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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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der Wind war nicht mehr als ein Seufzen in den Kiefern. Doch in einiger Entfernung hörte ich ein schwaches, regelmäßiges Geräusch. Ich wandte mich in diese Richtung und bahnte mir vorsichtig meinen Weg durch die Dunkelheit.
    Die Tür des Heuschobers stand offen.
    Ich lehnte mich an den Torpfosten und beobachtete mit verschränkten Armen, wie er hin und her stampfte und im Mondschein Heu gabelte, um sich abzureagieren. Auch mir pulsierte immer noch das Blut in den Schläfen, doch es begann zu verebben, während ich ihm zusah.
    Das Problem war, dass ich ihn verstand, und zwar nur zu gut. Ich war zwar nicht vielen von Franks Frauen begegnet - er war diskret. Doch dann und wann fing ich bei einer Fakultätsparty oder im Supermarkt einen Blickwechsel auf - und ein Gefühl finsterer Wut stieg in mir auf, nur um von der verblüfften Frage gefolgt zu werden, was genau mich das eigentlich anging.
    Eifersucht hatte nicht das Geringste mit Logik zu tun.
    Laoghaire MacKenzie war viertausend Meilen weit fort; wahrscheinlich würde keiner von uns beiden sie je wieder sehen. Frank war noch weiter fort, und es stand fest, dass keiner von uns ihn diesseits des Grabes wieder sehen würde.
    Nein, Eifersucht hatte wirklich nichts mit Logik zu tun.
    Mir wurde allmählich kalt, doch ich blieb weiter stehen. Er wusste, dass ich da war; ich konnte es an der Art sehen, wie er den Kopf über seine Arbeit gebeugt hielt. Trotz der Kälte schwitzte er; der dünne Stoff seines Hemdes klebte an ihm fest und bildete einen dunklen Fleck auf seinem Rücken. Schließlich stieß er die Mistgabel in den Heuhaufen, ließ sie stecken und setzte sich auf eine Bank, die aus einem halbierten Baumstamm bestand. Er nahm den Kopf in die Hände und raufte sich mit den Fingern heftig die Haare.
    Schließlich sah er zu mir auf, und sein Gesicht trug einen Ausdruck irgendwo zwischen Bestürzung und widerstrebender Belustigung.
    »Ich verstehe das nicht.«

    »Was denn?« Ich trat zu ihm und setzte mich neben ihn, die Füße unter mich geklemmt. Ich konnte den Schweiß auf seiner Haut riechen, dazu Mandelcreme und einen Hauch seiner verflogenen Lust.
    Er warf mir einen Seitenblick zu und antwortete trocken: »Alles, Sassenach.«
    »So schlimm kann es doch nicht sein, oder?« Ich streckte zögernd die Hand nach ihm aus und ließ sie sacht über seinen Rücken gleiten.
    Er seufzte tief auf und atmete durch gespitzte Lippen aus.
    »Als ich dreiundzwanzig war, habe ich nicht verstanden, wie es sein konnte, dass ein einziger Blick auf eine Frau meine Knochen in Wasser verwandeln und mir doch gleichzeitig das Gefühl geben konnte, als könnte ich mit bloßen Händen Stahl verbiegen. Als ich fünfundzwanzig war, konnte ich nicht verstehen, wie es sein konnte, dass ich den Wunsch verspürte, eine Frau zärtlich zu lieben und zugleich über sie herzufallen.«
    » Eine Frau?«, fragte ich und bekam, was ich wollte - sein Mund verzog sich, und sein Blick fuhr mir mitten durchs Herz.
    »Eine einzige Frau«, sagte er. Er ergriff die Hand, die ich auf sein Knie gelegt hatte, und hielt sie fest, als hätte er Angst, ich könnte sie ihm wieder entreißen. »Nur die eine«, wiederholte er, und seine Stimme war heiser.
    Es war still in der Scheune, doch die Wandbretter knarrten und setzten sich in der Kälte. Ich rutschte auf der Bank näher an ihn heran. Nur ein wenig. Das Mondlicht strömte durch das weit geöffnete Tor und überzog das aufgestapelte Heu mit einem dumpfen Schimmer.
    »Und das«, sagte er und drückte meine Finger fester, »ist es, was ich jetzt weiß. Ich liebe dich, a nighean donn. Ich habe dich von der ersten Sekunde an geliebt, ich werde dich lieben, bis die Zeit selbst zu Ende geht, und solange du an meiner Seite bist, bin ich mit der Welt zufrieden.«
    Eine Welle der Wärme durchströmte mich, doch bevor ich etwas anderes tun konnte als ihm erwidernd die Hand zu drücken, fuhr er fort und wandte sich mir mit einem Ausdruck so verzweifelter Verwirrung zu, dass es beinahe komisch war.
    »Und da das nun einmal so ist, Claire - warum, im Namen Christi und aller Heiligen, warum hätte ich nicht übel Lust, ein Schiff nach Schottland zu besteigen, einen Mann aufzuspüren, dessen Namen und Gesicht ich gar nicht kenne, und ihn umzubringen, weil er es mit einer Frau getrieben hat, auf die ich keinen Anspruch habe und mit der ich es höchstens drei Minuten im selben Raum aushalten würde?«
    Er ließ seine freie Hand als Faust niedersausen und traf den Baumstamm mit

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