Das Flammende Kreuz
Ähnliches
wie ein Kopfgeldjäger sein.« Der Tee war noch lange nicht fertig; ich fand eine halb volle Steingutflasche mit Ale und reichte sie Jamie.
»Wohin mag er Abel bringen?«, fragte ich. »Du hast doch gesagt, Hayes will keine Gefangenen.«
Jamie schüttelte den Kopf, schluckte und ließ die Flasche sinken. Jetzt fiel ihm das Atmen leichter.
»Das will er auch nicht. Nein, Mr. Boble - er muss es sein, aye? - bringt Abel zum nächsten Magistrat. Und wenn der gute Roger ihn gerade gesehen hat...« Er wandte sich mit nachdenklich gerunzelter Stirn auf dem Berghang um.
»Dann ist es höchstwahrscheinlich Farquard«, schloss er, und seine Schultern entspannten sich ein wenig. »Ich weiß von vier Friedensrichtern und drei Magistraten, die hier sind, und Campbell ist der Einzige von ihnen, der sein Lager auf dieser Seite hat.«
»Oh, das ist gut.« Ich seufzte erleichtert auf. Farquard Campbell war ein gerechter Mann; gesetzestreu bis ins letzte Detail, aber nicht ohne Mitgefühl - und, was womöglich noch wichtiger war, ein sehr alter Freund von Jocasta Cameron.
»Aye, wir werden meine Tante bitten, ein gutes Wort für ihn einzulegen.« Er wandte sich an Roger. »Gehst du zu ihr, MacKenzie? Ich muss Vater Kenneth finden, wenn es überhaupt eine Hochzeit geben soll.«
Roger machte ein Gesicht, als hätte er sich seinerseits gerade an einem Stück Früchtekuchen verschluckt.
»Äh... nun ja«, sagte er. »Vielleicht bin ich im Augenblick nicht der geeignete Mann, um mit Mrs. Cameron zu reden.«
Jamie starrte ihn mit einer Mischung aus Interesse und Ungeduld an.
»Wieso denn nicht?«
Mit puterrotem Gesicht wiederholte Roger die Grundzüge seiner Unterhaltung mit Jocasta Cameron - und senkte gegen Ende seine Stimme bis fast zur Unhörbarkeit.
Wir konnten ihn dennoch gut verstehen. Jamie sah mich an. Sein Mund zuckte. Dann begannen seine Schultern zu beben. Ich spürte, wie mir das Lachen unter den Rippen aufstieg, aber es war nichts im Vergleich zu Jamies unbändiger Heiterkeit. Er lachte beinahe lautlos, aber so heftig, dass ihm die Tränen in die Augen stiegen.
»Oh, Himmel«, japste er schließlich. Er hielt sich keuchend eine Hand an die Seite. »Gott, ich glaube, ich habe mir eine Rippe verknackst.« Er streckte die Hand aus und nahm einen halb getrockneten Lappen von einem Busch, mit dem er sich achtlos das Gesicht abwischte.
»Nun gut«, sagte er, ein wenig erholt. »Dann gehst du eben zu Farquard. Wenn Abel bei ihm ist, sag Campbell, ich bürge für ihn. Bring ihn mit zurück.« Er machte eine kurze, scheuchende Geste, und Roger brach hastig auf - knallrot vor Verlegenheit, aber aufrecht und würdevoll. Brianna folgte
ihm mit einem tadelnden Blick auf ihren Vater, der daraufhin nur erneut losprustete.
Ich ertränkte meine eigene Heiterkeit in einem wundervoll duftenden Schluck Tee. Ich hielt Jamie die Tasse hin, doch er winkte ab und gab sich mit dem restlichen Ale zufrieden.
»Meine Tante«, bemerkte er schließlich, »weiß ganz genau, was man mit Geld kaufen kann und was nicht.«
»Und sie hat sich - und dem ganzen Rest des Distrikts - gerade eine ausgesprochen gute Meinung von unserem armen Roger gekauft, nicht wahr?«, erwiderte ich sehr trocken.
Jocasta Cameron war eine gebürtige MacKenzie aus Leoch, eine Familie, die Jamie einmal als »bezaubernd wie die Lerchen im Felde - und gerissen wie Füchse dazu« beschrieben hatte. Ob Jocasta nun wirklich Zweifel an Rogers Motiven für seine Ehe mit Brianna gehabt hatte oder nur grundlosen Gerüchten in der Gegend von Cape Fear einen Riegel hatte vorschieben wollen, ihre Methode war jedenfalls hundertprozentig erfolgreich gewesen. Wahrscheinlich saß sie gerade in ihrem Zelt und amüsierte sich über ihre eigene Schlauheit, während sie sich schon darauf freute, die Geschichte von ihrem Angebot und Rogers Reaktion darauf zu verbreiten.
»Der arme Roger«, sagte Jamie zustimmend, und sein Mund zuckte immer noch. »Arm, aber rechtschaffen.« Er setzte die Bierflasche an, leerte sie und stellte sie mit einem kurzen Seufzer der Genugtuung ab. »Allerdings«, fügte er hinzu und sah mich an, »hat sie dem Jungen auch etwas von Wert erkauft, nicht wahr?«
» Mein Sohn «, zitierte ich leise und nickte. »Glaubst du, er hat das begriffen, bevor er es ausgesprochen hat? Dass er Jemmy wirklich als seinen Sohn betrachtet?«
Jamie machte eine vage Bewegung mit den Schultern, die noch kein Achselzucken war.
»Das kann ich nicht sagen. Jedenfalls ist
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