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Das flüsternde Haus: Eine Hommage an Edgar Allan Poe

Das flüsternde Haus: Eine Hommage an Edgar Allan Poe

Titel: Das flüsternde Haus: Eine Hommage an Edgar Allan Poe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Sidjani
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bekannt war: dem Alkohol.
    Ich war nie ein starker Trinker. Eher verabscheute ich den Geruch von Bier und Wein und war einem guten Tee zugetan. Die ersten zwei, drei Male in einer Kneipe waren mir nicht mehr als drei Gläser möglich. Danach war mir übel, das erste Mal übergab ich mich. Doch von meinem rebellierenden Körper wollte ich mich nicht entmutigen lassen und fand mich bald darauf täglich in derselben Spelunke ein, wo ich schnell Trink-Bruderschaften schloss, während meine Frau schon leichten Argwohn hegte. Jetzt konnte ich mit den ersten Aufzeichnungen beginnen, wie unser einst so friedliches Heim schleichend von Streitereien belästigt wurde. Den Schriftsteller in mir befriedigte dies ungemein, aber der Mensch, der litt. Welches Leiden lässt sich mit dem Alkohol vergleichen?
    Es war zu einer Zeit, in der ich jede Nacht nun betrunken nach Hause kam, mich sogleich ungewaschen und mit alkoholgetränktem Atem in unser Ehebett kroch, und meine Frau, ganz gleich, ob sie ein Buch las oder schlief, mit meinem körperlichen Verlangen belästigte. Ich sage belästigen, weil ich so lange an ihr zerrte, bis sie sich mir hingab. Hier schon hatte ich eine erste Grenze überschritten. Eines nachts nun hatte sie genug, was ich ihr bei Gott nicht verdenken kann, und sie klatschte mir unversehens mit der flachen Hand in mein Gesicht, wie ich es mir wünschte, bei ihr schon längst getan zu haben. In meinem benebelten Geist war dies Vorwand genug, mit der Faust in ihren Bauch zu donnern.
    Auf einen Moment der Macht folgte augenblickliche Reue, dann Tage der Entschuldigungen, die nun immer folgten, wenn ich mich an ihr vergangen hatte. Auch wenn es manches Mal länger brauchte, sie verzieh mir und wir beteuerten uns, und da war ich stets nüchtern, wie sehr wir uns liebten. Ich begriff den Kreislauf früh und füllte Seiten um Seiten von einem Mann, der nicht anders konnte als mit Schlägen seine Liebe zu erkaufen. Alsbald nahm sich meine Frau vor, mir beim Austreiben dieses Dämons zu helfen, ja, mich vor ihm zu erretten. Als wäre nur sie dazu fähig und ich eigentlich hilflos. Monate vergingen, und es mag gar eine neue Normalität entstanden sein. Wir lebten in einer misshandelnden Ehe und all die widersprüchlichen Gefühle in mir und ihr aufopferndes Verhalten verhalfen mir, den Roman zu beenden. Nun fast, es fehlte noch der Schluss.
    Bei Romanen stieß ich bisher nur auf zwei Gattungen, die sicherlich auf die ursprüngliche Dualität des Theaters zurückzuführen sind, Komödien und Dramen. Während die Auflösung der ersteren stets eine Entwirrung der Widerstände mit sich brachte, endeten Dramen im Düsteren, das nicht selten mit dem Tod, bestimmt jedoch mit einer auswegslosen Situation gekennzeichnet war. Da mein Roman ein Drama war, benötigte ich eine letzte, bösartige Steigerung.
    Ich stritt mit ihr am frühen Morgen, als mein Kopf vor Schmerzen noch zu keinem klaren Denken fähig war. Am Vorabend hatte ich mein tägliches Pensum an Bier und Wein mit Whiskey gehörig überschritten. Meine sonst so sanftmütige Frau schrie mich an und drohte mir das erste Mal, mich zu verlassen. Da begriff ich, wie es war, rot zu sehen. Wenn das Reflektieren aussetzte und der Dämon zu steuern begann. Ich erfuhr die Essenz meiner Hauptfigur. Diesmal beließ ich es nicht bei Faustschlägen in Magen und Unterleib. Hatte ich bisher auf ihr Gesicht Rücksicht genommen. Auch, damit keiner äußere Anzeichen unserer gewalttätigen Partnerschaft wahrzunehmen vermochte. Erst als sie auf dem Boden lag und meine Schuhe von ihrem Blut glänzten, wurde ich gewahr, dass jemand Fragen stellen würde, sollte meine Frau in ein Krankenhaus kommen. Ihr vor Schmerzen zuckender Körper und das wimmernde Pfeifen durch ihre aufgeplatzten Lippen waren Zeichen genug, dass wir aus diesem Streit nicht mehr so einfach treten konnten. Sie brauchte Hilfe. Doch ich behalf mir, indem ich den Toaster so lange auf ihren Kopf schlug, bis sie leblos da lag. Danach verwüstete ich unsere Wohnung, brach das Schloss der Tür heraus und verschwand zur Arbeit, nachdem ich mich und mein Äußeres gereinigt hatte.
    Oh, wie ich litt an diesem Tag. Bis abends zu warten, auf dass ich sie fand und endlich die Polizei rief. So lange war sie schon tot, sagte ich unter Tränen, und ich wusste es nicht. Bis mich ein Sanitäter beruhigte, sie atmete noch, sie müsste sofort ins Krankenhaus. Wie gesagt, es erforderte viel an Übung, mich so unscheinbar unter euch zu bewegen,

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