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Das fliegende Klassenzimmer.

Das fliegende Klassenzimmer.

Titel: Das fliegende Klassenzimmer. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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ehrfurchtsvoll staunenden Menge die Überreste.
    »Da staunt der Laie, und der Fachmann wundert sich«, bemerkte Sebastian.
    »Wo ist denn Uli?«, fragte Matthias.
    Das Fässchen zeigte mit dem Daumen nach hinten. Matthias rannte bis in die äußerste Ecke des Platzes. Dort saß Uli auf einer Planke und starrte in den Schnee.
    »Was ist denn passiert, Kleiner?«, fragte Matthias.
    »Nichts Besonderes«, antwortete Uli leise. »Ich bin wieder mal ausgerissen. Ausgerechnet der Wawerka kam auf mich los. Ich wollte ihm ganz bestimmt ein Bein stellen. Aber wie ich sein Gesicht sah, war’s aus.«
    »Ja, er hat eine abscheuliche Visage«, meinte Matthias. »Mir war’s auch fast schlecht geworden, als er auf mich losging.«
    »Du willst mich trösten, Mätzchen«, sagte Uli. »Aber das geht so nicht weiter mit mir. Es muss bald etwas geschehen.«
    »Na, nun komm«, meinte Matthias. »Die anderen rücken gerade ab.«
    Und die beiden ungleichen Freunde liefen hinter den anderen her. Im Dauerlauf ging’s zurück in die Schule. Dem schönen Theodor entgegen.
    Die geschlagene Armee der Realschüler sammelte sich im Hof der Förstereistraße 17. Sie warteten auf Egerland. Er trat ernst unter sie und sagte: »Lasst den Gefangenen frei!«
    »Wir denken gar nicht dran«, rief Wawerka.
    »Dann macht, was ihr wollt!«, sagte Egerland. »Und sucht euch einen anderen Anführer.« Er blickte keinen von ihnen an und ging ins Haus.
    Die Übrigen stürmten johlend in den Keller. Sie wollten ihre Wut an dem Gefangenen auslassen.
    Statt eines Gefangenen fanden sie deren zwei! Da zogen alle miteinander lange Gesichter und schämten sich, so gut es ging.

Das fünfte Kapitel 
...enthält das Wiedersehen mit dem schönen Theodor; eine Debatte über die Hausordnung; ein unverhofftes Lob; eine angemessene Strafe; eine längere Erzählung des  Hauslehrers und was die Jungen hinterher dazu sagten.
    Es war schon spät am Nachmittag; kurz nach fünf Uhr. Es schneite nicht mehr. Aber schwere schwefelgelbe Wolken hingen am Himmel. Der Winterabend senkte sich auf die Stadt; es war einer der wenigen, einer der letzten Abende vor dem schönsten im Jahr, vor dem Heiligen Abend. Man konnte zu keinem der vielen Fenster in den vielen Häusern emporsehen, ohne daran zu denken, dass in ein paar Tagen die brennenden Kerzen der Christbäume auf die dunklen Straßen herabschimmern würden. Und dass man dann zu Haus wäre, bei den Eltern, unter dem eigenen Weihnachtsbaum.
    Die erleuchteten Läden waren mit Tannenzweigen und Glasschmuck ausstaffiert. Die Erwachsenen liefen mit Paketen aus einem Geschäft ins andere und machten enorm geheimnisvolle Gesichter.
    Die Luft duftete nach Lebkuchen, als ob die Straßen damit gepflastert wären.
    Die fünf Jungen rannten keuchend bergan. »Ich krieg einen Punchingball zu Weihnachten«, sagte Matthias. »Der Justus wird’s bestimmt erlauben, dass ich ihn in der Turnhalle festmache. Mensch, das wird ‘ne Sache!«
    »Dein Auge ist noch kleiner geworden«, meinte Uli.
    »Das macht nichts. Das gehört zum Beruf.«
    Sie näherten sich der Schule. Man konnte sie schon sehen.
    Sie lag hoch über der Stadt. Und mit ihren erleuchteten Stockwerken glich sie einem riesigen Ozeandampfer, der nachts übers Meer fährt. Ganz oben im Unken Turm glänzten zwei einsame Fenster. Dort wohnte Doktor Johann Bökh, der Hauslehrer.
    »Haben wir eigentlich etwas im Rechnen auf?«, fragte Johnny Trotz.
    »Ja«, sagte Martin. »Die angewandten Prozentaufgaben. Die sind aber kinderleicht. Ich mache sie nach dem Abendbrot.«
    »Und ich schreib sie morgen früh von dir ab«, meinte Sebastian. »Es ist schade um die Zeit. Ich lese gerade ein Werk über die Vererbungslehre. Das ist viel interessanter.«
    Die Jungen keuchten den Berg hinan. Der Schnee knirschte unter ihren Füßen.
    Vor dem Tor der Schule schritt jemand auf und ab und rauchte eine Zigarette. Es war der schöne Theodor. »Da sind sie ja, die lieben Kinderchen«, sagte er hämisch. »Heimlich im Kino gewesen, was? Hoffentlich war’s recht schön. Damit sich die Strafe lohnt.« »Es war ein wunderbarer Film«, log Sebastian drauflos. »Der Hauptdarsteller sah Ihnen kolossal ähnlich. Er war nur nicht ganz so hübsch.«
    Matthias lachte. Aber Martin sagte: »Lass gefälligst den Blödsinn, Sepp!«
    »Natürlich, du bist auch wieder dabei!«, rief der schöne Theodor und tat, als ob er Martin erst jetzt bemerke. »Dass man einem solchen Hegel wie dir Stipendien gibt, werde ich wohl nie

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