Das Flammende Kreuz
vertraut; wahrscheinlich gab es keinen Grund, davon auszugehen, dass er bei mir eine Ausnahme machen würde, nur weil nicht davon auszugehen war, dass ich ferkeln oder rossig werden würde.
»Es ist nicht wie ein Zapfhahn, den man einfach so zudreht, weißt du«, sagte ich ziemlich gereizt. »Leider. Es wird nur immer unregelmäßiger und hört irgendwann auf, aber man kann nie wissen, wann.«
»Ah.«
Er beugte sich vor, die Arme über den Knien verschränkt, und sah friedlich zu, wie sich Zweige und Blätter auf den Wellen des Rinnsals wiegten.
»Ich könnte mir vorstellen, dass es eine Erleichterung wäre, wenn damit Schluss wäre. Weniger Sauerei.«
Ich unterdrückte das Bedürfnis, gehässige Vergleiche bezüglich der sexuellen Körperflüssigkeiten von Männern und Frauen anzustellen.
»Kann schon sein«, sagte ich. »Ich sage dir dann Bescheid, ja?«
Er lächelte schwach, war aber klug genug, das Thema nicht weiter zu verfolgen, denn er konnte die Schärfe in meiner Stimme hören.
Ich nippte noch ein wenig an dem Whisky. Der abgehackte Ruf eines Spechtes - die Sorte, die Jamie als Grünspechte bezeichnete - hallte tief im Wald wider und verstummte dann. Bei diesem Wetter waren nur wenige Vögel unterwegs; die meisten hatten sich einfach im nächsten Unterschlupf zusammengekauert, wenn ich auch irgendwo weiter flussabwärts das plaudernde Quaken einer kleinen Schar durchziehender Enten hören konnte. Ihnen machte der Regen nichts aus.
Jamie reckte sich plötzlich.
»Äh... Sassenach?«, sagte er.
»Was denn?«, fragte ich überrascht.
Er senkte schüchtern den Kopf, was ganz untypisch für ihn war.
»Ich weiß nicht, ob ich es vielleicht falsch gemacht habe, aber wenn ja, dann muss ich dich um Verzeihung bitten.«
»Natürlich«, sagte ich ein wenig unsicher. Und was bitte verzieh ich ihm hiermit? Ehebruch wohl kaum, aber es konnte so gut wie alles andere sein, bis hin zu und einschließlich bewaffneter Überfälle, Brandstiftung, Straßenraub
und Gotteslästerung. Gott, ich hoffte, es hatte nichts mit Bonnet zu tun.
»Was hast du denn angestellt?«
»Ich selbst eigentlich nichts«, sagte er leicht verlegen. »Es ist eher so, dass ich gesagt habe, du würdest etwas tun.«
»Oh?«, sagte ich mit einem Hauch von Argwohn. »Und was ist das? Wenn du Farquard Campbell gesagt hast, ich würde seine fürchterliche, alte Mutter noch einmal besuchen...«
»Oh nein«, versicherte er mir. »Nichts dergleichen. Aber ich habe Josiah Beardsley versprochen, dass du ihm vielleicht heute die Mandeln herausnimmst.«
»Dass ich was tue?« Ich sah ihn mit großen Augen an. Ich war Josiah Beardsley, einem Jungen mit dem schlimmsten Mandelabszess, den ich je gesehen hatte, tags zuvor zum ersten Mal begegnet. Ich war sogar so beeindruckt vom vereiterten Zustand besagter Drüsen gewesen, dass ich sie beim Abendessen vor aller Ohren beschrieben hatte - woraufhin sich Lizzie grün verfärbt und Germain ihre zweite Kartoffel spendiert hatte - und gleichzeitig erwähnt hatte, dass eine Operation eigentlich die einzig mögliche, wirksame Heilmethode darstellte. Ich hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass Jamie mein Geschäft ankurbeln würde.
»Warum denn?«, fragte ich.
Jamie lehnte sich ein wenig zurück und sah zu mir auf.
»Ich will ihn haben, Sassenach.«
»Wirklich? Wozu denn?« Josiah war knapp vierzehn - oder zumindest glaubte er, dass er vierzehn war; er wusste nicht genau, wann er zur Welt gekommen war, und seine Eltern waren schon zu lange tot, als dass man es hätte sagen können. Auch für einen Vierzehnjährigen war er noch zu klein; er war unterernährt, und seine Beine waren ein wenig krumm, weil er Rachitis gehabt hatte. Außerdem legte er alle Anzeichen diverser Parasiteninfektionen an den Tag, und sein keuchender Atem konnte genauso gut von einer Tuberkuloseerkrankung wie von einer schlimmen Bronchitis herrühren.
»Als Pächter natürlich.«
»Oh? Und ich dachte, du hättest sowieso schon mehr Bewerber als du nehmen kannst.«
Das dachte ich nicht nur; ich wusste es genau. Wir hatten absolut kein Geld, auch wenn Jamie im Lauf des gathering durch seine Tauschgeschäfte fast - nicht ganz - alles beglichen hatte, was wir diversen Kaufleuten aus Cross Creek für Eisenwaren, Reis, Werkzeuge, Salz und andere Kleinigkeiten schuldeten. Wir hatten Land in Hülle und Fülle - das meiste davon Wald -, jedoch keine Mittel, um den Leuten dabei zu helfen, sich darauf niederzulassen oder es zu bebauen. Mit
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