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Das Flüstern der Albträume

Das Flüstern der Albträume

Titel: Das Flüstern der Albträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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erklärt.
    Sie betrat das Bürogebäude, nahm die Sonnenbrille ab und wartete, bis ihre Augen sich an das gedämpfte Licht gewöhnt hatten. In der hinteren Ecke sah sie Luke an seinem Metallschreibtisch sitzen. Er hatte sich auf seinem Stuhl zurückgelehnt und telefonierte.
    Luke war ein großer, schlanker Mann, der die Fünfzig überschritten haben musste, aber mindestens zehn Jahre jünger aussah. Er war gut in Form und kleidete sich sorgfältig, doch seine gebräunte Haut stammte aus dem Sonnenstudio, und aus irgendeinem Grund sah er immer ein wenig künstlich aus.
    Er beendete das Telefonat und grinste sie an. »Eva! Süße, wie geht’s?«
    Sein übertriebenes Lächeln ließ sie innerlich zusammenzucken. »Sie haben ein paar Aufträge für mich?«
    »Hab ich. Und sie sollten ein Kinderspiel sein.« Er holte ein paar Unterlagen aus seiner Schreibtischschublade.
    Eva nahm die Vorladungen entgegen. »Das haben Sie beim letzten Mal auch gesagt. Und da wäre ich beinahe zusammengeschlagen worden.«
    Luke war so klug, beschämt dreinzuschauen. »Ich wusste nicht, dass der Typ ausrasten würde. Der Anwalt seiner Ex meinte, er würde die Scheidung wollen und sich über die Vorladung freuen.«
    »In meinem Transporter sind zwei Dellen, die etwas anderes besagen.«
    »Das tut mir leid.« Er händigte ihr einen Umschlag mit Bargeld aus.
    Sie zählte es und steckte den Umschlag in ihren Rucksack. »Tut es Ihnen leid genug, um ein paar Nachforschungen für mich anzustellen?« Sie sprach in beiläufigem Tonfall, denn sie wusste, wenn Luke merkte, wie viel ihr daran lag, würde er eine Möglichkeit finden, das auszunutzen.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich möchte, dass Sie ein paar Personen für mich finden.« Sie gab ihm das ausgedruckte Blatt mit den Fotos von Lisa, Sara und Kristen.
    Seine blauen Augen verengten sich. »Wieso gerade diese Mädels?«
    Eva zuckte die Schultern. »Wird Zeit, das ich mich mit ihnen unterhalte.«
    »Klar, wieso nicht? Aber Nachforschungen sind teuer.«
    »Wie teuer?«
    »Ein paar Gratislieferungen. Und vielleicht ein Abendessen.«
    »Kein Essen. Und was für Lieferungen?«
    »Legale. Und auf jeden Fall das Essen.«
    Sie ignorierte die Einladung. »Wohin sollen die Lieferungen gehen?«
    »Eine kleine Kanzlei in der Altstadt. Wellington und James.«
    Angies Kanzlei. »Aha. Welcher Anwalt?«
    »Carlson. Und bitte erledigen Sie es, so schnell Sie können. Wenn Sie’s nicht tun, macht die Frau mir die Hölle heiß. Ist ’ne verfluchte Pedantin.«
    Manche Dinge änderten sich eben nie. »Klar. Kein Problem.« Es war zu erwarten gewesen, dass sie irgendwann mit Wellington und James zu tun bekommen würde. Alexandria war eine kleine Stadt. Und wenn man einen Seelenklempner gefragt hätte, hätte er vermutlich gesagt, dass sie den Job nur angenommen hatte, weil sie wusste, dass sie dann irgendwann ihrer Schwester über den Weg laufen würde.
    Luke schnipste gegen das Foto und grinste. »Haben die Mädels Namen?«
    »Kümmern Sie sich nur um die beiden auf der rechten Seite. Die Rothaarige heißt Kristen Hall und die Blonde Sara Miller.«
    »Was ist mit der Dritten?«
    »Die ist tot.«
    Als Donovan die Fotos von dem zehn Jahre zurückliegenden Verbrechen betrachtete, erinnerte er sich an die Aufregung, die er bei seinem ersten richtigen Mordfall empfunden hatte. Reicher Junge und armes Mädchen. Vergewaltigung, Drogen. Der Fall enthielt alle Elemente einer großen Story, und er hatte sich genau so entwickelt, wie Donovan gehofft hatte. Am Ende des Prozesses durfte er seine Artikel namentlich kennzeichnen.
    Wo zum Teufel steckte Eva Rayburn? Und wann rief endlich dieser verdammte Privatdetektiv an und erstattete ihm Bericht?
    »Polizeieinsatz auf dem Wanderweg am Potomac River.« Die Stimme quäkte aus dem Polizeifunk-Abhörgerät auf seinem Schreibtisch, das stets eingeschaltet war. »Garrison ist unterwegs.«
    Garrison.
    Donovan war plötzlich hellwach. Garrison musste doch bis über beide Ohren in der Sache mit dem Mord hinter dem abgebrannten Obdachlosenheim stecken. Wieso rief man dann ihn an und nicht zum Beispiel Detective Sinclair oder Detective Rokov? Es sei denn, der neue Einsatz hing mit dem Mord beim Wohnheim zusammen.
    Elektrisiert sprang Donovan von seinem Stuhl auf, schlüpfte mit den nackten Füßen in ausgetretene Slipper und griff nach Schlüsselbund und Mantel. Er musste sich die Sache unbedingt ansehen.
    Innerhalb von zwanzig Minuten hatte er die Altstadt durchquert und war auf der

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