Das Flammende Kreuz
geschürzten Lippen. »Du siehst tatsächlich ein bisschen erledigt aus, Sassenach.«
Das stimmte zwar zweifelsohne, doch es von Jamie bestätigt zu hören, gab mir das Gefühl, in Tränen ausbrechen zu müssen. Offensichtlich war mir das anzusehen, denn er nahm mich - ganz sanft - bei der Hand und führte mich zu einem großen Felsen.
»Setz dich«, sagte er. »Mach die Augen zu, a nighean donn. Ruh dich paar Minuten aus.«
Ich blieb mit geschlossenen Augen und hängenden Schultern sitzen. Schwappendes Wasser und gedämpftes Scheppern kündeten davon, dass er den Kessel säuberte und füllte.
Er stellte den vollen Kessel mit einem leisen Klank zu meinen Füßen ab und ließ sich dann daneben im Laub nieder, wo er schweigend sitzen blieb. Ich konnte das schwache Seufzen seines Atems und gelegentliches Schniefen und Rascheln hören, wenn er sich seine tropfende Nase am Ärmel abwischte.
»Es tut mir Leid«, sagte ich schließlich und schlug die Augen auf.
Er drehte sich halb lächelnd um und sah mich an.
»Was denn, Sassenach? Es ist ja nicht so, als hättest du dich geweigert, mein Bett zu teilen - zumindest hoffe ich, dass es so weit dann doch noch nicht ist.«
»Nein«, sagte ich reumütig. »Nachdem ich zwei Wochen auf dem Boden geschlafen habe, würde ich jedes Bett teilen.« Bei diesen Worten schossen seine Augenbrauen in die Höhe, und ich lachte überrumpelt.
»Nein«, sagte ich noch einmal. »Ich bin einfach nur... erledigt.« In meinem Unterleib verkrampfte sich etwas, und es folgte ein anhaltender Schmerz. Ich verzog das Gesicht und presste meine Hand auf die Stelle.
»Oh!«, sagte er wieder, denn plötzlich verstand er. »Diese Sorte von erledigt.«
»Diese Sorte von erledigt«, pflichtete ich ihm trocken bei. Ich stieß den Kessel mit dem Zeh an. »Ich bringe ihn besser zurück; ich brauche kochendes Wasser, damit ich meine Weidenrinde ziehen lassen kann. Das dauert ziemlich lange.« So war es; es dauerte über eine Stunde, und bis dahin würden sich die Krämpfe heftig verschlimmert haben.
»Zum Teufel mit deiner Weidenrinde«, sagte er und brachte aus den Tiefen seines Hemdes eine silberne Feldflasche zum Vorschein. »Versuch’s mal hiermit. Zumindest brauchst du es nicht erst zu kochen.«
Ich drehte den Stopfen heraus und atmete ein. Whisky, noch dazu sehr guter Whisky.
»Ich liebe dich«, sagte ich aufrichtig, und er lachte.
»Ich liebe dich auch, Sassenach«, sagte er und berührte sanft meinen Fuß.
Ich trank einen Schluck und ließ ihn mir tröpfchenweise durch die Kehle rinnen. Er sickerte angenehm über meine Schleimhäute, stieß dann auf Grund und stieg in einer plötzlichen, bernsteinfarbenen Rauchwolke wieder auf, die all meine Ritzen füllte und sich langsam und lindernd um die Quelle meines Leidens legte.
»Ooooooh«, seufzte ich und nahm noch einen Schluck. Ich schloss die Augen, um ihn besser zu genießen. Ein irischer Bekannter hatte mir einmal versichert, dass wirklich guter Whisky Tote erwecken könnte. Ich sah keinen Grund, ihm zu widersprechen.
»Der ist ja wunderbar«, sagte ich, als ich meine Augen wieder aufschlug. »Woher hast du ihn?« Wenn ich auch nur etwas davon verstand, war das zwanzig Jahre alter Scotch - kein Vergleich mit dem rohen Schnaps, den Jamie auf dem Hang hinter unserem Haus destillierte.
»Jocasta«, sagte er. »Er sollte ein Hochzeitsgeschenk für Brianna und ihren jungen Mann sein, aber ich habe mir gedacht, du hattest ihn nötiger.«
»Da hast du Recht.«
Wir saßen kameradschaftlich schweigend da, und ich nippte an meinem Whisky, während der Drang, Amok zu laufen und jedermann in Sichtweite abzuschlachten, nach und nach gemeinsam mit dem Whiskyspiegel in der Flasche abflaute.
Der Regen war wieder einmal weiter gezogen, und ringsum tropfte es friedlich von den Blättern. Eine Gruppe von Fichten stand dicht bei uns; ich konnte ihren kühlen Harzgeruch riechen, eine durchdringende, saubere Note, die den schwereren Duft des nassen Laubes am Boden, der glimmenden Feuer und der nassen Stoffmassen überlagerte.
»Es ist drei Monate her, seit du zum letzten Mal deine Periode hattest«, bemerkte Jamie beiläufig. »Ich dachte schon, sie hätte vielleicht aufgehört.«
Ich stellte immer wieder mit großer Verblüffung fest, wie genau er solche Dinge beobachtete - doch er war schließlich Bauer und Viehzüchter. Er war mit dem gynäkologischen Werdegang und dem Fruchtbarkeitszyklus sämtlicher weiblichen Tiere in seinem Besitz genauestens
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