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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Bruchteil von echtem Sterlingsilber wert war -, und ohne Felle, die wir im Frühjahr verkaufen konnten, würde es schwierig werden, den Saatmais und den Weizen zu kaufen, den wir brauchten. Und wenn sämtliche Männer verpflichtet wurden, den Großteil des Winters durch die Kolonie zu ziehen und Regulatoren zur Räson zu bringen, anstatt zu jagen...
    Die meisten Frauen in Fraser’s Ridge konnten mit einem Gewehr umgehen, doch kaum eine von ihnen konnte ernsthaft jagen, da sie durch die Bedürfnisse ihrer Kinder an Heim und Herd gefesselt waren. Selbst Brianna, die eine sehr gute Jägerin war, konnte sich nicht mehr als eine halbe Tagesreise von Jemmy entfernen - nicht annähernd weit genug für Wolf und Biber.
    Ich rieb mir mit der Hand durch die feuchten Locken und schüttelte die losen Strähnen aus.
    »Nun gut. Das kann ich verstehen. Aber was haben seine Mandeln damit zu tun?«
    Jamie sah zu mir auf und lächelte. Anstatt sofort zu antworten, stand er auf, schritt um mich herum und trat hinter mich. Mit fester Hand sammelte er die flüchtigen Strähnen ein, ordnete die losen Haare und flocht sie in meinem Nacken zu einem festen, dicken Zopf. Er nahm das Band von meinem Schoß und band es zu einer ordentlichen Schleife.

    »Bitte sehr.« Er setzte sich wieder neben meine Füße. »Nun zu den Mandeln. Du hast dem Jungen gesagt, er müsste sie herausnehmen lassen, oder seine Halsbeschwerden würden sich verschlimmern.«
    »So ist es auch.«
    Josiah Beardsley hatte mir geglaubt. Und nachdem er letzten Winter dem Tod nur knapp entronnen war, als er um ein Haar an einem Abszess in seiner Kehle erstickt war, der dann doch noch aufgeplatzt war, war er nicht besonders erpicht darauf, diese Erfahrung zu wiederholen.
    »Du bist der einzige Chirurg nördlich von Cross Creek«, sagte Jamie. »Wer sollte es sonst tun?«
    »Nun ja«, sagte ich unsicher. »Aber...«
    »Also habe ich dem Jungen ein Angebot gemacht«, unterbrach mich Jamie. »Eine Landparzelle - der gute Roger und ich werden ihm helfen, eine Blockhütte zu bauen, wenn die Zeit gekommen ist, und er gibt mir für die nächsten drei Winter die Hälfte von dem, was er an Fellen erbeutet. Er ist damit einverstanden - vorausgesetzt, du tust deinen Teil dazu und nimmst ihm die Mandeln heraus.«
    »Aber warum ausgerechnet heute? Ich kann doch hier niemandem die Mandeln entfernen!« Ich deutete auf den triefenden Wald.
    »Warum denn nicht?« Jamie zog eine Augenbraue hoch. »Hast du nicht gestern Abend noch gesagt, dass es keine große Sache ist - nur ein paar kurze Schnitte mit deinem kleinsten Messer?«
    Ich rieb mir mit dem Knöchel unter der Nase entlang und schniefte entnervt.
    »Hör mal, nur, weil es keine große, blutige Operation ist wie eine Beinamputation, heißt das nicht, dass es einfach ist!« Eigentlich war es natürlich doch eine relativ simple Operation - technisch gesehen. Es war die Möglichkeit nachfolgender Infektionen und die Notwendigkeit sorgfältiger Pflege - ein dürftiger Ersatz für Antibiotika, aber besser als Vernachlässigung -, die Komplikationen aufwarf.
    »Ich kann ihm nicht einfach die Mandeln heraushacken und ihn dann laufen lassen«, sagte ich. »Aber wenn wir wieder in Fraser’s Ridge sind...«
    »Er will nicht sofort mit uns kommen«, unterbrach mich Jamie.
    »Und warum nicht?«, wollte ich wissen.
    »Das hat er nicht gesagt; nur, dass er noch etwas zu erledigen hat und in der ersten Dezemberwoche nach Fraser’s Ridge kommt. Er kann auf dem Speicher über dem Kräuterschuppen schlafen«, fügte er hinzu.
    »Also erwartest du - und er -, dass ich ihm einfach so die Mandeln herausrupfe, ihn mit ein paar Stichen nähe und ihn fröhlich seiner Wege schicke?«, fragte ich sardonisch.
    »Bei dem Hund hast du das doch auch ganz gut hinbekommen«, sagte er grinsend.
    »Oh, das hast du also gehört.«

    »Oh, aye. Und das mit dem Jungen, der sich die Axt in den Fuß gerammt hat, auch - und von den Babys mit dem Milchschorf, und Mrs. Buchanans Zahnschmerzen und deinem Streit mit Murray MacLeod über die Gallengänge dieses Herrn...«
    »Es war ziemlich viel zu tun heute Morgen.« Ich erschauerte kurz, als ich daran zurückdachte, und trank noch einen Schluck Whisky.
    »Das ganze gathering spricht von dir, Sassenach. Ich musste selbst an die Bibel denken, als ich heute Morgen das Gedränge um deinen Tisch gesehen habe.«
    »Die Bibel?« Ich muss bei dieser Anspielung ein verständnisloses Gesicht gemacht haben, denn sein Grinsen wurde

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