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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Verfolgung.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich bin kein Gelehrter, meine Tochter. Auslegungen des Gesetzes überlasse ich tüchtigen Menschen wie dir. Ich befasse mich nur mit Fragen des Glaubens.«
    »Selbstverständlich. Und doch hatte ich den Eindruck, du kennst dich in den rechtlichen Erfordernissen aus und weißt das Gesetz zu befolgen.«
    »Die grundlegenden Regeln kenne ich natürlich«, entgegnete der Mönch. »Das ist wohl das mindeste, was jeder, der einer Kapelle oder Abtei vorsteht, wissen muss.«
    »Wohl wahr. Und natürlich kommt dir zugute, dass auch nach dem Neuen Glauben Freistatt gewährt werden kann, so dass du mit dem alten Landesrecht nicht in Widerspruch gerätst.«
    »Ganz recht«, pflichtete ihr Bruder Mongan bei.
    »Wie heißt doch in der Heiligen Schrift die Stelle, mit der man begründet, dass der Tempel Gottes ein Schutzort ist?
Nescitis quia templum Dei estis et Spiritus Dei habitat in vobis …?
«
    »Ganz recht, ganz recht«, wiederholte sich Bruder Mongan.
    »Aus dem Brief des Paulus an die Hebräer, glaub ich.«
    »Du sprichst sehr gelehrt, meine Tochter«, meinte der fromme Bruder ernst. »Ich wünsche dir eine sichere Heimkehr, komm wieder heil in der Schule des Brehon Morann an.«
    Fidelma hob die Hand zum Abschied, stieg auf ihr Pferd und ritt davon.
     
    Zwei Tage später saß sie vor dem Kaminfeuer im Gemach von Brehon Morann und nippte an einem Becher Glühwein, den der gerühmte Rektor ihr angeboten hatte.
    »Ich gratuliere, Fidelma. Erzähl, wie hast du den Fall klären können?«
    Die junge Anwältin schaute nachdenklich ins Feuer, als könnten die züngelnden Flammen ihr helfen, ihre Gedanken zu ordnen. »Das war gar nicht mal schwierig«, sagte sie langsam. »Größten teils bin ich durch bloße Vermutung dahinter gekommen.«
    Missbilligend schüttelte der Oberrichter den Kopf. »Bloße Vermutung? Was, wenn deine Mutmaßungen sich als falsch erwiesen hätten? Im Rechtswesen verbieten sich gefühlsmäßige Schlussfolgerungen.«
    »Ich glaube, unter den gegebenen Umständen hatte ich keine andere Wahl«, erwiderte sie ruhig.
    »Dir sind die Verfahren geläufig, wie man zur Wahrheit gelangt, und du hast einen scharfen, geschulten Verstand. Von welchen Überlegungen und Schlussfolgerungen hast du dich leiten lassen? Berichte.«
    »Zunächst habe ich Abt Sionna aufgesucht, wie du mir geraten hattest. Im Verlaufe des Gesprächs erfuhr ich, dass Bruder Mongan ein gelehrter Schreiber war und unter anderem auch eine Handschrift der Paulusbriefe angefertigt hatte.«
    »Und weiter?«
    »Neben der Kapelle waren zwei Pferde angepflockt. Bekanntlich besitzt ein Mönch kein Pferd und reitet auch keins, es sei denn, er genießt besondere Vorrechte oder ist von höherem Rang. Beides traf auf Bruder Mongan nicht zu. Er war der Sohn eines armen Bauern, wie der Abt erwähnte. So fragte ich mich, warum dort zwei Pferde standen. Ulam Fionn behauptete, er sei der einzige Schutzsuchende in der Kapelle. Mir fiel ein, was Faichen Glas gesagt hatte: Er vermute, Ulam Fionn sei in diese Gegend geflohen, um bei seinem Vetter Ulpach Unterschlupf zu finden. Der Gedanke lag nahe, dass das zweite Pferd Ulpach gehörte, und ich schöpfte Verdacht.
    Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass dem Flüchtigen Freistatt nach den Regeln der Gesetze gewährt wurde, hielt ich es für angebracht, einen Schritt weiterzugehen und verlangte, Ulam Fionn zu sprechen. Ich hoffte so zu erfahren, ob sich auch Ulpach in der Kapelle aufhielt. Das war aber nicht der Fall. Nur Ulam Fionn und Bruder Mongan waren dort. Sie beteuerten, außer Ulam Fionn sei keine weitere Person anwesend, der Asyl gewährt würde. Ich erkundigte mich, ob das kleine Bethaus zufriedenstellende Unterkunft böte, um sich dort längere Zeit aufzuhalten. Bruder Mongan fing schon an zu erklären, dass es sich im Untergeschoß ganz gut leben ließe, merkte aber gleich, dass er dabei war, sich zu vergaloppieren. Ulam Fionn fiel ihm auch sofort ins Wort und lenkte ab. Ich ging nicht weiter darauf ein, hatte jedoch das ungute Gefühl, in der Krypta war etwas, das ich nicht sehen sollte.«
    Brehon Morann schaute sie eindringlich an. »Mutmaßungen und ungutes Gefühl. Das allein kann es nicht gewesen sein. Es brauchte doch Beweise, um schließlich so zu handeln, wie du es getan hast.«
    Fidelma lächelte stillvergnügt. »Ich vertraute darauf, dass ich aus dem, was meine Ohren hörten und meine Augen sahen, die richtigen Schlussfolgerungen zog. Abt Sionna hatte

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