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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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»Wiedergeburt des Okkultismus«, in dem der bekannte Hermetist Doktor Moebius —
    ein neues Pseudonym Belbos, der sich auf diese Weise den ersten Coupon des Hermes-Projekts verdient hatte — über die wundersame Renaissance der okkulten Wissenschaften in der modernen Welt sprach und ankündigte, daß der Verlag Manuzio beabsichtige, sich mit der neuen Reihe »Entschleierte Isis« auf diesem Gebiet zu betätigen.
    In der Zwischenzeit hatte Signor Garamond eine Anzahl von Briefen an die verschiedenen Zeitschriften für Hermetismus, Astrologie, Tarot, Ufologie und so weiter geschrieben, unterzeichnet mit irgendwelchen Phantasienamen, um Informationen über die neue Buchreihe bei Manuzio zu erbit-ten. Daraufhin hatten die Redakteure dieser Zeitschriften bei ihm angerufen, um sich nach der Reihe zu erkundigen, und er hatte sich in Schweigen gehüllt und gesagt, er könne die ersten zehn Titel noch nicht nennen, aber sie würden in Kürze erscheinen. So war die Welt der Okkultisten, gewiß ohnehin sehr erregt durch fortwährende Trommelwirbel, in-315
    zwischen auf dem laufendem über das Hermes-Projekt.
    »Verkleiden wir uns als Blüten«, sagte Signor Garamond, der uns zu einer erneuten Konferenz in den Saal des Globus bestellt hatte, »und die Bienen werden schon kommen.«
    Aber das war noch nicht alles. Er wollte uns den Prospekt zeigen, den er sich ausgedacht hatte: ein schlichtes Faltblatt mit vier Seiten, aber aus Hochglanzpapier. Die erste Seite zeigte den geplanten Umschlag der Reihe, eine Art goldenes Siegel (das Pentaculum Salomonis, erklärte uns Garamond) auf schwarzem Grund, die Ränder der Seite gesäumt mit einer Dekoration aus ineinandergreifenden Hakenkreuzen (die asiatische Swastika, präzisierte Garamond, die im Sinne des Sonnenlaufs geht, nicht die nazistische, die im Uhrzei-gersinn geht). Oben an der Stelle, wo der Buchtitel stehen sollte, eine Schrift: »Es gibt mehr Dinge im Himmel und auf Erden...« Auf den inneren Seiten wurden die Verdienste des Hauses Manuzio um die Bewahrung und Förderung der Kultur gerühmt, dann wiesen ein paar einprägsam Slogans auf die Tatsache hin, daß die heutige Welt nach tieferen und leuchtenderen Gewißheiten verlangt, als die Wissenschaft sie ihr zu geben vermag: »Aus Ägypten, aus Chaldäa, aus Tibet — eine vergessene Weisheit — für die spirituelle Wiedergeburt des Okzidents«.
    Belbo fragte, an wen der Prospekt versandt werden solle, und Garamond lächelte, wie nur — hätte Belbo gesagt —
    Jago, der böse Geist Othellos, zu lächeln vermag. »Ich habe mir aus Frankreich das Adreßbuch aller zur Zeit in der Welt existierenden Geheimgesellschaften kommen lassen, und fragen Sie nicht, wie es ein öffentliches Adreßbuch der geheimen Gesellschaften geben kann. Es gibt eins, hier, bitte sehr, Editions Henry Veyrier, mit Adresse, Telefonnummer und Postleitzahl. Nehmen Sie es mit, Belbo, gehen Sie’s durch und eliminieren Sie die Adressen, die uns nicht interessieren, denn sehen Sie, hier stehen auch die Jesuiten, das Opus Dei, die Carbonari und der Rotary Club, aber suchen Sie alle heraus, die nach Okkultismus klingen, ich hab schon einige angekreuzt«
    Er blätterte: »Hier: Absolutisten (glauben an die Metamor-phose), Aetherious Society of California (pflegt telepathi-sche Kontakte zum Mars), Astara in Lausanne (schwört absolute Geheimhaltung), Atlanteans of Great Britain (suchen 316
    nach dem verlorenen Glück), Builders of the Adytum in Kalifornien (Alchimie, Kabbala, Astrologie), Cercle E.B. in Per-pignan (verehrt Hathor, die Liebesgöttin und Wächterin des Berges der Toten), Cercle Eliphas Lévi in Maule (keine Ahnung, wer dieser Lévi ist, vielleicht dieser französische An-thropologe oder wie der heißt), Chevaliers de l‘Alliance Templaire in Toulouse, Collège des Druides des Gaules, Convent Spiritualiste de Jéricho, Cosmic Church of Truth in Florida, Eglise Traditionelle d‘Ecône in der Schweiz, überhaupt jede Menge Kirchen, Church of the Mormons (die hab ich mal in einem Krimi gefunden, aber vielleicht gibt’s die nicht mehr), Church of Mithra in London und Brüssel, Church of Satan in Los Angeles, Eglise Luciférienne Unifiée de France, Eglise Rosicrucienne Apostolique in Brüssel, Enfants de la Ténèbre ou Orde Vert an der Goldküste (nein, die vielleicht nicht, wer weiß, in welcher Sprache die schreiben), Escuela Hermetista Occidental de Montevideo, National Institute of Kabbalah in Manhattan, Central Ohio Temple of Hermetic

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