Das Flammende Kreuz
Hand voll Matrosen, die er an den Docks aufgelesen hatte.
»Nun gut. Aber falls - wenn - wir ihn umbringen, werden seine Begleiter -«
»Sich neue Arbeit suchen müssen«, fiel Jamie ihm ins Wort. »Nein, so lange wir Acht geben, nicht auf sie zu feuern, und ihnen keinen Grund zu der Annahme zu geben, dass wir eine Bedrohung für sie darstellen, glaube ich nicht, dass sie sich Bonnets wegen großartig den Kopf zerbrechen werden. Trotzdem -« Er ergriff sein Schwert und ließ es mit einem leichten Stirnrunzeln aus der Scheide und wieder hineingleiten, um sicherzugehen, dass es sich gut bewegen ließ.
»Wie gesagt, ich denke, wenn er in Begleitung kommt, werde ich Bonnet beiseite nehmen. Lass mir eine Minute Zeit, um mit ihm fertig zu werden, dann denk dir eine Entschuldigung aus und komm her, als wolltest du mich holen. Bleib aber nicht stehen; geh geradewegs zwischen den Schuppen hindurch und halte auf die Bäume zu. Ich komme dann zu dir.«
Roger betrachtete Jamie skeptisch. Himmel, der Mann redete davon wie von einem Sonntagsausflug - am Fluss rechts, und dann treffen wir uns im Park; ich bringe Schinkenbrote mit, und du sorgst für den Tee.
Er räusperte sich, räusperte sich noch einmal und ergriff dann eine seiner eigenen Pistolen. Sie lag ihm kühl und fest in der Hand, ein beruhigendes Gewicht.
»Aye, nun gut. Eines nur. Ich übernehme Bonnet.«
Fräser sah ihn scharf an. Er selbst zuckte nicht mit der Wimper und lauschte dem Pulsschlag, der in seinen Ohren zu hämmern begonnen hatte.
Er sah, wie Fräser zum Sprechen ansetzte und dann innehielt. Der Mann starrte ihn nachdenklich an, und Roger konnte die Argumente hören, die im
Rhythmus seines Pulsschlags auf sein inneres Ohr einhämmerten, so deutlich, als spräche Jamie sie laut aus.
Du hast doch noch nie einen Menschen umgebracht oder auch nur in einer Schlacht gekämpft. Du bist kein guter Schütze und kannst nur mittelprächtig mit einem Schwert umgehen. Schlimmer noch, du hast Angst vor dem Mann. Und wenn du es versuchst und es dir nicht gelingt...
»Ich weiß«, sagte er laut und trotzte Frasers dunkelblauem, starrem Blick. »Er gehört mir. Ich übernehme ihn. Brianna ist deine Tochter, aye - aber sie ist meine Frau.«
Fraser kniff die Augen zu und wandte den Kopf ab. Er trommelte einen Moment mit den Fingern auf sein Knie, dann hielt er inne und holte tief seufzend Luft. Er richtete sich langsam auf und wandte sich dann wieder Roger zu, den er direkt ansah.
»Es ist dein gutes Recht«, sagte er förmlich. »Also gut. Zögere nicht; fordere ihn nicht heraus. Töte ihn, sobald du die Gelegenheit hast.« Er hielt kurz inne, dann sprach er weiter, die Augen unverwandt auf Roger gerichtet. »Wenn du aber fällst - sollst du wissen, dass ich dich rächen werde.«
Die mit Nägeln gespickte Masse in seinem Magen schien hochgerutscht zu sein und jetzt in seiner Kehle zu stecken. Er hustete, um sie zu beseitigen, und schluckte.
»Großartig«, sagte er. »Und wenn du fällst, werde ich dich rächen. Haben wir eine Abmachung?«
Fraser lachte nicht, und in diesem Augenblick begriff Roger, warum ihm seine Männer überallhin folgten und alles für ihn taten. Er sah Roger einfach nur ein paar Sekunden lang an und nickte dann.
»Eine exzellente Abmachung«, sagte er leise. »Danke.« Er zog den Dolch aus seinem Gürtel und begann, ihn zu polieren.
Sie hatten keine Uhr, doch die brauchten sie auch nicht. Obwohl der Himmel von tief hängenden Wolken verhüllt und die Sonne nicht zu sehen war, konnten sie spüren, wie die Minuten dahinschlichen, wie sich die Erde allmählich verschob und sich die Rhythmen des Tages veränderten. Das Geräusch des Wassers, das gegen die Pfähle schlug, änderte seinen Tonfall mit dem Ansteigen der Flut, die in dem Zwischenraum unterhalb des Docks widerhallte.
Die Flut erreichte ihren Höhepunkt und ebbte wieder ab; das Echo unter dem Dock wurde allmählich hohl, als das Wasser zu sinken begann. Der Pulsschlag in Rogers Ohren begann zu erschlaffen, genau wie der Knoten in seinem Bauch.
Dann stieß etwas gegen das Dock, und eine Vibration durchlief den Boden des Schuppens.
Jamie war blitzartig auf den Beinen. Er hatte zwei Pistolen in seinem Gürtel
stecken und eine dritte in der Hand. Er legte den Kopf schief, sah Roger an und verschwand durch die Tür.
Roger rammte seinerseits die Pistolen fest in seinen Gürtel, fasste zu seiner Beruhigung an den Knauf seines Dolches und folgte ihm. Er erhaschte einen raschen
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