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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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schon vor Fred entdeckt.«
    »Das glaube ich nicht. Kannst du dir vorstellen, dass sich einer von denen den Finderlohn für diese Leiche freiwillig entgehen ließe? Schließlich ist der Mann jung und scheint gesund und einigermaßen wohlhabend gewesen zu sein, jedenfalls nach hiesigen Maßstäben. Für einen Toten seines Standes gäbe es mit Sicherheit eine Leichenschau und folglich auch Finderlohn und Zeugengeld. Nein, meiner Meinung nach wurde der Mann ermordet, und der Täter hat seine Taschen geleert, bevor er die sterblichen Überreste in den Fluss warf. Ah!« Dickens holte aus der Innentasche der Weste ein schmales Band, das zu einer Schleife gebunden war. Er hielt es ins Licht der Laterne. »Eine rote Schleife. Fällt dir dazu etwas ein?«
    Collins schüttelte den Kopf. »Vielleicht das Haarband einer Dame?«, schlug er vor.
    »Überleg doch mal!«, rief sein Schwiegervater gereizt. »Mit solchen Bändern werden doch juristische Schriftstücke zusammengebunden! Es sieht aus, als hätte jemand das zusammengerollte Schriftstück entfernt, ohne sich die Mühe zu machen, die Schleife zu öffnen. Dann hat er sie dem Toten kurzerhand in die Tasche gestopft. Und jetzt sieh dir mal den Anzug an. Dieser Herr war zweifellos Jurist.«
    Collins starrte seinen Schweigervater fassungslos an. »Und wie er heißt, wissen Sie bestimmt auch schon«, bemerkte er trocken.
    »Selbstverständlich. Sein Name ist Wraybrook.«
    »Ach, nun reicht’s aber!«, protestierte Collins. »Wie Sie darauf kommen, dass er Jurist ist, kann ich ja noch nachvollziehen. Wohlgemerkt halte ich es bis auf weiteres für eine Mutmaßung, denn Beweise haben Sie keine. Aber wie um Himmels willen haben Sie festgestellt, dass er den Namen Wraybrook trägt?«
    Dickens hielt die Laterne empor, um seinem Schwiegersohn die Innenseite des hohen, gestärkten Hemdkragens zu zeigen. »Die Wäscherinnen von heute gehen sehr professionell vor. Sieh nur, diejenige, die dieses Hemd gewaschen hat, war so freundlich, seinen Namen mit wasserfester Tinte in den Kragen zu kritzeln.«
    Er knöpfte den Kragen wieder zu. Nachdem er die Leibesvisite beendet hatte, richtete er sich auf und sagte: »Armer Teufel. Ein junger Jurist, dem man den Schädel einschlägt, um ihn anschließend in der Themse zu versenken. Warum wohl?«
    »Meistens geschehen solche Taten aus Habgier.«
    Dickens blickte nachdenklich auf den Toten hinab.
    Von der Straße hörte man Schritte. Eine kräftig gebaute Gestalt eilte herbei und stieg die Stufen zum Ufer hinab. Als sie ins Licht der Laternen trat, sah man, dass sie die Uniform der Hauptstädtischen Polizei trug. In der Hand hielt sie eine Fackel.
    »Wie ich höre, wurde hier eine Leiche gefunden.«
    Dickens lächelte den Polizisten freundlich an. »Und Sie sind …?«
    »Sergeant Cuff, Sir, vom Themse-Kommissariat.« Plötzlich sah ihn der Polizist prüfend an und fragte: »Verzeihung, Sir, sind Sie nicht …?«
    »Ja, der bin ich.«
    »Haben Sie …?«
    »Nein. Die Wirtin der ›Grapes‹ hat uns gebeten, die Leiche anzusehen. Gefunden wurde sie von einem jungen Mann namens Fred. Er arbeitet am Tresen.«
    Der Sergeant nickte. »Aha. Er kam ins Revier, um den Fund zu melden. Während er seine Aussage machte, bin ich schon mal losgegangen.« Er senkte die Fackel, um die Leiche am Boden zu betrachten. »Ich will Sie nicht aufhalten, Mr. Dickens und Mr. …?«
    »Mein Schwiegersohn, Charles Collins.«
    »Sehr erfreut, Sir. Dann werde ich mich mal an die Arbeit begeben.«
    Bevor die beiden Männer zurück an ihren Tisch gingen, brachten sie Miss Mary die Laterne, und Dickens sagte ihr, dass die Polizei inzwischen eingetroffen sei. Kurz darauf erschien Fred. Er wirkte ausgesprochen erleichtert. »Ich hab meine Aussage gemacht, dann durfte ich gehen«, berichtete er mit einem zufriedenen Lächeln.
    Dickens nickte ernst. Er fragte Miss Mary: »Sie hätten nicht zufällig ›Kelly’s Post Office Directory‹ im Haus?«
    »Doch, Sir.« Die Wirtin holte das Buch unter dem Tresen hervor und reichte es ihrem Gast. Dickens nahm es mit in den Nebenraum, setzte sich an den Tisch und fing an zu blättern.
    »Wahrscheinlich suchen Sie Wraybrook, den Rechtsanwalt«, bemerkte Collins. Er trank den letzten Schluck Portwein und blickte voller Bedauern ins leere Glas.
    »Stimmt, aber der Name taucht hier nicht auf. Nun ja, das Buch ist letztes Jahr erschienen und wurde im Jahr davor zusammengestellt. Möglicherweise hat sich unser Freund Wraybrook aber erst dieses oder

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