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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Notiz von ihr genommen, doch jetzt fiel ihm die Schönheit ihrer Augen auf - von einer seltsamen, hellgrauen Farbe, mandelförmig und leuchtend, mit langen, schwarzen Wimpern umrandet. Vielleicht ja auch schon weit vor der Frühjahrsaussaat, dachte er und hustete.
    »Ein Schlangenbiss«, sagte er abrupt. »Aber keine Sorge; er ist schon auf dem Weg der Besserung.
    Er hielt Christie die Hand hin, und diesmal war er auf den geheimen Griff vorbereitet.
    »Willkommen in Fraser’s Ridge«, sagte er. »Ich hoffe, Ihr werdet mit Eurer Familie hier glücklich.«
     
    Jamie saß aufrecht im Bett, von Kopf bis Fuß von ergebenen Frauen bedient, und machte ein entsprechend verzweifeltes Gesicht. Seine Miene entspannte sich etwas, als er einen Mann entdeckte, und er wedelte seine Leibdienerinnen beiseite. Lizzie, Marsali und Mrs. Bug verließen widerstrebend das Zimmer, doch Claire blieb, mit ihren Fläschchen und Messern beschäftigt.
    Roger setzte sich ans Fußende des Bettes, von dem ihn Claire wieder vertrieb. Sie wies ihm einen Hocker zu, bevor sie das Laken anhob, um die Lage darunter zu überprüfen und sich zu versichern, dass seine unüberlegte Handlung keinen Schaden angerichtet hatte.
    »Nun gut«, sagte sie schließlich und wies voller Genugtuung auf den weißen Mullverband. Die Maden waren zurückgekehrt und verdienten sich offenbar rechtschaffen ihren Lebensunterhalt. Sie richtete sich auf und nickte Roger zu - wie der Großwesir, der eine Audienz beim Kalifen von Bagdad
gewährt, dachte Roger amüsiert. Er sah Jamie an, der die Augen verdrehte und Roger dann mit einem kleinen, ironischen Lächeln begrüßte.
    »Wie steht’s?«, sagten sie beide gleichzeitig. Roger lächelte, und Jamie verzog den Mundwinkel. Er zuckte kurz mit den Achseln.
    »Ich lebe noch«, sagte er. »Aber glaube ja nicht, dass damit bewiesen ist, dass du Recht hattest. Das stimmt einfach nicht.«
    »Dass er womit Recht hatte?«, fragte Claire und blickte neugierig von der Schüssel in ihren Händen auf.
    »Oh, ein kleiner, philosophischer Disput«, sagte Jamie zu ihr. »Über freie Entscheidung und Zufall.«
    Sie prustete los.
    »Ich will kein Wort davon hören.«
    »Auch gut. Ich habe sowieso nicht vor, solche Angelegenheiten bei Brot und Milch zu diskutieren.« Jamie blickte mit leisem Abscheu auf eine Schale mit einer nahrhaften, aber breiigen Substanz, die halb gegessen neben ihm auf dem Nachttisch stand. »Hast du dir inzwischen das Geschwür am Bein des Maultiers angesehen, Roger Mac?«
    »Ich habe es mir angesehen«, antwortete Claire für ihn. »Es verheilt sehr gut. Roger war damit beschäftigt, Gespräche mit neuen Pächtern zu führen.«
    »Oh, aye?« Fraser zog interessiert die Augenbrauen hoch.
    »Aye, ein Mann namens Thomas Christie mit seiner Familie. Er sagt, er war mit dir zusammen in Ardsmuir.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde hatte Roger das Gefühl, als hätte eine Vakuumpumpe jede Luft aus dem Zimmer gesaugt und alles erstarren lassen. Fraser sah ihn ausdruckslos an. Dann nickte er, setzte wie von Zauberhand seine freundlich interessierte Miene wieder auf, und die Zeit setzte sich wieder in Bewegung.
    »Aye, an Tom Christie kann ich mich gut erinnern. Wo hat er denn die letzten zwanzig Jahre gesteckt?«
    Roger wiederholte Tom Christies Beschreibung seiner Wanderungen und erklärte ihm, welche Vereinbarungen bezüglich seiner Pacht getroffen worden waren.
    »Das ist eine sehr gute Regelung«, sagte Jamie beifällig, als er hörte, dass Christie bereit war, sich als Schulmeister zu betätigen. »Sag ihm, dass er sämtliche Bücher benutzen kann, die wir hier haben - und er soll eine Liste der Bücher aufstellen, die er sonst noch braucht. Ich werde Fergus sagen, er soll sich danach umsehen, wenn er das nächste Mal in Wilmington ist.«
    Das Gespräch ging zu alltäglicheren Dingen über, und ein paar Minuten später stand Roger auf, um zu gehen.
    Alles schien in bester Ordnung zu sein, und doch empfand er diese obskure Beklommenheit. Er hatte sich diesen Moment doch nicht eingebildet? Als er sich umdrehte, um die Tür hinter sich zu schließen, sah er, dass Jamie die Hände ordentlich auf seiner Brust gefaltet und die Augen geschlossen
hatte; wenn er auch noch nicht schlief, so verbat er sich doch jede Unterhaltung. Claire hatte den Blick auf ihren Mann gerichtet und ihre gelben Falkenaugen spekulativ zusammengekniffen. Nein, sie hatte es auch gesehen.
    Also hatte er es sich nicht eingebildet. Was in aller Welt war los

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