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Das fliegende Klassenzimmer.

Das fliegende Klassenzimmer.

Titel: Das fliegende Klassenzimmer. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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an. »Und wisst ihr auch, wie dieser Junge hieß?«
    »Jawohl«, sagte Martin leise. »Er hieß Johann Bökh.«
    Der Justus nickte. »Und nun macht, dass ihr rauskommt, ihr Banditen!«
    Da standen sie auf, machten eine feierliche Verbeugung und verließen leise das Zimmer. Der schöne Theodor ging gesenkten Kopfes an ihnen vorüber.
    Auf der Treppe sagte Matthias: »Für diesen Mann da oben lass ich mich, wenn’s sein muss, aufhängen.«
    Uli sah aus, als ob er nach innen geweint hätte, und meinte:
    »Ich auch.«
    Johnny blieb, bevor sie in die verschiedenen Wohnzimmer gingen, auf dem Korridor stehen. »Wisst ihr auch«, fragte er, »wer der Freund ist, der für ihn im Karzer saß und der am Tage nach dem Begräbnis spurlos verschwunden ist?«
    »Keine Ahnung«, sagte Matthias. »Woher sollen wir das denn wissen?«
    »Doch«, meinte Johnny Trotz. »Wir kennen ihn alle. Er wohnt nicht weit von hier, und er ist heute zusammengezuckt, als er den Namen Bökh hörte.«
    »Du hast Recht«, sagte Martin. »Du hast bestimmt Recht, Johnny! Wir kennen seinen verlorenen Freund!«
    »Nun redet schon endlich«, rief Matthias ungeduldig.
    Und Johnny sagte: »Es ist der Nichtraucher.«

Das sechste Kapitel 
...enthält ein Gemälde mit einer  sechsspännigen Kutsche; viel Freude über einen alten Witz; den Vornamen Balduin; eine nasse Überraschung; einen Gespensterzug; ein Tier, das Juckpulver streut; Johnny auf dem Fensterbrett und seine Pläne für die Zukunft.
    Nach dem Abendbrot stiegen sie wieder in ihre Arbeitszimmer hinauf. Martin erledigte die Rechenaufgaben für den nächsten Tag und legte jene Liste an, in der er die verbrannten Diktatzensuren eintragen wollte. Matthias, den er fragte, konnte sich nicht besinnen. »Schreibe bei mir für jedes Diktat ‘ne Vier hin«, schlug er schließlich vor. »Ich glaube, da komm ich immer noch ganz gut weg.« Dann holte Matthias beim Hausmeister Hammer und Nägel und befestigte mit großem Getöse Tannenreisig an den Wänden. Bis die Bewohner der Nachbarzimmer Eilboten herüberschickten und anfragten, ob man übergeschnappt sei.
    Der schöne Theodor, der Stubenälteste des Zimmers Nummer 9, war nicht wieder zu erkennen. Als ihn Martin fragte, ob er wegen der Zensurensammlung in die anderen Zimmer gehen dürfe, sagte der Primaner: »Selbstverständlich, mein Junge. Aber bleibe nicht allzu lange fort.«
    Matthias starrte Martin fassungslos an. Den anderen Insassen des Zimmers, die nicht wissen konnten, was sich beim Justus abgespielt hatte, blieb überhaupt der Mund offen stehen. Und dem zweiten Primaner, der im Zimmer saß, ging vor Schreck die Zigarre aus. »Was ist denn mit dir los, Theo?«, fragte er.
    »Bist du krank?«
    Martin war die Szene unangenehm, und er lief rasch aus dem Zimmer. Nachdem er bei allen andern internen Tertianern gewesen war und deren Zensuren in der Liste eingetragen hatte, ging er zu Johnny Trotz. Dessen Stubenältester war ein netter Kerl. »Na, Martin, schon wieder auf dem Kriegspfade?«, fragte er.
    »Nein«, antwortete der Junge. »Diesmal nicht. Johnny und ich wollen eine Weihnachtsüberraschung besprechen.« Und dann flüsterten die beiden miteinander und einigten sich dahin, dass sie den Justus am nächsten Tag nach dem Mittagessen in den Schrebergarten verschleppen wollten.
    »Hoffentlich irren wir uns nicht«, meinte Martin. »Sonst wird es eine grässliche Geschichte. Stelle dir vor, der Nichtraucher und der Justus erklären plötzlich, dass sie einander überhaupt nicht kennten!«
    »Das ist ganz ausgeschlossen«, sagte Johnny entschieden.
    »In solchen Sachen irre ich mich nie. Verlasse dich da völlig auf mich!« Er dachte nach. »Du darfst auch das Folgende nicht vergessen: Der Nichtraucher ist doch bestimmt nicht zufällig mit seinem Eisenbahnwagen neben unsere Penne gezogen!
    Er wollte zwar einsam leben und verließ vor Jahren seine Umgebung, ohne eine Spur zu hinterlassen. Aber er konnte sich doch nicht völlig von der Vergangenheit losreißen. Und wenn er sich mit uns unterhält, denkt er an seine eigene Kindheit. Ich verstehe das alles so gut, Martin! Es ist, als ob ich’s selber erlebt hätte.«
    »Wahrscheinlich hast du Recht«, meinte Martin.
    »Menschenskind, werden sich die zwei freuen! Was?«
    Johnny nickte begeistert. »Sobald wir merken, dass wir Recht haben«, sagte er, »machen wir uns möglichst unauffällig schwach.«
    »Eisern!«, murmelte Martin. Dann kehrte er ins Zimmer Nummer 9 zurück. Er holte ein Bild aus dem

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