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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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breiter.
    »Und jeder in der Menge versuchte, ihn zu berühren«, zitierte Jamie. »Denn es ging Rechtschaffenheit von ihm aus und heilte sie alle.«
    Ich lachte reumütig und unterbrach mich mit einem kleinen Hickser.
    »Mein Vorrat an Rechtschaffenheit ist gerade aufgebraucht, fürchte ich.«
    »Keine Sorge. Es ist noch genug in der Flasche.«
    Bei diesen Worten bot ich ihm den Whisky an, doch er winkte ab, die Stirn nachdenklich in Falten gelegt. Schmelzender Hagel hatte nasse Strähnen in seinem Haar zurückgelassen, und es lag ihm wie Schnüre aus flüssiger Bronze auf den Schultern - wie die verwitterte, glänzende Statue eines Kriegshelden in einem Park.
    »Aber du kümmerst dich um die Mandeln des Jungen, wenn er nach Fraser’s Ridge kommt?«
    Ich dachte einen Augenblick nach, dann nickte ich schluckend. Es würde immer noch gefährlich sein, und normalerweise operierte ich nicht aus Gefälligkeit. Aber Josiahs Zustand war wirklich erbärmlich, und es war gut möglich, dass die fortwährenden Entzündungen ihn umbrachten, wenn ich nicht einschritt.
    Jamie nickte zufrieden.
    »Ja, dann tue ich es.«
    Meine Füße waren aufgetaut, obwohl sie so nass waren, und ich fing an, mich warm und entspannt zu fühlen. Mein Bauch fühlte sich immer noch so an, als hätte ich einen großen Klumpen Vulkangestein verschluckt, aber es machte mir nicht mehr ganz so viel aus.
    »Ich habe mich etwas gefragt, Sassenach«, sagte er.
    »Ja?«
    »Wo wir gerade von der Bibel geredet haben, weißt du.«
    »Du hast nichts als fromme Sprüche im Kopf, was?«
    Einer seiner Mundwinkel kräuselte sich, als er mich ansah.
    »Aye, nun ja. Mir ist nur ein Gedanke gekommen. Als der Engel des Herrn Sarah erscheint und ihr sagt, dass sie nächstes Jahr ein Kind bekommen wird, lacht sie und sagt, dass das ein guter Witz ist, weil sie schon lange nicht mehr unter den Frauen weilt.«

    »Die meisten Frauen in ihrer Situation würden das wahrscheinlich gar nicht komisch finden«, versicherte ich ihm. »Ich habe aber oft das Gefühl, dass Gott einen ganz besonderen Sinn für Humor hat.«
    Er blickte auf das große Ahornblatt hinunter, das er gerade zwischen Daumen und Zeigefinger zerkleinerte, doch das schwache Zucken seines Mundes entging mir nicht.
    »Das habe ich mir auch schon dann und wann gedacht, Sassenach«, sagte er sehr trocken. »Aber wie auch immer, jedenfalls hat sie das Kind bekommen, aye?«
    »So behauptet es die Bibel. Ich habe nicht vor, das Buch Genesis der Lüge zu bezichtigen.« Ich überlegte, ob es wohl klug war, noch etwas zu trinken, beschloss aber, es mir für noch schlechtere Tage aufzuheben und drückte den Stopfen wieder auf die Flasche. Ich konnte hören, wie sich auf dem Lagerplatz Unruhe regte, und mein Ohr fing ein fragendes Wort auf, das vom eisigen Wind zu uns getragen wurde.
    »Jemand sucht nach Ehrwürden«, sagte ich. »Schon wieder.«
    Ehrwürden blickte hinter sich und verzog das Gesicht, machte aber keine direkten Anstalten, auf den Ruf zu reagieren. Er räusperte sich, und ich sah, wie eine zarte Röte ihm den Hals hinaufkroch.
    »Nun, was ich sagen will, ist«, sagte er und wich sorgsam meinem Blick aus. »Sofern man nicht Maria heißt und der Heilige Geist seine Hand nicht im Spiel hat, gibt es, soweit ich weiß, nur einen Weg, schwanger zu werden. Habe ich Recht?«
    »Soweit ich weiß, ja.« Ich hielt mir die Hand vor den Mund, um den aufsteigenden Schluckauf zu dämpfen.
    »Aye. Und wenn es so ist... nun, dann heißt das doch, dass Sarah zu dieser Zeit nach wie vor mit Abraham ins Bett gegangen ist, oder?«
    Er sah mich immer noch nicht an, aber seine Ohren waren vollkommen rot geworden, und ich begriff mit einiger Verspätung, worauf diese religiöse Erörterung hinauslief. Ich streckte meinen Zeh aus und stieß ihn sanft in die Seite.
    »Du hast dich gefragt, ob ich dich vielleicht nicht mehr will?«
    »Jetzt willst du mich ja auch nicht«, wies er mich in aller Logik zurecht, den Blick fest auf die zerkrümelten Überreste seines Blattes gerichtet.
    »Ich komme mir vor, als hätte ich den Bauch voller Glasscherben, ich bin nass bis auf die Knochen und stecke bis zu den Knien im Schlamm, und wer auch immer da nach dir sucht, wird jeden Moment mit einer Hundemeute durch das Gebüsch brechen«, sagte ich mit einem gewissen Maß an Schärfe. »Willst du mich etwa allen Ernstes einladen, mit dir auf diesem nassen Blätterhaufen der Fleischeslust zu frönen? Denn falls das so ist...«
    »Nein, nein,« sagte

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