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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Blick auf das Schiff, dessen dunkle Holzreling knapp über die Kante des Steges ragte, dann stand er im Inneren des kleineren Schuppens zu ihrer Rechten. Jamie war nirgendwo in Sicht; er hatte also seinen Posten auf der linken Seite bezogen.
    Er presste sich gegen die Wand und blinzelte durch den Schlitz zwischen Türangel und Tür ins Freie. Das Schiff glitt langsam an der Kante des Docks entlang und war noch nicht vertäut. Er konnte gerade eben ein Stück des Bugs sehen; der Rest befand sich außerhalb seines Blickfeldes. Egal; er konnte sowieso erst feuern, wenn Bonnet auf dem Steg erschien.
    Er wischte sich die Handfläche an seiner Hose ab und zog die bessere seiner Pistolen, deren Ladung er zum tausendsten Mal überprüfte. Das Metall der Waffe roch scharf und ölig und lag kühl in seiner Hand.
    Die Luft war feucht; seine Kleider klebten ihm am Leib. Würde das Pulver zünden? Er berührte zum zehntausendsten Mal den Dolch und exerzierte Frasers Anweisungen zum Töten mit einem Messer durch. Hand auf seine Schulter, ramme es unter seinem Brustbein fest aufwärts. Von hinten, die Nieren, von unten nach oben. Gott, konnte er es Auge in Auge tun? Ja. Er hoffte, dass es Auge in Auge sein würde. Er wollte sehen...
    Eine Seilschlinge landete auf dem Dock; er hörte den dumpfen Aufprall, dann sprang jemand mit einem Plumps über die Reling, um das Schiff zu vertäuen. Ein Rascheln und ein angestrengtes Ächzen, eine Pause... Er schloss die Augen und versuchte, gegen das Donnern seines Herzens anzulauschen. Schritte. Langsam, aber nicht verstohlen, kamen sie auf ihn zu.
    Die Tür stand halb offen. Er trat leise an ihre Kante und lauschte. Wartete. Ein Schatten fiel zur Tür herein, getrübt durch das wolkige Licht. Der Mann trat ein.
    Er kam mit einem Satz hinter der Tür hervor und stürzte sich auf den Mann, den er mit einem dumpfen Knall gegen die Wand stieß. Der Mann jaulte bei dem Aufprall überrascht auf, und der Klang dieses Ausrufs ließ Roger genau in jenem Moment innehalten, als er seine Hände um eine eindeutig unmaskuline Kehle legte.
    »Mist!«, sagte er. »Ich meine, ich - ich - ich bitte um Verzeihung, Ma’am.«
    Er hatte sie mit seinem ganzen Gewicht gegen die Wand gedrückt und war sich sehr wohl bewusst, dass auch alles andere an ihr unmaskulin war. Das Blut schoss ihm heiß in die Wangen, und er ließ sie los und trat schwer atmend zurück.
    Sie schüttelte sich wie ein Hund, zog ihre Kleider zurecht und berührte vorsichtig ihren Hinterkopf, der gegen die Wand geprallt war.

    »Es tut mir Leid«, sagte er schockiert und kam sich wie ein Trottel vor. »Ich wollte nicht - seid Ihr verletzt?«
    Die junge Frau war so groß wie Brianna, aber stabiler gebaut. Sie hatte dunkelbraunes Haar und ein hübsches Gesicht mit breiten Wangenknochen und tief liegenden Augen. Sie grinste Roger an und sagte etwas Unverständliches, das kräftig nach Zwiebeln roch. Sie betrachtete ihn unverblümt von oben bis unten, kam offenbar zu einem zufriedenstellenden Ergebnis und legte dann in einer unmissverständlich einladenden Geste die Hände unter ihre Brüste. Sie wies mit einem Ruck ihres Kopfes auf eine Ecke des Schuppens, wo feuchte Strohhaufen einen kräftigen, nicht unangenehmen Modergeruch absonderten.
    »Ahhh...«, sagte Roger. »Nein. Ihr irrt Euch - nein, nicht anfassen. Nein. Non ! « Er kämpfte mit ihren Händen, die fest entschlossen zu sein schienen, seinen Gürtel zu öffnen. Sie sagte erneut etwas in der unbekannten Zunge. Er verstand kein Wort, begriff aber dennoch ohne Schwierigkeiten, was sie meinte.
    »Nein. Ich bin ein verheirateter Mann. Hört Ihr jetzt wohl auf damit!«
    Sie lachte, warf ihm unter ihren langen, schwarzen Wimpern einen funkelnden Blick zu und unternahm einen erneuten Angriff auf seine Unschuld.
    Er wäre fest überzeugt gewesen zu halluzinieren, wäre da nicht der Geruch gewesen. Aus nächster Nähe begriff er, dass die Zwiebeln noch das geringste Übel waren. Sie sah nicht schmutzig aus, doch ihr haftete der porentiefe Gestank eines Menschen an, der gerade eine lange Seereise hinter sich hat; er erkannte den Geruch. Darüber hinaus jedoch stieg der unverwechselbare Geruch von Schweinen aus ihren Röcken auf.
    » Excusez-moi, mademoiselle «, ertönte Jamies Stimme irgendwo hinter ihm und klang arg verblüfft. Auch das Mädchen war verblüfft, doch es erschrak nicht. Jedoch ließ sie seine Hoden los, so dass er zurücktreten konnte.
    Jamie hatte eine Pistole gezogen, ließ sie

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