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Das Flüstern der Albträume

Das Flüstern der Albträume

Titel: Das Flüstern der Albträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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Vater Ihnen wahrscheinlich gesagt hat, hat sie gestanden, Josiah Cross umgebracht zu haben, und kam für zehn Jahre ins Gefängnis. Sie müsste jetzt ungefähr siebenundzwanzig sein.«
    »Können Sie mir ihren Namen sagen?«
    »Ich sehe da keinen Zusammenhang.«
    »Es ist eine Spur, der ich nachgehen will.« Garrison lächelte in der Hoffnung, dass der Sheriff mit ihnen zusammenarbeitete und nicht gegen sie. »Ich muss es versuchen.«
    Der Sheriff zuckte die Achseln und schaute in die Akte. Er ging die Einträge durch, wählte ein Foto aus und reichte es Garrison. »Das ist das Foto aus der Verbrecherkartei. Sie sieht aus, als wäre sie nicht älter als zwölf, aber sie war fast achtzehn, als es passiert ist.«
    Garrison nahm das Bild entgegen und erstarrte.
    Es gab keinen Zweifel, wer die Frau war. Die Augen waren anders, härter, verschlossener, doch die zehn Jahre hatten sie nicht sehr verändert. »Eva Rayburn.«
    Kelly hasste ihren Morgenlauf. Klar, sie hatte all den Mist darüber gehört, wie viel besser der Tag dadurch begann und wie Bewegung den Stoffwechsel auf Touren brachte, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass sie Joggen hasste. Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie jetzt zu Hause im Bett gesessen, mit einem Donut und einem Kaffee, und wie ein zivilisierter Mensch die Morgennachrichten angeschaut. Aber nein, sie war hier draußen und schleifte ihren dicken Hintern am Fluss entlang. Und wieso? Wegen dieses Typen namens Leonard in der Buchhaltung und wegen des kleinen Schwarzen, das sie bei ihrer Verabredung nächste Woche tragen wollte. Sie musste nur zwei Pfund loswerden, dann würde sie den verdammten Reißverschluss zu bekommen.
    Ihre Lungen brannten, und die Knie taten ihr weh. »Shit«, entfuhr es ihr keuchend, während sie ihre Laufgeschwindigkeit vom gemächlichen Joggen zum Gehen drosselte. »Es muss doch noch eine andere Möglichkeit geben.«
    Sie stemmte die Hände in die Hüften und wartete, dass das Seitenstechen nachließ. In etwa vierhundert Metern Entfernung stand eine Parkbank. »Lauf noch bis zur Bank«, versuchte sie sich zu motivieren, »dann darfst du aufhören.«
    Nach ein paar missglückten Anläufen steigerte sie sich vom Gehen wieder zum Laufen. Ihre Knie beschwerten sich, aber wenn sie jetzt aufhörte, würde der Neustart nur umso schlimmer werden. Wenn sie es lebendig bis zu der Bank schaffte, würde sie den Süßigkeiten für mindestens einen Monat abschwören. Na ja, oder jedenfalls für eine Woche.
    Sie senkte den Kopf, bewegte rhythmisch die Arme, lief und sagte sich dabei immer wieder laut vor: »Schwarzes Kleid. Schwarzes Kleid.«
    Bei der Bank angekommen, stieß sie einen erleichterten Seufzer aus und setzte sich sofort hin. Sie ließ den Kopf zwischen die Knie fallen und atmete tief ein.
    Sie bereute es sofort. Die Luft war weder sauber noch erfrischend. Sie war faulig und stechend und erinnerte sie daran, wie sich einmal ein Eichhörnchen in den Lüftungsschacht ihres Elternhauses verirrt hatte und dort gestorben war. Das ganze Haus hatte nach Tod gestunken.
    Tod.
    Kelly schoss von der Bank hoch und blickte sich um. In der Nähe war etwas gestorben. Mist.
    Sie bewegte sich langsam von der Bank weg. Das Letzte, was sie jetzt sehen wollte, war ein toter Hund oder ein Waschbär oder, schlimmer noch, ein totes Stinktier. Sie hatte gehört, dass selbst tote Stinktiere einen noch einnebeln konnten. Das fehlte gerade noch, dass sie endlich in das kleine Schwarze passte und dann nach totem Stinktier roch.
    Kelly war nur ein paar Schritte weit gegangen, als sie im Gebüsch am Fluss etwas Rosafarbenes aufblitzen sah. Sie blieb stehen und bewegte sich vorsichtig darauf zu. Je näher sie kam, desto stärker wurde der Gestank. Sie hätte nicht hinsehen sollen, doch die Neugier trieb sie an. Sie hielt die Hand vor den Mund, spähte nach unten und wäre fast vornübergekippt.
    Schilf und Gras hatten sich um den Körper einer Frau geschlungen, die zusammengekrümmt mit dem Gesicht im Wasser lag.
    Kelly wich zurück und wusste nicht, ob sie schreien oder sich übergeben sollte.
    Sie übergab sich.
    Garrison brütete über dem Rätsel Eva Rayburn, während er und Malcolm ins Büro zurückfuhren. Er nahm die Interstate 495, fuhr an der Ausfahrt Telegraph Road raus und weiter in Richtung Polizeipräsidium in der Mill Street. Er brannte darauf, das King’s Pub aufzusuchen.
    »Es kann kein Zufall sein«, meinte Malcolm. »Erst der Stern in diesem alten Fall, dann die Frau mit den

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