Das Flammende Kreuz
meinst du?«, fragte ich, als ich sah, dass sie sich allem Anschein nach zufrieden über ihr Futter hermachten. »Wenn du ein Schwein wärst, meine ich. Würdest du lieber nach deinem Futter wühlen, aber deine Eier behalten, oder darauf verzichten und dich im Luxus suhlen?« Wir würden diese Schweine im Pferch behalten und sie sorgfältig mit Abfällen füttern, um zartes Fleisch zu bekommen, während wir den Großteil der anderen Schweine normalerweise im Wald freiließen, wo sie sich selbst überlassen blieben.
Jamie schüttelte den Kopf.
»Ich denke, sie können nichts vermissen, was sie nie gehabt haben«, sagte er. »Und Futter haben sie schließlich schon gehabt.« Er beugte sich über den Zaun und sah zu, wie die Ringelschwänzchen vergnügt zu wedeln und zu kreisen begannen, die kleinen Wunden darunter allem Anschein nach vergessen.
»Außerdem«, fügte er zynisch hinzu, »können einem die Eier auch mehr Kummer als Freude bereiten - auch wenn ich trotzdem noch nicht vielen Männern begegnet bin, die sie sich fortwünschten.«
»Nun, ein Priester könnte sie doch als Last empfinden.« Ich hielt das fleckige Hemd vorsichtig von meinem Körper fort, bevor ich es mir über den
Kopf zog. »Puh. Es gibt nichts, das schlimmer riecht als Schweinemist - nichts.«
»Was - nicht einmal der Frachtraum eines Sklavenschiffs oder eine verwesende Leiche?«, fragte er lachend. »Eitrige Wunden? Ein Ziegenbock?«
»Schweinemist«, sagte ich bestimmt. »Absolut.«
Jamie nahm mir das zusammengeballte Hemd ab und riss es in Streifen. Die saubersten verwahrte er zum Abwischen von Werkzeugen oder zum Verstopfen von Ritzen. Den Rest überließ er dem Feuer und trat zurück, als uns ein zufälliger Luftzug eine stinkende Rauchwolke entgegenblies.
»Aye, nun, vergessen wir nicht Narses. Er war ein großer General, so sagt man zumindest, obwohl er Eunuch war.«
»Vielleicht arbeitet der Verstand eines Mannes ohne die Ablenkung ja besser«, meinte ich lachend.
Als Erwiderung prustete er nur kurz, wenn auch Belustigung darin mitklang. Er schaufelte Erde auf die Überreste des Feuers, während ich mein Kautereisen und meinen Teertopf wieder an mich nahm, und wir gingen zum Haus zurück und unterhielten uns über andere Dinge.
In Gedanken ließ mich jedoch jene eine Bemerkung nicht mehr los - »Die Eier können einem Mann auch mehr Kummer als Freude bereiten.« Hatte er das nur allgemein gesagt, fragte ich mich? Oder hatte eine persönliche Anspielung darin gelauert?
Alles, was er mir je über seine kurze Ehe mit Laoghaire MacKenzie erzählt hatte - so wenig das auch war, denn in Bezug auf dieses Thema waren wir uns einig -, hatte keinerlei Andeutungen enthalten, dass er sich körperlich zu ihr hingezogen gefühlt hatte. Er hatte sie aus Einsamkeit und Pflichtgefühl geheiratet, weil er sich einen kleinen Anker in der Leere wünschte, die sein Leben nach seiner Rückkehr aus England gewesen war. Das hatte er zumindest gesagt.
Und ich glaubte ihm, was er sagte. Er war ein pflichtbewusster Ehrenmann, und ich wusste, wie einsam er gewesen war - denn ich war es auch gewesen. Andererseits kannte ich seinen Körper fast so gut wie meinen eigenen. Er war zwar sehr gut im Stande, Strapazen zu erdulden, doch er war genauso gut im Stande, großes Glück zu empfinden. Jamie konnte asketisch leben, wenn es nötig war - jedoch niemals, weil es seinem Naturell entsprach.
Die meiste Zeit über gelang es mir zu vergessen, dass er Laoghaires Bett geteilt hatte, wenn auch nur kurz und - wie er sagte - wenig zufriedenstellend. Ich vergaß nicht, dass sie eine sehr attraktive Frau gewesen war und es auch heute noch war.
Was mich sehnsüchtig wünschen ließ, Jenny Murray hätte eine andere Inspiration dafür gefunden, ihrem Bruder ihre Gefühle mitzuteilen.
Den Rest des Tages über war Jamie still und geistesabwesend, wenn er sich auch zur Geselligkeit aufraffte, als Fergus und Marsali nach dem Abendessen mit ihren Kindern zu Besuch kamen. Er brachte Germain das Damespiel bei, während Fergus sich für Roger den Text einer Ballade ins Gedächtnis rief, die er als jugendlicher Taschendieb in den Gassen von Paris aufgeschnappt hatte. Die Frauen zogen sich an den Herd zurück, um Babykleidung zu nähen, Babyschuhe zu stricken und einander - anlässlich von Marsalis fortschreitender Schwangerschaft und Lizzies Verlobung - mit haarsträubenden Wehen- und Geburtsgeschichten zu unterhalten.
»Lag auf der Seite, das Baby, und war so groß
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