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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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wir uns vergewissern, ob die Freistatt mit Fug und Recht gewährt worden ist. Ich habe zwar keinen Grund, das anzuzweifeln, aber wir wissen nur allzu gut, dass wir uns in Fragen des Rechts nie von bloßen Annahmen leiten lassen dürfen. Reine Vermutung, ohne die Richtigkeit einer Sachlage überprüft zu haben, kann zu erheblichen Fehlurteilen führen.«
    »Ich weiß«, stimmte ihm Fidelma zu, verstand jedoch nicht, weshalb er Selbstverständlichkeiten wiederholte, die ihr sattsam bekannt waren.
    »Ich sehe es als ein gutes Lehrstück für dich, wenn du dich auf den Weg zu dieser Kirche St. Benignus machst und mit Bruder Mongan sprichst, um sicherzugehen, dass alles rechtmäßig erfolgt ist«, redete Brehon Morann weiter.
    »Ich?«, entfuhr es Fidelma.
    »Es ist nur ein Halbtagesritt bis dort, bedeutet also einen weiteren halben Tag zurück. Du wirst in einer Herberge übernachten müssen. Aus dem Kollegium kann ich niemanden entbehren. Du aber hast die Qualifikation für eine solche Aufgabe, und eine kurze Unterbrechung deiner Studien fällt nicht weiter ins Gewicht. Genau genommen gehört eine solche Aufgabe zu deinem Studium, denn mit Fragen des Schutzrechts wirst du später öfter zu tun haben, wenn du selbst Recht sprichst.«
    »Ja, natürlich«, erwiderte Fidelma nervös und gab mit zaghafter Stimme zu bedenken: »Ich weiß aber nicht, wo die Kirche des heiligen Benignus steht.«
    »Ich sage dir, wie du zu Sionnas Abtei kommst, und er wird dir das letzte Wegstück erklären. Du kannst eins unserer Pferde nehmen. Nach deiner Rückkehr, wenn du dich vergewissert hast, dass alles im Einklang mit den Gesetzesvorschriften geschehen ist, können wir Faichen Glas genau sagen, wie er weiter vorzugehen hat.« Brehon Morann sah aus dem Fenster auf den dunkel werdenden Himmel. »Um noch heute aufzubrechen, ist es zu spät. Reite morgen früh bei Tagesanbruch los.« Er beobachtete, wie sich Fidelma langsam erhob und sich nur widerstrebend in ihr Schicksal ergab, und fügte mahnend hinzu: »Die Rechtsprechung besteht nicht nur aus dem Reiz von Problemstellungen und mysteriösen Vorgängen. Der Weg zu ihrer Lösung ist oft sehr langwierig und ermüdend, einfache Tatbestände müssen überprüft werden, und das nicht nur einmal, und auch lästige Reisen gehören dazu.«
    Fidelma bekam ein schlechtes Gewissen.
    »Ich bitte um Entschuldigung, Brehon Morann, wenn ich den Eindruck erwecke, dass ich die Aufgabe nicht mit dem nötigen Eifer angehe. Selbstverständlich werde ich sie nach bestem Wissen und Gewissen erledigen.«
     
    Um die Mittagszeit des folgenden Tages saß Fidelma vor Abt Sionna, einem pausbäckigen, schon ein wenig älteren Mann. Sein silbergraues Haar und die großen blauen Augen gaben ihm etwas Engelhaftes.
    »Die Kapelle St. Benignus?«, überlegte er laut, nachdem sie ihm ihr Anliegen vorgetragen hatte. »Die ist nicht weit von hier, auch ist es noch gar nicht so lange her, dass Bruder Mongan dorthin entsandt wurde. Er wird sich als hilfreich erweisen, ist ein besonnener Mann, ein guter Gelehrter. Er kam als Sohn eines armen Bauern in unsere Abtei und hat sich durch Fleiß ein großes Wissen angeeignet. Eine Weile hat er in unserer Bibliothek gearbeitet, wo er die meisten Texte von Paulus aus der Heiligen Schrift kopierte. Ich habe ihn nur ungern ziehen lassen, aber er wollte sich in der Leitung einer kleinen Kapelle bewähren. Du brauchst dir keine Sorgen machen. Er hat gewiss alle Vorschriften befolgt, die bei der Gewährung einer Freistatt zu bedenken sind.«
    »Von dem Fall als solchem hat er dich aber nicht informiert?«, fragte Fidelma, die bei seiner Formulierung des Satzes als Mutmaßung stutzte.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Bruder Mongan wird wahrscheinlich warten müssen, bis er jemanden findet, der eine Botschaft überbringen kann. Man braucht etwa zwei Stunden im scharfen Ritt von hier, dazu auf abgelegenen Pfaden. Und da er dort allein ist, kann er nicht einfach fort und den Flüchtling schutzlos sich selbst überlassen. Doch nun lege ich die Angelegenheit getrost in deine Hände; du wirst mich auf dem Rückweg über den Stand der Dinge dort in Kenntnis setzen.«
     
    Wenige Stunden später erspähte Fidelma ein längliches Gebäude – die Kapelle St. Benignus. Alle fünf Königreiche von Éireann verfügten über riesige Waldgebiete, so nahm es nicht wunder, dass die meisten kleinen Kirchen aus Holz gebaut waren. Im Westen des Landes, zum Beispiel in Muman, wo Fidelma herstammte, gab es

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