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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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es ja nur ein Streich sein - und vielleicht dachte sie, du würdest das Interesse an mir verlieren, wenn man mich der Hexerei bezichtigte.« Die Neuigkeit von dieser Schikane schien Jamie immerhin abgelenkt zu haben, was sehr gut war.
    Seine einzige Reaktion auf diese Worte war ein Schnauben. Er schritt eine Weile rastlos hin und her, und das verstreute Stroh raschelte unter seinen Füßen. Er hatte seine Schuhe und Strümpfe nicht mitgenommen und war barfuß, doch die Kälte schien ihm nichts auszumachen.
    Schließlich blieb er stehen, seufzte heftig und beugte sich vor, um sich mit einer Hand auf die Bank zu stützen und mir den Kopf auf die Schulter zu legen.
    »Es tut mir Leid«, flüsterte er.
    Ich legte ihm die Arme um die Schultern und zog ihn an mich. Ich hielt ihn fest, bis er schließlich noch einmal aufseufzte und sich der verknotete Muskelstrang in seinen Schultern entspannte. Ich ließ ihn los, und er stand auf und hielt mir die Hand zum Aufstehen entgegen.
    Wir schlossen das Scheunentor und gingen schweigend zum Haus zurück, Hand in Hand.
    »Claire«, sagte er plötzlich und klang ein wenig schüchtern.
    »Ja?«
    »Ich will mich nicht herausreden - wirklich nicht. Ich frage mich nur... kommt es je vor, dass du... an Frank denkst? Wenn wir...« Er blieb stehen und räusperte sich. »Fällt der Schatten des Engländers vielleicht über mein Gesicht - dann und wann?«

    Was in aller Welt sollte ich darauf antworten? Ich konnte mit Sicherheit nicht lügen, doch wie sollte ich ihm die Wahrheit sagen, auf eine Weise, die er verstand und die ihn nicht verletzte?
    Ich holte tief Luft, atmete wieder aus und sah zu, wie das Nebelwölkchen sanft davonwirbelte.
    »Ich will nicht mit einem Geist ins Bett gehen«, sagte ich schließlich bestimmt. »Und ich glaube auch nicht, dass du das willst. Doch ich vermute, dass es dann und wann einfach vorkommt, dass ein Geist anderer Meinung ist.«
    Er machte ein leises Geräusch, das zum Großteil Gelächter war.
    »Aye«, sagte er. »So ist es wohl. Ich frage mich, ob es Laoghaire im Bett des Engländers wohl besser gefallen würde als in meinem?«
    »Das geschähe ihr ganz recht«, sagte ich. »Aber wenn es dir in meinem gefällt, schlage ich vor, dass du mit dort hin zurückkommst. Er ist verdammt kalt hier draußen.«

100
    Ein toter Wal
    Ende März waren die Wege bergab passierbar. Wir hatten bis jetzt noch nichts von Milford Lyon gehört, und nach einigem Hin und Her wurde beschlossen, dass Jamie und ich mit Brianna, Roger und Marsali nach Wilmington reisen würden, während Fergus die Vermessungsprotokolle nach New Bern brachte, um sie offiziell aktenkundig zu machen und sie registrieren zu lassen.
    Die Mädchen und ich würden Vorräte kaufen, die im Lauf des Winters knapp geworden waren, Dinge wie Salz, Zucker, Kaffee, Tee und Opium, während Roger und Jamie diskrete Erkundigungen über Milford Lyon - und Stephen Bonnet - einholten. Fergus würde zu uns stoßen, sobald er sich um die Protokolle gekümmert hatte, und seinerseits entlang der Küste Nachforschungen anstellen, sofern sich die Gelegenheit dazu bot.
    Woraufhin Jamie und Roger dem einmal entdeckten Bonnet einen Besuch abstatten und abwechselnd auf ihn schießen oder einstechen würden, um nach seinem Tod zurück in die Berge zu reiten und sich gegenseitig zu ihrer guten Arbeit zu beglückwünschen. So hatte man mir den Plan zumindest erklärt.
    »Die besten Pläne von Mäusen und Menschen gehen oft daneben«, zitierte ich während einer Diskussion über diese Angelegenheit. Jamie zog eine Augenbraue hoch und warf mir einen Blick zu.

    »Was für Pläne haben denn Mäuse?«
    »Nun, das kann ich dir auch nicht sagen«, gab ich zu. »Aber das Prinzip stimmt trotzdem; du hast doch keine Ahnung, was alles passieren kann.«
    »Das stimmt«, pflichtete er mir bei. »Aber ganz gleich, was geschieht, ich bin darauf gefasst.« Er berührte den Dolch, der auf der Ecke seines Schreibtisches lag, und widmete sich dann wieder seinen Vorratslisten für die Farm.
    Das Wetter erwärmte sich während unseres Abstiegs aus dem Gebirge merklich, und als wir uns der Küste näherten, kreisten ganze Schwärme von Möwen und Krähen unter hysterischem Gekreische im hellen Schein der Frühlingssonne über frisch gepflügten Feldern.
    In den Bergen begannen die Bäume gerade erst zu grünen, doch in Wilmington leuchteten bereits die Blumen in den Gärten, und Akelei und Rittersporn steckten ihre gelben und blauen Spitzen über die

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