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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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fassungslos an.
    Dickens schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Miss Hexton war mit dem Verstorbenen befreundet«, sagte er vorwurfsvoll.
    Das Mädchen stieß einen seltsamen Klageton aus. »Er ist tot?«, fragte sie.
    »Ja, Miss, er wurde ermordet«, antwortete der Polizist ohne erkennbares Mitgefühl.
    Das Mädchen rannte weinend aus dem Zimmer, und man hörte sie die Außentreppe hinabsteigen.
    »Glückwunsch, Sergeant«, bemerkte Dickens ironisch. »Da haben Sie aber wirklich Fingerspitzengefühl bewiesen.«
    Sergeant Cuff schnaubte. »Sie ist die Tochter von Gevatter Hexton. Er würde eine Leiche plündern, ohne mit der Wimper zu zucken. Den nehme ich mir sowieso gleich vor. Er und seine Tochter stecken wahrscheinlich hinter dem Mord an Wraybrook. Entweder sie haben einen Mörder gedungen, oder sie haben ihn selbst abgemurkst. Der war doch für dieses Diebesgesindel ein Geschenk Gottes. Wer den um die Ecke gebracht hat, besitzt jetzt ein Vermögen.«
    »Sie scheinen sich sehr sicher zu sein, dass es sich um Raubmord handelt«, bemerkte Dickens. Plötzlich stutzte er. »Sie haben gerade angedeutet, dass Sie Wraybrook kannten und dass er vermögend war. Sehen Sie sich doch einmal in der Wohnung hier um, Sergeant Cuff, und sagen Sie mir, ist dies etwa das Zuhause eines vermögenden Mannes?«
    Cuff lächelte süffisant. »Die Polizei ist nicht so dumm, wie Sie denken, Mr. Dickens. Natürlich habe ich Wraybrook gekannt. Ich beobachte ihn schon seit mehreren Monaten. Ich wusste sofort, wer der Tote ist, aber ich musste warten, bis der Kollege eintraf, ehe ich Ihnen folgen konnte. Hoffentlich haben Sie nichts angerührt.«
    »Es gibt hier nichts zum Anrühren«, entgegnete Dickens verärgert.
    »Hätte mich auch gewundert. Woher kannten Sie Wraybrook?«
    »Ich kannte ihn nicht. Eine Wäscherin hat seinen Namen in den Kragen seines Oberhemds geschrieben. An seiner Kleidung habe ich gemerkt, dass er Anwalt war, und habe nach dem entsprechenden Eintrag in ›Kelly’s‹ gesucht. Miss Mary hat mir dann weitere Mühen erspart, indem sie mir mitteilte, dass sie Eugene Wraybrook kannte, und mir den Weg zu seiner Wohnung wies. Alles ganz einfach.«
    »Raffiniert. Hätten Sie mich gefragt, wäre das alles nicht nötig gewesen. Ich hätte Ihnen sagen können, dass Wraybrook vor sechs Monaten aus Indien nach England kam und dass ihn die Polizei von Bombay verdächtigt, aus einem Hindutempel einen großen Diamanten gestohlen zu haben, das Auge eines Götzenbildes. Es fehlten aber ausreichende Beweise, um den Mann festzunehmen. Deswegen ließ ihn die indische Polizei ausreisen und gab uns den Hinweis, ihn im Auge zu behalten, weil er früher oder später versuchen würde, den Diamanten zu verkaufen. Aber er war ein schlauer Bursche, soviel kann ich Ihnen verraten, Mr. Dickens. Der ist auf Nummer sicher gegangen. Hat sich hier eingemietet und seine Kanzlei eröffnet. Viel hat er nicht verdient, das weiß ich genau. Hat vermutlich von seinen Ersparnissen gelebt. Nun, wir von der Wache sind es gewohnt, uns in Geduld zu üben und einfach abzuwarten, was passiert … Passiert ist dann lange nichts, erst heute Abend. Ich nehme an, jemand hat herausbekommen, dass er im Besitz des Diamanten war. Da wir seine Wohnung mehrmals insgeheim durchsucht und nichts gefunden haben, wird er ihn wohl immer bei sich getragen haben.«
    Sergeant Cuff stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ich halte Gevatter Hexton und seine Tochter für die Täter. Ich werde die beiden jetzt befragen gehen.« Er berührte seinen Hut und verließ den Raum.
    Dickens rieb sich nachdenklich das Kinn, während Collins die Lampe auf dem Tisch anhob. Die Glaskristalle am Rand des Sturzes klirrten leise.
    »Ja, das war dann wohl alles«, bemerkte er. »Wollen wir noch eine Karaffe Portwein bestellen?«
    Dickens aber fixierte mit einem seltsamen Gesichtsausdruck die Lampe. »Komm«, sagte er, »lass uns mit der Lampe ins Büro gehen, da können wir sie uns genauer anschauen.«
    Collins verstand nicht, worauf er hinauswollte, folgte ihm aber widerspruchslos.
    Im Büro begutachtete Dickens eingehend die Zierkristalle am Glassturz, bat Collins, die Lampe zu löschen, und riss mit einem triumphierenden Laut einen der Kristalle aus seiner Messingöse und hielt ihn an den Gasbrenner. Dann trat er vors Fenster und zog mit einer ausladenden Bewegung den Rand des Kristalls über die Scheibe. Es war eine tiefe Kerbe zu sehen.
    »Wenn mich nicht alles täuscht, mein lieber Charley«,

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