört, wie er sich mit Claire über die Bewerber unterhielt, die er wählte. Dementsprechend stellte er Christie einige Fragen über seine jüngere Vergangenheit und versuchte dabei, die richtige Balance zwischen Höflichkeit und Autorität zu finden - was ihm, wie er fand, gar nicht übel gelang.
    Christie war gemeinsam mit den anderen Sträflingen deportiert worden, sagte er, hatte jedoch das Glück gehabt, dass sein Leibeigenschaftskontrakt von einem Plantagenbesitzer in South Carolina erworben wurde, der ihn zum Lehrer seiner sechs Kinder machte, als er feststellte, dass Christie ein gebildeter Mann war. Gegen eine Gebühr ließ er auch den Kindern der Nachbarsfamilien
das Privileg einer Unterweisung durch Christie zuteil werden. Nach Ablauf seiner Leibeigenschaft hatte sich Christie einverstanden erklärt, zu bleiben und gegen Lohn zu arbeiten.
    »Wirklich?«, sagte er und sein Interesse an Christie stieg beträchtlich. Ein Schulmeister, wie? Es würde Brianna unendlich freuen, ihre unfreiwillige Anstellung als Paukerin aufgeben zu können. Und Christie machte den Eindruck, als sei er mehr als fähig, mit renitenten Schülern fertig zu werden. »Was führt Euch denn hierher, Mr. Christie? South Carolina ist doch ziemlich weit weg.«
    Der Mann zuckte mit seinen breiten Schultern. Er war von der Reise mitgenommen und ziemlich staubig, aber sein Rock war aus anständigem Tuch, und er trug ordentliche Schuhe.
    »Meine Frau ist gestorben«, sagte er schroff. »An der Influenza. Ebenso wie Mr. Everett, der Plantagenbesitzer. Sein Erbe hatte keinen Bedarf für meine Dienste, und ich hatte nicht den Wunsch, ohne Anstellung dort zu bleiben.« Er sah Roger durchdringend an. »Ihr habt gesagt, Mr. Fraser ist nicht abkömmlich. Wie lange wird es bis zu seiner Rückkehr dauern?«
    »Das kann ich nicht sagen.« Roger tippte sich mit der Spitze der Feder gegen die Zähne und zögerte. Er konnte tatsächlich nicht sagen, wie lange Jamie verhindert sein würde; gestern Abend hatte er ausgesehen, als befände er sich nur mit knapper Not unter den Lebenden. Selbst wenn er sich ohne weitere Komplikationen erholte, war es gut möglich, dass er noch länger krank war. Und er wollte Christie nur ungern fortschicken oder warten lassen; es war spät im Jahr, und es blieb nicht mehr viel Zeit, wenn man den Mann und seine Familie für den Winter unterbringen wollte.
    Er blickte vom Vater auf den Sohn. Beide waren hoch gewachsene Männer von kräftigem Aussehen. Keiner von ihnen sah nach einem Trunkenbold oder Rüpel aus, und beide hatten Schwielen an den Händen, die verrieten, dass ihnen körperliche Arbeit zumindest nicht fremd war. Sie hatten eine Frau, die sich um ihre häuslichen Bedürfnisse kümmern würde. Und von der Bruderschaft der Freimaurer einmal ganz abgesehen, war Christie einer von Jamies Männern aus Ardsmuir. Er wusste, dass Jamie sich immer besonders bemühte, um für solche Männer eine Bleibe zu finden.
    Roger fasste einen Beschluss. Er zog ein leeres Blatt Papier hervor und entfernte den Deckel des Tintenfasses. Er räusperte sich erneut.
    »Nun gut, Mr. Christie. Ich denke, wir können zu einer... Übereinkunft kommen.«
    Er war angenehm überrascht, als sich die Tür des Studierzimmers öffnete und Brianna mit einem Tablett voller Brötchen und Bier

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