Das Flammende Kreuz
Sicherheit groß... siehst du?«
»Oh«, sagte er zutiefst befriedigt und ein wenig atemlos. »Aye, du hast Recht. Das ist... oh, das sieht wunderschön aus, Sassenach, zumindest von hier.«
»Von hier aus sieht es auch sehr interessant aus«, sagte ich und versuchte, dabei weder zu lachen noch zu schielen. »Wer von uns bewegt sich, was meinst du?«
»Vorerst ich. Bin ich dir auch nicht zu rau, Sassenach?«, erkundigte er sich.
»Oh, kaum. Aber warte -« Ich streckte die Hand aus und tastete mich blind auf dem Nachttisch vor. Ich stieß auf das Töpfchen mit der Mandelcreme, die ich als Handlotion benutzte, entfernte den Deckel und tauchte meinen Finger hinein.
»Ja, das ist viel besser«, sagte ich. »Nicht wahr?«
»Oh. Oh. Aye.«
»Und dann war da noch diese andere Strophe, nicht wahr?«, sagte ich nachdenklich und ließ ihn kurz los, um dann mit meinem schlüpfrigen Finger
über die Kurve seiner Pobacke zu fahren. »Die davon handelte, was die Prostituierte mit dem Chorknaben gemacht hat?«
»Oh, Himmel!«
»Ja, genau das hat er gesagt. Sagt zumindest das Lied.«
Sehr viel später erwachte ich in der Dunkelheit aus dem Schlaf, weil ich seine Hände erneut auf mir spürte. Angenehm traumverloren, regte ich mich nicht, sondern lag träge da und ließ ihn tun, was er wollte.
Mein Verstand hatte nur eine sehr lose Verbindung zur Realität, und es dauerte einige Zeit, bis ich langsam realisierte, dass irgendetwas nicht stimmte. Noch länger brauchte ich, um meine Gedanken zusammenzunehmen und mich wach zu kämpfen, doch schließlich gelang es mir, die Augen zu öffnen und die Schlafwolken blinzelnd zu vertreiben.
Er hockte halb über mir, das Gesicht vom dumpfen Glühen des abgedeckten Herdfeuers halb erleuchtet. Seine Augen waren geschlossen, er hatte die Stirn leicht gerunzelt, und ich fragte mich verwirrt und erstaunt, ob es möglich war, dass er es im Schlaf machte?
Ein dünner Schweißfilm lag glänzend auf seinen hohen Wangenknochen, seinem langen, geraden Nasenrücken, auf den Schrägen und Rundungen seines nackten Körpers.
Er streichelte mich auf eine merkwürdige, monotone Art, wie ein Mann, der eine ewig gleich bleibende Aufgabe erledigt. Seine Berührung war zwar mehr als intim, zugleich jedoch seltsam unpersönlich; ich hätte irgendjemand - oder irgendetwas - sein können, dachte ich.
Dann bewegte er sich, die Augen immer noch geschlossen, schlug die Bettdecke über mir zurück und schob sich zwischen meine Beine, indem er sie auf eine brüske Art spreizte, die ihm ganz und gar nicht ähnlich war. Er hatte die Augenbrauen zusammengezogen, und seine Stirn war konzentriert gerunzelt. Ich versuchte instinktiv, meine Beine zu schließen und mich unter ihm fortzuwinden. Da senkten sich seine klammernden Hände auf meine Schultern, seine Knie stießen meine Oberschenkel auseinander, und er drang grob in mich ein.
Ich gab einen schrillen Protestlaut von mir, und er riss die Augen auf. Er starrte mich an, seine Augen nur Zentimeter von den meinen entfernt, ohne mich zu sehen, dann schärfte sich sein Blick abrupt, und er begriff. Er erstarrte.
»Was zum Teufel glaubst du, wer ich bin?«, sagte ich leise und wütend.
Er riss sich los und warf sich aus dem Bett. Dabei zog er die Bettwäsche hinter sich her, so dass sie unordentlich auf dem Boden liegen blieb. Er nahm seine Kleider vom Kleiderhaken, war mit zwei Schritten an der Tür, öffnete sie und verschwand. Die Tür knallte er hinter sich zu.
Ich setzte mich auf und fühlte mich gründlich durcheinander. Ich klaubte die Bettdecke wieder auf und legte sie um mich. Ich fühlte mich benommen,
wütend - und halb ungläubig. Ich rieb mir mit den Händen durch das Gesicht und versuchte, ganz aufzuwachen. Ich hatte doch wohl nicht geträumt?
Nein. Er war es gewesen. Er hatte halb - oder ganz - geschlafen und hatte verflucht noch einmal gedacht, ich sei die verfluchte Laoghaire! Das war die einzige Erklärung für die Art, wie er mich berührt hatte, mit einer schmerzhaften, mit Wut versetzten Ungeduld. Er hatte mich im Leben noch nie so berührt.
Ich legte mich wieder hin, doch es war mir absolut unmöglich, wieder einzuschlafen. Ich starrte ein paar Minuten an die dunkle Decke hinauf, dann erhob ich mich entschlossen und zog mich an.
Der Hof lag trostlos und kalt unter einem hohen, hellen Mond. Ich trat ins Freie, schloss leise die Küchentür hinter mir, zog meinen Umhang fest um mich und lauschte. Nichts regte sich in der Kälte, und
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