Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
schon umgebracht hatte - falls er sie zählte. Falls er es wusste. Es war natürlich etwas anderes, ob man einen Mann in der Schlacht oder in Notwehr umbrachte oder sich mit kaltblütigen Mordplänen auf die Lauer legte. Dennoch, Fräser würde die Tat, die sie vorhatten, bestimmt leichter fallen.
    Er musterte Fräser und merkte, wie er das Boot beobachtete, das sich jetzt entfernte. Er stand reglos wie eine Steinsäule da, und Roger sah, dass seine Augen etwas im Blick hatten, das sich weit jenseits des Bootes befand, jenseits von Himmel und Wasser - etwas Böses fixiert hatten, ohne mit der
Wimper zu zucken. Fräser holte tief Luft und schluckte krampfhaft. Nein, es würde ihm nicht leichter fallen.
    Irgendwie tröstete ihn das.
     
    Sie erkundeten die Schuppen kurz, fanden aber nichts als verstreutes Gerümpel: zerbrochene Kisten, verschimmelte Strohhaufen, ein paar abgenagte Knochen, die die Hunde oder die Sklaven zurückgelassen hatten. Ein oder zwei Schuppen hatten offenbar schon einmal als Unterkünfte gedient, jedoch nicht in letzter Zeit. Irgendein Tier hatte an der Wand eines Schuppens ein großes, unordentliches Nest gebaut; als Jamie mit einem Stock hineinstieß, kam ein fettes, graues, nagerähnliches Tier herausgeschossen und stürzte sich mit einem erschreckend lauten Platschen vom Dock ins Wasser.
    Sie bezogen im größten der Schuppen, der direkt auf dem Dock stand, Quartier und ließen sich dort nieder, um zu warten. Mehr oder weniger.
    Der Plan war schlicht und ergreifend, nämlich Bonnet im Augenblick seines Auftauchens zu erschießen. Es sei denn, es regnete, in welchem Fall es unumgänglich sein würde, sich ihrer Schwerter oder Messer zu bedienen. Wenn man es einfach so herunterbetete, klang es nach einer simplen und direkten Vorgehensweise. Rogers Phantasie war jedoch nicht in der Lage, es dabei zu belassen.
    »Du kannst ruhig herumlaufen, wenn du willst«, sagte Jamie, nachdem er eine Viertelstunde zugesehen hatte, wie Roger herumzappelte. »Wir werden ihn schon kommen hören.« Jamie selbst saß seelenruhig da wie ein Frosch auf einem Lilienblatt und überprüfte systematisch das Waffenarsenal, das vor ihm ausgebreitet lag.
    »Mmpfm. Was, wenn er nicht allein kommt?«
    Jamie zuckte mit den Achseln, den Blick auf den Zündmechanismus der Pistole in seiner Hand gerichtet. Er schüttelte sie, um sicher zu gehen, dass nichts verrutschte, dann legte er die Waffe hin.
    »Dann kommt er eben nicht allein. Wenn er Männer bei sich hat, müssen wir ihn von ihnen trennen. Ich werde ihn unter dem Vorwand, ihn unter vier Augen sprechen zu wollen, in einen der kleinen Schuppen locken und dort kurzen Prozess mit ihm machen. Du siehst zu, dass uns niemand folgt; ich werde nicht mehr als eine Minute brauchen.«
    »Oh, aye? Und dann kommst du herausspaziert und teilst seinen Männern mit, dass du ihren Kapitän erledigt hast, und dann?«, wollte Roger wissen.
    Jamie rieb sich mit der Hand über den Nasenrücken und zuckte erneut mit den Achseln.
    »Dann ist er tot. Meinst du, er ist der Typ, der seine Männer zu solcher Loyalität treibt, dass sie versuchen, ihn zu rächen?«
    »Nun ja... nein«, sagte Roger. »Wohl eher nicht.« Bonnet war der Typ, der seine Männer dazu trieb, hart zu arbeiten, doch sie arbeiteten aus Angst und aus Hoffnung auf Profit, nicht aus Liebe.

    »Ich habe eine ganze Menge über Mr. Bonnet herausgefunden«, bemerkte Jamie und ließ die Pistole los. »Er hat reguläre Geschäftspartner, ja, aber er hat keine richtigen Freunde. Er segelt nicht immer mit demselben Maat oder derselben Mannschaft - wie es die Seekapitäne oft tun, wenn sie Männer finden, mit denen sie sich gut verstehen. Bonnet würfelt seine Besatzungen nach Gutdünken zusammen, und er wählt sie nach ihrer Körperkraft oder ihrem Können aus - nicht, weil sie ihm sympathisch sind. Daher würde ich auch nicht davon ausgehen, bei ihnen auf große Sympathie für ihn zu stoßen.«
    Roger nickte, um den Wahrheitsgehalt dieser Beobachtung zu bestätigen. Bonnet hatte die Gloriana mit eiserner Hand geführt, doch es hatte keinerlei Kameradschaftsgeist gegeben, nicht einmal zwischen ihm und seinen Maaten oder seinem Bootsmann. Und es stimmte, was Jamie sagte; alles, was sie herausgefunden hatten, deutete darauf hin, dass Bonnet sich seine Helfershelfer nach Bedarf aussuchte; falls er jemanden zu diesem Stelldichein mitbrachte, würde es kaum ein treu ergebener Leutnant oder Seemann sein - sondern wahrscheinlich eher eine

Weitere Kostenlose Bücher