Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das fliegende Klassenzimmer.

Das fliegende Klassenzimmer.

Titel: Das fliegende Klassenzimmer. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
Vom Netzwerk:
Sebastian totschlagen. »Ein andres Mal«, knurrte er dann. »Ich will jetzt nicht privat werden.«
    Von drüben kamen die ersten Schneebälle angeflogen.
    Sebastian erteilte Befehle. Die Schlacht auf dem Bauplatz begann.
    Der Nichtraucher sagte zu Uli: »Kopf hoch, Kleiner!« Den anderen nickte er zu. »Hals- und Beinbruch, ihr Lümmels. Ihr habt ja den Martin. Da braucht ihr mich nicht.«
    »Eisern!«, brüllten sie. Dann ging er, freundlich und gedankenvoll, zwischen den sausenden Schneebällen nach Hause. In seinen Eisenbahnwagen.
    Sebastian fegte von einer Gruppe zur andern. Die Gymnasiasten waren wegen des Wortbruchs total aus dem Häuschen und hätten die Realschüler am liebsten über den Haufen gerannt. Das Fässchen war besonders ungeduldig.
    »So gib schon endlich den Befehl zum ..,«, Sturmangriff, wollte er rufen. Aber ein feindlicher Schneeball platzte ihm mitten in den Mund. Er machte ein verdutztes Gesicht. Die andern Quartaner lachten.
    »Du hast zwar nicht kapiert, warum wir jetzt nicht gewinnen dürfen«, sagte Sebastian. »Aber gehorchen musst du trotzdem.« Dann sah er sich nach Uli um. Der fror an den Händen und hatte sie in die Hosentaschen gesteckt. Als er Sebastians Blick merkte, zog er die Finger rasch wieder heraus und beteiligte sich an dem Bombardement.
    Inzwischen rannten Martin, Johnny und Matthias die Vorwerkstraße entlang, verschwanden in dem Eckhaus, liefen in den Hof, setzten über die Mauer und standen vor dem Hofeingang des Hauses, in dem Egerland wohnte.
    »Dort ist die Kellertür«, flüsterte Martin. Matthias klinkte vorsichtig auf, und die drei stiegen unhörbar die glitschigen Stufen hinunter. Mitten in völliges Dunkel hinein. Es roch nach alten Kartoffeln.
    Nun tasteten sie sich durch schmale, niedrige Gänge. Ein paarmal ging’s um die Ecke. Da zupfte Johnny Martin am Rockärmel. Sie blieben stehen und bemerkten einen Seitengang, der erhellt war. Sie schlichen langsam näher und hörten eine fremde Jungen-Stimme.
    »Kurt«, sprach die Stimme, »es sind schon wieder zehn Minuten herum.«
    »Na, da wollen wir mal weiterarbeiten«, meinte eine andere fremde Stimme. »Mir tun schon die Hände weh.« Und jetzt vernahm man, sechsmal hintereinander, lautes Klatschen.
    Dann war’s wieder still wie im Grabe.
    »Am meisten wundre ich mich, dass ihr euch nicht schämt«, sagte plötzlich ein Dritter.
    »Das ist Kreuzkamm«, flüsterte Johnny. Und sie schlichen weiter, bis sie sahen, worum es sich handelte. Hinter einer angelehnten Lattentür standen zwei Realschüler, und auf einem alten, wackligen Küchenstuhl saß Rudi Kreuzkamm. Er war mit einer Wäscheleine umwickelt, konnte kein Glied rühren und hatte unnatürlich rote Backen. Auf einem Tisch brannten drei Kerzenstümpfe. Und in der hintersten Ecke, zwischen Holz, Briketts und Kohlen, lehnte ein Tannenbaum. Egerlands Vater hatte ihn vor zwei Tagen gekauft.
    »Ich werde mich erkenntlich zeigen, sobald mich meine Freunde befreit haben«, sagte Kreuzkamm wütend.
    »Bis dahin kannst du verschimmeln«, meinte der eine Realschüler.
    »In spätestens einer Stunde werden sie herausgekriegt haben, wo ich bin«, entgegnete Kreuzkamm zuversichtlich.
    »Da hast du also noch ‘ne hübsche Portion Backpfeifen vor dir«, sagte der andre. »Alle zehn Minuten sechs Stück, das sind in einer Stunde sechsunddreißig.«
    »Angewandte Mathematik!«, rief der Erste und lachte, dass das Kellergewölbe dröhnte. »Vielleicht kommen deine Leute auch früher, was?«
    »Hoffentlich«, sagte Kreuzkamm.
    »Da wollen wir dir doch vorsichtshalber gleich noch ‘n halbes Dutzend ins Gesicht stecken. Gewissermaßen als Vorschuss.
    Kurtchen, mach dich nützlich!«
    Der Realschüler, der Kurtchen hieß, trat dicht vor Kreuzkamms Stuhl, hob die linke Hand und schlug zu. Dann hob er die rechte Hand, schlug zu und sagte: »Das wären zwei.« Dann hob er wieder die Unke Hand - aber da war auch schon Matthias neben ihm, und die dritte Ohrfeige kriegte Kurt selber.
    Er flog krachend in Egerlands Christbaum, blieb in den Tannennadeln sitzen und hielt sich heulend die linke Gesichtshälfte. Martin hatte dem anderen Realschüler einen Doppelnelson angesetzt, dass dem Jungen Hören und Sehen verging. Und Johnny band den verschwollenen Kreuzkamm los.
    »Schnell!«, rief Martin. »In zwei Minuten müssen wir wieder auf dem Bauplatz sein!«
    Rudi Kreuzkamm reckte und dehnte sich. Ihm taten sämtliche Knochen weh. Die Backen waren so dick, als hätte er einen Kloß im

Weitere Kostenlose Bücher