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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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es aber gut, wenn er sich darüber im Klaren ist, bevor das nächste Kind kommt - eins, von dem er mit Sicherheit weiß, dass es von ihm ist.«
    Ich dachte an das Gespräch, das ich heute Morgen mit Brianna geführt hatte, beschloss aber, dass es klüger war, nichts zu sagen - zumindest im Augenblick. Es war schließlich Rogers und Briannas Sache. Ich nickte und begann, das Teegeschirr wegzuräumen.
    Ich spürte eine leise Wärme in meiner Magengrube, die nur zum Teil von meinem Tee herrührte. Roger hatte einen Eid geschworen, Jemmy an Sohnes Statt anzunehmen, ganz gleich, wer der wirkliche Vater des Kleinen sein mochte. Er war ein Ehrenmann, Roger, und er meinte es ernst. Doch die Stimme des Herzens ist lauter als jeder Eid, den man nur mit den Lippen ablegt.
    Als ich schwanger durch die Steine zurückgekehrt war, hatte Frank mir geschworen,
mich als seine Frau zu behalten, das Baby wie sein eigenes zu behandeln - und mich zu lieben wie zuvor. Seine Lippen und sein Verstand hatten ihr Bestes getan, alle drei Eide zu halten, doch am Ende war sein Herz nur bei einem davon beteiligt gewesen. Von der Sekunde an, als er Brianna zum ersten Mal in den Arm nahm, war sie seine Tochter.
    Doch was, wenn es noch ein Kind gegeben hätte?, fragte ich mich plötzlich. Es war nie im Bereich des Möglichen gewesen - doch was wäre gewesen, wenn? Langsam trocknete ich die Teekanne ab und wickelte sie in ein Handtuch, während ich mir dieses mythische Kind vor Augen führte; das Kind, das Frank und ich vielleicht hätten bekommen können, jedoch nie bekommen hatten oder würden. Ich legte die eingewickelte Teekanne so sanft in die Truhe, als sei sie ein schlafendes Baby.
    Als ich mich wieder umdrehte, stand Jamie nach wie vor dort und sah mich mit einem sehr merkwürdigen Ausdruck an - zärtlich, aber auch irgendwie reumütig.
    »Habe ich schon daran gedacht, mich bei dir zu bedanken, Sassenach?«, sagte er, und seine Stimme war ein wenig belegt.
    »Wofür?«, fragte ich verwundert. Er ergriff meine Hand und zog mich sanft an sich. Er roch nach Ale und feuchter Wolle und ganz schwach nach dem süßen Brandyaroma des Früchtekuchens.
    »Für meine Kinder«, sagte er leise. »Für die Kinder, die du mir geboren hast.«
    »Oh«, sagte ich. Ich ließ mich langsam nach vorn sinken und lehnte meine Stirn an seine feste, warme Brust. Ich schob meine Hände unter seinen Rock, umfasste sein Kreuz und seufzte. »Es war mir... eine Freude.«
     
    »Mr. Fraser, Mr. Fraser!« Ich hob den Kopf, und als ich mich umdrehte, sah ich einen kleinen Jungen über den Steilhang zu uns herunterschlingern. Er wedelte mit den Armen, um das Gleichgewicht zu halten, und sein Gesicht war leuchtend rot vor Kälte und Anstrengung.
    »Uff!« Jamie hob die Hände gerade noch rechtzeitig, um den Jungen aufzufangen, als er auf den letzten paar Metern die Kontrolle verlor. Er hob den Kleinen, in dem ich Farquard Campbells Jüngsten erkannte, auf die Arme und lächelte ihn an. »Aye, Rabbie, was ist denn? Möchte dein Pa, dass ich wegen Mr. MacLennan zu ihm komme?«
    Rabbie schüttelte den Kopf, und seine dünnen Haare flogen durch die Luft wie ein Schäferhundpelz.
    »Nein, Sir«, keuchte er und rang nach Atem. Er schluckte Luft, und sein kleiner Hals schwoll wie der eines Frosches an, weil er sich angestrengt bemühte, zur selben Zeit zu atmen und zu sprechen. »Nein, Sir. Mein Pa sagt, er hat gehört, wo der Priester ist, und ich soll Euch den Weg zeigen, Sir. Kommt Ihr mit?«
    Jamies Augenbrauen fuhren überrascht in die Höhe. Er sah mich an, dann
lächelte er Rabbie zu und nickte. Er bückte sich, um den Jungen auf die Füße zu stellen.
    »Aye, Junge, ich komme. Dann geh du vor.«
    »Diplomatisch von Farquard«, sagte ich leise zu Jamie und wies kopfnickend auf Rabbie, der vor uns herturnte und sich dann und wann umsah, um sich zu vergewissern, dass wir auch mit ihm Schritt halten konnten. Niemand würde inmitten der Schwärme von Kindern auf dem Berg Notiz von einem kleinen Jungen nehmen. Dagegen wäre es mit Sicherheit allgemein aufgefallen, wenn Farquard selbst gekommen wäre oder einen seiner erwachsenen Söhne geschickt hätte.
    Jamie schnaufte ein wenig, sein Atemnebel ein Dampfwölkchen in der zunehmenden Kälte.
    »Nun, es ist schließlich nicht Farquards Problem, selbst wenn er große Hochachtung für meine Tante hegt. Und wenn er den Jungen schickt, um es mir zu sagen, dann nehme ich an, das bedeutet, dass er den Verantwortlichen kennt und nicht vorhat,

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