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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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den Chisholms und den McGillivrays hatten wir die Zahl neuer Pächter, die wir noch verkraften konnten, schon heftig überschritten.

    Jamie nickte nur, ohne auf diese Komplikationen einzugehen.
    »Aye. Aber Josiah hat das Zeug dazu.«
    »Hm«, sagte ich skeptisch. Es stimmte, dass der Junge einen zähen Eindruck machte - und das war es wahrscheinlich, was Jamie meinte; die bloße Tatsache, dass er so lange auf sich selbst gestellt überlebt hatte, sprach schon dafür. »Kann sein. Aber das trifft auch auf eine Menge anderer Leute zu. Was ist es denn, das ihn für dich so begehrenswert macht?«
    »Er ist vierzehn.«
    Ich sah ihn an, eine Augenbraue fragend hoch gezogen, und sein Mund verbreiterte sich zu einem ironischen Lächeln.
    »Alle Männer zwischen sechzehn und sechzig müssen in der Miliz dienen, Sassenach.«
    Ich spürte einen leichten, unangenehmen Druck in der Magengrube. Ich hatte den unwillkommenen Aufruf des Gouverneurs zwar nicht vergessen, hatte aber im Eifer des Gefechtes noch keine Zeit gefunden, mir genauere Gedanken darüber zu machen, wie seine praktischen Konsequenzen aussehen würden.
    Jamie seufzte und reckte die Arme, wobei er seine Knöchel dehnte, bis sie knackten.
    »Dann wirst du es also tun?«, fragte ich. »Eine Milizkompanie aufstellen und gehen?«
    »Ich muss«, sagte er schlicht. »Tryon hat mich bei den Eiern, und ich habe keine Lust auszuprobieren, ob er auch zudrücken wird, aye?«
    »Das habe ich befürchtet.«
    Jamies pittoreske Einschätzung der Lage war unglücklicherweise zutreffend. Auf der Suche nach einem loyalen, kompetenten Mann, der bereit war, die Besiedelung einer großen Parzelle wilden Hinterlandes auf sich zu nehmen, hatte Gouverneur Tryon Jamie eine königliche Landvergabe knapp östlich der Vertragslinie angeboten, pachtfrei für zehn Jahre. Ein faires Angebot, das angesichts der schwierigen Siedlungsbedingungen in den Bergen allerdings nicht ganz so großzügig war, wie es auf den ersten Blick aussah.
    Der Haken an der Sache war, dass die Nutznießer solcher Landvergaben von Gesetzes wegen männliche, weiße Protestanten von gutem Charakter und über dreißig sein mussten. Jamie erfüllte zwar alle anderen Anforderungen, doch der Gouverneur wusste sehr wohl, dass er katholisch war.
    Solange er tat, was der Gouverneur verlangte... nun, der Gouverneur war ein erfolgreicher Politiker und wusste Unannehmlichkeiten unter den Teppich zu kehren. Widersetzte er sich aber, reichte ein simpler Brief aus New Bern, um Fraser’s Ridge der dort ansässigen Frasers zu entledigen.
    »Hm. Du meinst also, wenn du die verfügbaren Männer aus Fraser’s Ridge mitnimmst - kannst du nicht ein paar dalassen?«
    »Ich habe doch so schon nicht genug, Sassenach«, sagte er. »Fergus kann ich wegen seiner Hand dalassen, und Mr. Wemyss kann sich um unseren Hof
kümmern. Niemand weiß, dass er kein Leibeigener mehr ist, und es sind nur freie Männer verpflichtet, sich der Miliz anzuschließen.«
    »Und nur solche, die körperlich dazu in der Lage sind. Damit entfällt Joanna Grants Mann; er hat einen Holzfuß.«
    Er nickte.
    »Aye, und der alte Arch Bug, denn er ist bestimmt schon siebzig. Macht vier Männer - und vielleicht acht Jungs unter sechzehn - für dreißig Heimstätten und über hundertfünfzig Menschen.«
    »Die Frauen kommen wahrscheinlich ganz gut allein zurecht«, sagte ich. »Es ist schließlich Winter; es gibt keine Felder zu bestellen. Und es sind keine Schwierigkeiten mit den Indianern zu erwarten, nicht zur Zeit.« Mein Haarband hatte sich gelöst, als ich die Haube abgesetzt hatte. Mein Haar entwich nun in alle Richtungen aus den aufgelösten Zöpfen und klebte sich in feuchten, lockigen Strähnen an meinen Hals. Ich zog das Band ganz ab und versuchte, mein Haar mit den Fingern auszukämmen.
    »Was ist denn nun an Josiah Beardsley so wichtig?«, fragte ich. »Ein vierzehnjähriger Junge kann doch wohl kaum so viel bewirken.«
    »Beardsley ist Jäger«, sagte Jamie, »und zwar ein guter. Er hat fast zwei Zentner Wolfs-, Rotwild- und Biberfelle zum gathering mitgebracht, und er sagt, er hat sie alle allein gejagt. Besser könnte ich das auch nicht.«
    Das war ein echtes Kompliment, und ich schürzte zum Zeichen stiller Anerkennung die Lippen. Felle waren die wichtigste - eigentlich auch die einzige - Einnahmequelle, die im Winter in den Bergen einigen Wert hatte. Wir hatten jetzt schon kein Geld mehr - nicht einmal das Proklamationsgeld aus Papier, das nur einen

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