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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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einem dumpfen Knall, der das Holz unter meinem Hintern vibrieren ließ.
    »Ich verstehe das nicht!«
    Ich unterdrückte das Bedürfnis zu sagen: »Und du glaubst, ich verstehe es?« Stattdessen blieb ich einfach still sitzen und strich ihm nach ein paar Sekunden ganz sacht mit dem Daumen über die Fingerknöchel. Es war weniger
eine Liebkosung als vielmehr eine Geste der Beruhigung, und so fasste er es auch auf.
    Kurz darauf seufzte er tief, drückte meine Hand und stand auf.
    »Ich bin ein Narr«, sagte er.
    Ich blieb still sitzen, doch er schien irgendeine Bestätigung zu erwarten, daher nickte ich pflichtschuldigst.
    »Nun, vielleicht«, sagte ich. »Aber du wirst doch nicht nach Schottland fahren, oder?«
    Anstatt zu antworten, ging er missmutig auf und ab und trat getrocknete Erdklumpen vor sich her, die wie kleine Bomben explodierten. Er dachte doch wohl nicht ernsthaft darüber... das konnte nicht sein. Ich zwang mich, den Mund zu halten, und wartete geduldig, bis er vor mir zum Stehen kam.
    »Nun gut«, sagte er im Tonfall eines Mannes, der ein Prinzip verlauten lässt. »Ich weiß nicht, warum es mich so stört, dass Laoghaire die Nähe eines anderen Mannes sucht - nein, das ist nicht die Wahrheit, oder? Ich weiß es sehr wohl. Und es ist keine Eifersucht. Oder... nun gut, dann ist es eben Eifersucht, aber das ist nicht die Hauptsache.« Er warf mir einen Blick zu, der mich warnte, mich nur ja nicht zu unterstehen, dieser Einschätzung zu widersprechen, doch ich hielt meinen Mund. Er atmete heftig durch die Nase aus, holte tief Luft und senkte den Blick.
    »Nun denn. Wenn ich ehrlich bin. Er presste die Lippen kurz zusammen. »Warum?«, platzte er heraus. »Was hat er nur?«
    »Was hat wer nur? Der Mann, mit dem sie-«
    »Sie hat es gehasst, mit mir ins Bett zu gehen!«, unterbrach er mich und stampfte einen Erdklumpen zu Staub. »Vielleicht schmeichle ich mir ja, oder du schmeichelst mir...« Er warf mir einen Blick zu, der gern ein Funkeln gewesen wäre, jedoch in Verwirrung endete. »Bin ich... bin ich...?«
    Ich war mir nicht sicher, ob er »Ja, das bist du!« oder »Nein, das bist du nicht!« hören wollte, begnügte mich jedoch mit einem Lächeln, das beides sagte.
    »Aye. Nun«, sagte er widerstrebend. »Ich hatte zumindest nicht das Gefühl, dass es an mir gelegen hat. Und vor unserer Heirat hatte Laoghaire doch auch nichts gegen mich.« Hier muss ich leise geprustet haben, denn er sah mich an, doch ich schüttelte den Kopf, um ihn fortfahren zu lassen.
    »Ich dachte, es müsste eine generelle Abneigung gegenüber Männern sein, oder nur gegen den Akt. Und wenn es so war... nun, dann war es nicht ganz so schlimm, wenn es nicht meine Schuld war, obwohl ich das Gefühl hatte, ich sollte in der Lage sein, es zu beheben...«Er verstummte und überließ sich stirnrunzelnd seinen Gedanken, dann fuhr er seufzend fort.
    »Aber vielleicht habe ich mich ja geirrt. Vielleicht hat es ja an mir gelegen. Und das ist ein Gedanke, der mir keine Ruhe lässt.«
    Eigentlich hatte ich keine Ahnung, was ich zu ihm sagen sollte, doch es war klar, dass ich irgendetwas sagen musste.

    »Ich glaube, es hat an ihr gelegen«, sagte ich bestimmt. »Nicht an dir. Aber es kann natürlich sein, dass ich voreingenommen bin. Sie hat schließlich versucht, mich umzubringen.«
    »Sie hat was?« Er fuhr mit verständnisloser Miene herum.
    »Wusstest du das gar nicht? Oh.« Ich versuchte, mich zu erinnern; hatte ich ihm das nicht erzählt? Nein, anscheinend nicht. Irgendwie war es mir damals nicht so wichtig vorgekommen; ich hatte ja nicht damit gerechnet, sie jemals wiederzusehen. Und später... nun, da war es wirklich nicht mehr wichtig gewesen. Ich erklärte ihm kurz, wie mich Laoghaire an jenem Tag zu Geilie Duncan nach Cranesmuir geschickt hatte, wohl wissend, dass man Geilie wegen Hexerei festnehmen würde, denn sie hatte gehofft, dass man mich mit ergreifen würde - was ja auch geschehen war.
    »Das durchtriebene, kleine Aas!«, sagte er, und es klang vor allem erstaunt. »Nein, davon habe ich nicht das Geringste gewusst - Himmel, Sassenach, du kannst doch nicht glauben, dass ich die Frau geheiratet hätte, wenn ich gewusst hätte, dass sie dir so etwas angetan hat!«
    »Nun, sie ist damals erst sechzehn gewesen«, sagte ich, unter den jetzigen Umständen zu Toleranz und Vergebung bereit. »Und möglicherweise war ihr ja gar nicht klar, dass man uns vor Gericht stellen oder versuchen würde, uns zu verbrennen. Vielleicht sollte

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