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Das fliegende Klassenzimmer.

Das fliegende Klassenzimmer.

Titel: Das fliegende Klassenzimmer. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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Kreuzkamm zum Unterrichtsbeginn die vollständige Liste. Und das letzte, noch nicht korrigierte Diktat müssen wir eben noch mal machen.«
    »Teufel, Teufel!«, flüsterte Matthias und schüttelte sich.
    »Ich weiß nicht, ob sich Professor Kreuzkamm damit zufrieden geben wird«, sagte Justus. »Alle Zensuren werdet ihr wohl auch nicht auswendig wissen. Trotzdem muss ich euch mitteilen, dass ich euer Verhalten billige. Ihr habt euch einfach tadellos benommen, ihr Bengels.«
    Die fünf Jungen strahlten wie fünf kleine Vollmonde. Der schöne Theodor versuchte zu lächeln. Aber der Versuch misslang.
    »Gesetzwidrig bleibt es immerhin«, sagte Bökh, »dass ihr die Schule unerlaubt verlassen habt. Setzt euch aufs Sofa! Ihr seid müde. Wir wollen überlegen, was sich tun lässt.«
    Die fünf Jungen setzten sich aufs Sofa und blickten ihren Justus vertrauensvoll an. Der Primaner blieb stehen. Am liebsten wäre er fortgelaufen. Doktor Bökh ging im Zimmer auf und ab und meinte schließlich: »Man könnte den Vorfall ganz sachlich beurteilen und nichts weiter tun als feststellen, dass ihr ohne Erlaubnis fort wart. Welches Strafmaß ist hierfür üblich, Sebastian?«
    »Ausgangsentziehung für vierzehn Tage«, antwortete der Junge.
    »Man könnte aber auch die Begleitumstände berücksichtigen«, fuhr der Justus fort. »Und wenn man das tut, so steht zunächst einmal außer Frage, dass ihr, als zuverlässige Kameraden, koste es, was es wolle, in die Stadt musstet. Euer Vergehen bestünde dann nur darin, dass ihr die Erlaubnis einzuholen vergaßt.«
    Er trat ans Fenster und blickte durch die Scheiben. Mit abgewandtem Gesicht sagte er: »Warum habt ihr mich denn nicht gefragt? Habt ihr so wenig Vertrauen zu mir?« Er drehte sich um. »Dann verdiente ich ja selber die Strafe! Denn dann wäre ich an eurem Fehler schuld!«
    »Nicht doch, lieber Herr Justus!«, rief Matthias außer sich, verbesserte sich rasch und meinte verlegen: »Nicht doch, lieber Herr Doktor. Sie wissen doch hoffentlich, wie sehr wir Sie …« Er brachte es aber nicht heraus. Er schämte sich, zu bekennen, wie sehr sie den Mann am Fenster liebten.
    Martin sagte: »Ich habe mir, bevor wir losgingen, einen Augenblick lang überlegt, ob wir Sie erst fragen sollten. Aber ich hatte das Gefühl, es sei verkehrt. Nicht wegen des Vertrauens, Herr Doktor. Ich weiß selber nicht genau, warum ich’s unterließ.«
    Das war wieder einmal etwas für den neunmalklugen Sebastian. »Die Sache ist doch ganz logisch«, erläuterte er.
    »Es gab nur zwei Möglichkeiten. Entweder konnten Sie unsere Bitte abschlagen; dann hätten wir Ihrem Verbot zuwiderhandeln müssen. Oder Sie konnten uns wirklich fortlassen; und wenn dann jemandem etwas zugestoßen wäre, hätte man Sie dafür verantwortlich gemacht. Und die anderen Lehrer und die Eltern hätten auf Ihnen herumgehackt!«
    »So ähnlich«, sagte Martin.
    »Ihr seid ja geradezu verantwortungssüchtig!«, entgegnete der Lehrer. »Ihr habt mich also nur nicht gefragt, um mir Unannehmlichkeiten zu ersparen? Na schön. Ihr sollt die heiß ersehnte Strafe kriegen. Ich entziehe euch hiermit den ersten Ausgehnachmittag nach den Ferien. Damit ist der Hausordnung Genüge getan. Oder?« Bökh blickte den Primaner fragend an.
    »Selbstverständlich, Herr Doktor«, beeilte sich der schöne Theodor zu erklären.
    »Und an diesem der Strafe gewidmeten Nachmittag seid ihr fünf hier oben im Turm meine Gäste. Da machen wir einen Kaffeeklatsch. Das steht zwar nicht in der Hausordnung. Aber ich glaube nicht, dass dagegen etwas einzuwenden ist.
    Oder?« Wieder blickte er den Primaner an.
    »Keineswegs, Herr Doktor«, flötete der schöne Theodor. Am liebsten wäre er zersprungen.
    »Nehmt ihr die Strafe an?«, fragte Bökh.
    Die Jungen nickten fröhlich und stießen einander die Ellbogen in die Rippen.
    »Großartig«, rief Matthias. »Gibt’s Kuchen?«
    »Wir wollen’s stark hoffen«, meinte der Justus. »Und ehe ich euch jetzt hinauswerfe, will ich euch eine kleine Geschichte erzählen. Denn ich habe ja doch das leise Gefühl, dass euer Vertrauen zu mir noch nicht so groß ist, wie es für euch gut wäre und wie ich’s mir wünsche.«
    Der schöne Theodor machte kehrt und wollte auf den Zehenspitzen verschwinden.
    »Nein, nein, bleiben Sie nur hier!«, rief Bökh. Dann setzte er sich hinter den Schreibtisch und drehte den Stuhl so, dass er durchs Fenster blicken konnte. Hinaus in den Winterabend.
    »Das ist ungefähr zwanzig Jahre her«,

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