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Das Fliederbett

Das Fliederbett

Titel: Das Fliederbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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wichtigsten Sitzungen absitzen und mich im übrigen mir selbst widmen. Sergej kam mit im Fahrstuhl nach oben. Mit uns fuhr der Admiral mit den schönen Händen. Zwei Matrosen der Roten Flotte trugen sein Gepäck. Das Gesicht war ohne jede Regung. Während der Fahrstuhl fuhr, starrten die grünen Augen hartnäckig geradeaus in den Spiegel. Ich versuchte es vergeblich mit einem Lächeln. Sie tat, als wenn sie nichts sah. Ich blickte Sergej an, aber der schien einfach vor Kongreßfreude zu schmunzeln. Als wir uns im Zimmer eingerichtet hatten, holte er eine Buddel kaukasischen Apfelbranntwein hervor.
    »Wir haben jetzt einen feinen Calvados zustande gebracht«, erläuterte er.
    »Der ist genauso gut wie der französische.«
    Das war nun allerdings eine Wahrheit mit Einschränkungen, aber immerhin, er schien trinkbar. Mein Zimmer lag ziemlich hoch und bot eine schöne Aussicht über die Stadt. Ich sah, daß die Admiralität neu gemalt war und daß der Kreuzer Aurora über die Toppen geflaggt hatte. Im Außenhafen lagen übrigens viele Kriegsschiffe, auf die ich Sergej aufmerksam machte.
    »Sicher war kürzlich Manöver«, sagte er und lächelte schief. »Du weißt, daß wir die Ostseeflotte zusammenziehen, wenn ein Friedenskongreß vor der Tür steht.« Um 4 Uhr standen wir ordentlich aufgereiht im Foyer des Puschkin-Theaters und schüttelten den Gästen aus den verschiedenen Ländern die Hand. Die Sonne schien durch die großen Fenster und entzündete Funken in den Glasprismen der Kristallkronen.
    Als wir uns gesetzt hatten, brachten ein Orchester und ein Chor jene Friedenshymne zum Vortrag, die laut Programm auf einem internationalen Festival einen Preis bekommen hatte. Sie klang genauso, wie sie zu klingen hatte.
    Danach sprach ein Vertreter des Leningrader Sowjet über den Wert internationaler Kundgebungen. Er hieß alle Teilnehmer herzlich willkommen und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Woche neue Gesichtspunkte und konkrete Vorschläge zur Stärkung des Friedens bringen würde. Danach erteilte er Mikojan, der sein Hauptreferat halten sollte, das Wort.
    Mikojan sprach gute zwei Stunden über die Bedeutung des genauen Studiums der neuen taktischen Manöver des Imperialismus und schloß sein Referat mit einem Hoch auf den Sieg des Sozialismus.
    Anschließend spielte das Orchester ein Stück mit dem Titel >Friedensarbeiter<. Laut Programm war es von einem fortschrittlichen, japanischen Komponisten geschrieben. Sergej und ich gingen unterdessen hinaus zum Büfett und leerten ein Glas Champagner mit einem Kaviarbrot als Zugabe.
    Als wir zurückkamen, stand meine Freundin, der Admiral, am Rednerpult. In einer sehr gehässigen Rede griff sie Präsident Johnson wegen seiner Vietnam-Politik an. Ihre Stimme war affektgeladen. Aber sie besaß ein eigenartiges Timbre, welches das Auditorium in einer besonderen Weise zuhören ließ. Sie fuhr alle anwendbaren, altbekannten Argumente auf, aber das war nicht das Entscheidende. Die Art, wie sie sie vortrug, war gewissermaßen sensationell und versetzte den männlichen Teil des Auditoriums in eine enthusiastische Stimmung. Nur einige bulgarische Volkstänzerinnen, die in der Reihe vor mir saßen, applaudierten etwas gemessen.
    »Wer, zum Teufel, ist dieser Admiral da?« fragte ich. »Oder ist sie bloß Fregattenkapitän?«
    »Nicht doch, sie ist Admiral«, antwortete Sergej. »Sie heißt Tamara irgendwas, habe ich vergessen. Sie ist sehr beliebt in der Flotte. Sie soll steinhart sein und teuflisch in ihren Forderungen, aber ein sehr guter Organisator. Jetzt hauen wir ab, nach Hause.«
    Das Programm für diesen Tag war zu Ende. Wir fuhren mit der U-Bahn bis zum Kirovplatz, wo Sergej sich mit seiner Schwiegermutter eine Wohnung teilte. Er hatte vier Kinder im schulpflichtigen Alter und eine robuste, hausgestrickte Frau, die Gedichte schrieb. Ich hatte für sie ein paar silberne Ohrgehänge gekauft und bekam dafür eine extra herzliche Umarmung.
    »Am Donnerstag haben wir Abschlußfest in der Akademie«, erzählte Sergej, nachdem wir uns gesetzt hatten und Tee tranken. »Ich habe dich dazu angemeldet. Mikojan soll auch da die Festrede halten. Weißt du, daß er in seiner Freizeit Aquarelle im impressionistischen Stil malt?«
    Am nächsten Tag regnete es. Achtundzwanzig Delegierte aus allen Teilen der Welt sprachen über den Frieden, und junge Pioniere auf den Rängen applaudierten pflichtschuldig zu allen Angriffen auf die Vereinigten Staaten.
    Ein Chinese, der neben mir saß,

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